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Irak: Angriff auf Exil-Iraner

2. September 2013

Bei Auseinandersetzungen im irakischen Flüchtlingslager Camp Aschraf sind nach Angaben dort lebender Exil-Iraner mehr als fünfzig Menschen getötet worden. Die Behörden weisen den Vorwurf eines Militärangriffs zurück.

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Schwerbewaffnete Sicherheitskräfte vor dem mit einem Stacheldrahtzaun gesicherten Flüchtlingslager Camp Aschraf (Foto:AFP/Getty Images)
Camp AshrafBild: STR/AFP/Getty Images

Im Irak sollen bei einem Angriff auf ein Lager der Volksmudschahedin 51 Iraner getötet worden sein. Das berichtete die iranische Widerstandsbewegung unter Berufung auf Augenzeugen im Lager Aschraf nördlich von Bagdad. Unter dem früheren irakischen Diktator Saddam Hussein hatten die Volksmudschahedin, die gegen das iranische Regime kämpfen, das Lager gegründet. Die neue Iran-freundliche irakische Regierung will die militante Oppositionsgruppe nun loswerden.

Das Innenministerium sprach lediglich von neun Toten. Ein Behördensprecher erklärte, eine Einheit der Armee habe am Sonntag versucht, das Lager zu betreten, nachdem die Siedlung von Unbekannten aus einem nahe gelegenen Viertel heraus mit Mörsergranaten beschossen worden sei. Die Lagerbewohner hätten die Soldaten angegriffen, als diese versuchten, in das Lager zu gelangen. Bei einem anschließenden Gefecht seien neun der Iraner getötet und elf von ihnen verletzt worden.

Die Volksmudschahedin stellten die Attacke dagegen als einen angeordneten Angriff der Polizei auf das Lager dar. Sie erklärten, mehrere der getöteten Mitglieder der Gruppe seien von irakischen Sicherheitskräften erst festgenommen, gefesselt und dann erschossen worden.

UN-Untersuchung angekündigt

Gyorgy Busztin von der UN-Vertretung im Irak verurteilte die Gewalt und forderte die irakischen Behörden auf, die Vorwürfe aufzuklären, den Verletzten schnellstmöglich medizinische Hilfe zukommen zu lassen und die Sicherheit in dem Lager wiederherzustellen. Die Vereinten Nationen würden die Vorwürfe auch selbst untersuchen, erklärte Busztin.

In Camp Aschraf nahe der iranischen Grenze leben noch etwa hundert Mitglieder der Volkmudschahedin. Fast 3000 weitere Bewohner wurden 2012 ins Camp Liberty verlegt. Die Volksmudschahedin werfen den irakischen Behörden vor, sie wollten die Bewohner von Camp Aschraf vertreiben. Seit zwei Wochen sei die Wasser- und Stromversorgung dort unterbrochen.

Im Februar waren bei einem Granaten- und Raketenangriff auf Camp Liberty nahe der irakischen Hauptstadt Bagdad mindestens acht Menschen getötet worden. Bereits seit dem iranisch-irakischen Krieg von 1980 bis 1988 halten sich große Gruppen iranischer Flüchtlinge im Irak auf. Sie wurden von dem damaligen irakischen Machthaber Saddam Hussein dabei unterstützt, Angriffe auf das Nachbarland vorzubereiten.

Die UN suchen seit Jahren nach einer neuen Bleibe für die iranischen Flüchtlinge. Im Juni nahm Albanien 71 von ihnen auf, Deutschland sagte die Aufnahme von hundert Iranern aus dem Irak zu.

re/haz (dpa, afp, rtr)