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Kirchen-Schützen droht die Höchststrafe

19. Juni 2015

Der mutmaßliche Todesschütze Dylann R. aus Charleston soll wegen Mordes an neun Afroamerikanern in einer Kirche angeklagt werden. Bei der ersten Anhörung verzog er keine Miene. Dabei könnte ihm die Todesstrafe drohen.

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Der mutmaßliche Todesschütze Dylann R. aus Charleston in einem Gefängnisraum (Foto: REUTERS)
Bild: Reuters/Pool TPX Images of the day

Dylann R. steht regungslos in einem Gefängnisraum, von wo er per Video in den Charlestoner Gerichtssaal geschaltet ist. Richter James Gosnell ordnete an, der mutmaßliche Schütze müsse in Haft bleiben. Wegen der Mordvorwürfe sei eine Freilassung gegen Kaution nicht möglich.

Der Beschuldigte muss sich wegen neunfachen Mordes sowie wegen des Besitzes einer Schusswaffe bei einer Gewalttat verantworten. Am 23. Oktober soll die nächste Anhörung stattfinden. Eine sogenannte Grand Jury aus Laienrichtern muss entscheiden, ob die Beweise für eine offizielle Anklage ausreichen.

Opfer-Familien vergeben dem Schützen

Bei der Anhörung im Gericht gab Dylann R. nur kurze Antworten. Er teilte sein Alter mit und gab an, dass er arbeitslos sei. Der US-Nachrichtensender CNN hatte zuvor gemeldet, der 21-Jährige habe in den Verhören die Tat gestanden. Als Tatmotiv gab er an, er habe einen "Krieg der Rassen" entfachen wollen.

Vor Gericht hielten mehrere Familienmitglieder der neun Opfer emotionale Ansprachen. "Jede Faser meines Körpers schmerzt, und ich werde nie mehr dieselbe sein", sagte Felicia Sanders, die ihren 26-jährigen Sohn Tywanza verloren hat. Einige Angehörige sprachen direkt zu dem Tatverdächtigen und sagten, sie würden ihm vergeben.

Die Mitglieder der afroamerikanischen Gemeinde hatten sich am Mittwochabend zu einer Bibelstunde versammelt. Nach bisherigen Erkenntnissen setzte der mutmaßliche Schütze sich eine Stunde lang dazu, bevor er um sich schoss. Dabei soll er nach Zeugenaussagen geschrien haben: "Ihr habt unsere Frauen vergewaltigt und ihr übernehmt die Macht im Land. Ich muss tun, was ich tun muss." Sechs Frauen und drei Männer im Alter zwischen 26 und 87 Jahren starben.

Bundesweites Verfahren möglich

Neben dem Verfahren im Bundesstaat South Carolina könnte der junge Mann auch auf Bundesebene angeklagt werden. Das US-Justizministerium und die Bundespolizei FBI leiteten bereits Ermittlungen wegen eines sogenannten Hassverbrechens ein. Außerdem prüfe das Justizministerium, ob der Angriff auf die Kirche als Terroranschlag einzustufen ist, sagte die Sprecherin Emily Pierce.

Die Gouverneurin des US-Bundesstaates South Carolina, in dem Charleston liegt, hat sich inzwischen für die Todesstrafe für Dylann R. ausgesprochen. Das rassistisch motivierte Verbrechen sei "der schlimmste Hass, den ich und dieses Land in einer langen Zeit gesehen haben", sagte die Republikanerin Nikki Haley im Fernsehsender NBC. "Wir werden absolut wollen, dass er die Todesstrafe bekommt."

Präsident Barack Obama sagte, die Attacke auf die afroamerikanische Kirche wecke Erinnerungen an einen "dunklen Abschnitt unserer Geschichte". Rassismus stelle eine "besondere Bedrohung für unsere Demokratie und unsere Ideale" dar. Erneut forderte der Präsident eine Verschärfung der Waffengesetze.

nem/fab (dpa, afp, ap,rtr)