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Tod eines Diktators

23. Dezember 2008

Der Diktator des westafrikanischen Landes Guinea, Lansana Conte, ist gestorben. Conte war in Guinea seit 24 Jahren an der Macht - und ruinierte das eigentlich reiche Land. Nach seinem Tod putscht das Militär.

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Keine Friedentaube: Lansana Conte (Fotoa: dpa/1998)
Keine Friedenstaube: Lansana Conte (1998)Bild: picture alliance / dpa

Den Tod des Machthabers verkündete Parlamentspräsident Aboubacar Sompare am Dienstag (23.12.2008) im staatlichen Fernsehen. Conte litt an Diabetes und Herzproblemen, Berichten zufolge soll er auch an Leukämie erkrankt gewesen sein. Er hatte sich in den vergangenen Jahren häufiger zu medizinischen Behandlungen in die Schweiz begeben. Contes genaues Alter ist nicht bekannt. Er soll 1934 geboren worden sein und wäre damit etwa 74 Jahre alt gewesen.

Militärputsch?

Nach der Verfassung übernimmt der Parlamentspräsident zunächst die Amtsgeschäfte. Seine Aufgabe ist es, Neuwahlen zu organisieren. Neben Sompare waren am Dienstag auch Ministerpräsident Ahmed Tidiane Souare und der Armeechef im Fernsehen erschienen. Offenbar wollte die Führungselite Geschlossenheit demonstrieren, um Gerüchten über einen bevorstehenden Putsch entgegen zu wirken - anscheinend vergeblich. Nach dem Tod des Präsidenten hat das Militär einen Putsch verübt. Die Regierung sowie andere Institutionen der Republik seien aufgelöst, die Verfassung außer Kraft gesetzt, verkündete ein Armeekommandeur am Dienstag im staatlichen Rundfunk.

Proteste gewaltsam niedergeschlagen

Karte von Guinea und anschließenden Ländern
Bild: AP / DW

Der strenggläubige Muslim Conte machte in den Streitkräften Karriere und war bereits zum Generalstabschef aufgerückt, als er am 3. April 1984 kurz nach dem Tod des ersten Präsidenten des unabhängigen Guinea, Ahmed Sekou Toure, einen erfolgreichen

Militärputsch anführte. Seither regierte Conte das westafrikanische Land mit eiserner Faust. Ein Mehrparteiensystem wurde in den 1990er Jahren eingeführt, doch die Wahlen waren bis zuletzt weder frei noch transparent. Kritik an seiner Regierung ließ Conte wiederholt gewaltsam niederschlagen, wie zuletzt vor zwei Jahren, als Sicherheitskräfte dutzende Demonstranten töteten.

Reiches Land am Boden

Trotz reicher Bodenschätze gehört Guinea zu den ärmsten Ländern des Kontinents. Conte und seine Vertrauten beuteten das Land systematisch aus; Misswirtschaft und Korruption sind verbreitet. Der Großteil der rund neun Millionen Einwohner profitiert nicht vom immensen Reichtum an Bodenschätzen. Guinea ist beispielsweise das größte Förderland von Bauxit, einem wichtigen Bestandteil der Aluminium-Herstellung. Das westafrikanische Land steht für die Hälfte der weltweiten Bauxit-Förderung. Die durchschnittliche Lebenserwartung von 42 Jahren indes gehört zu den niedrigsten der Welt. Dem Entwicklungs- und Armutsindex HDI der Vereinten Nationen zufolge belegt Guinea 2008 bei insgesamt 179 Staaten den 167. Platz. (sams)