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Politik

Tillersons Verhältnis zu Russland

Roman Goncharenko
13. Dezember 2016

ExxonMobil-Chef Rex Tillerson soll neuer US-Außenminister werden. Die Entscheidung des künftigen Präsidenten Donald Trump löste in Russland ein positives Echo aus. Tillerson unterhält enge Kontakte zum Kreml.

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Rex Tillerson CEO ExxonMobil
Bild: Getty Images/AFP/N. Balout

"Bei Sanktionen pflege ich den Ansatz, der dem Ansatz meines Freundes Igor Setschin (Chef des staatlich kontrollierten russischen Ölkonzerns Rosneft - Anm. d. Red.) ähnelt: Lasst uns auf die Regierung hoffen." Das antwortete Rex Tillerson beim Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg Mitte Juni auf die Frage, ob die USA Sanktionen gegen die russische Öl- und Gasindustrie aufheben würden. Ein halbes Jahr später steht fest: Der Chef des US-Ölkonzerns ExxonMobil wird diese Entscheidung bald mitbestimmen, und zwar als Regierungsmitglied. Der designierte Präsident Donald Trump stellte Tillerson am Dienstag als seinen Wunschkandidaten für den einflussreiche Posten des US-Außenministers vor. Seine Ernennung muss noch vom Senat bestätigt werden.

Wie immer in solchen Fällen, reagierte Moskau zunächst zurückhaltend und ließ keine große Freude durchblicken. "Russische Vertreter, nicht nur der Präsident, haben gute Geschäftsbeziehungen zu diesem Mann", sagte ein Mitarbeiter des Kremls in einer ersten Stellungnahme. Tillerson werde von allen als eine solide Figur mit eigenen Ansichten wahrgenommen.

Konstanin Kossatschew, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Russischen Föderationsrat, äußerte sich deutlich optimistischer. Das Verhältnis zu Russland sei entscheidend bei der Auswahl der Kandidatur von Tillerson als US-Außenminister gewesen, schrieb er auf Facebook: "Trump ist konsequent und seine Äußerungen über Russland waren nicht reiner Wahlkampf." Die Entscheidung für Tillerson sei ein Signal an die US-Eliten, aber auch an die ganze Welt, inklusive Russland. "Es kommen neue Zeiten", so der russische Politiker.  

Kontakte aus den 1990er Jahren

In der Tat dürfte in Moskau Jubelstimmung herrschen. Die US-Diplomatie wird künftig von einem Mann bestimmt, der seit fast 20 Jahren Russland kennt und über exzellente Verbindungen in die obersten Machtzirkel des Kremls verfügt. Der russische Präsident Wladimir Putin zeichnete ihn 2013 mit einem Freundschaftsorden aus. "Für einen erheblichen Beitrag zur Stärkung der Zusammenarbeit im Energiesektor", hieß es in der Begründung. 

Tillersons Kontakte nach Russland gehen auf das Ende der 1990er Jahre zurück, als Russlands Präsident noch Boris Jelzin hieß und Moskau auf einem pro-westlichen Kurs war. Der US-Ölmanager aus Texas betreute Exxon-Projekte in dem rohstoffreichen Land, zunächst vor der Insel Sachalin im russischen Fernen Osten. Auch auf Ölfeldern in Sibirien arbeiten amerikanische und russische Firmen eng zusammen. Der 64-jährige Tillerson traf sich mehrmals mit Putin und ist Stammgast beim Petersburger Wirtschaftsforum, einem Prestigeprojekt des Kremlchefs.

Russland Putin und Tillerson 2011
Tillerson und Putin kennen sich seit langem (hier bei einem Treffen im August 2011)Bild: picture alliance/dpa/Alexey Druginyn Mandatory Credit/R. Novosti

Ein Freund aus Putins engstem Machtzirkel     

Noch enger scheinen Tillersons Beziehungen zu seinem Freund Setschin von Rosneft zu sein. Zu Sowjetzeiten soll der heutige Chef des russischen Marktführers - genau wie Putin - als Geheimdienstoffizier gedient haben. Russische Medien beschreiben Setschin als einen besonders einflussreichen Geschäftsmann, der zum engsten Machtzirkel um Putin gehört.

In einem Interview mit dem russischen Wirtschaftsblatt "Wedomosti" im Jahr 2005 sagte Tillerson, es seien die "Managementfähigkeiten", die seine Firma in Russland erfolgreich gemacht hätten.  

Taut die eingefrorene Partnerschaft auf? 

Sowohl Setschin persönlich als auch Rosneft sind von westlichen Sanktionen betroffen, die wegen des russischen Vorgehens auf der Krim und in der Ostukraine verhängt wurden. Das russische Unternehmen braucht westliche Kredite und Know-how für Bohrungen in schwer zugänglichen Gegenden. ExxonMobil bezifferte 2015 seine Verluste aufgrund der Sanktionen auf eine Milliarde US-Dollar. 

Tillerson hatte sich skeptisch über die Sanktionen geäußert und seine Firma beugte sich offenbar nur ungern dem Druck aus Washington. Im August 2014 - nachdem die Sanktionen verhängt wurden - startete ExxonMobil ein gemeinsames Projekt mit Rosneft in der Karasee am Rande des Nordpolarmeeres. Putin gab per Videokonferenz den Startschuss zu den Probebohrungen nach Öl. Doch nach einigen Wochen ließ der US-Ölgigant die Zusammenarbeit mit dem russischen Partner einfrieren. Sollte die neue US-Administration die Sanktionen gegen Russland aufheben, könnte auch dieses Projekt aufgetaut werden.