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Mahlzeit auf amerikanisch

Martin Lassak22. November 2007

Für Amerikaner ist Thanksgiving so wichtig wie Weihnachten. Das gemeinsame Truthahn-Essen ist eine Art Erntedank-Fest und der beste Grund des Jahres, mal wieder bei den Verwandten vorbeizuschauen.

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Bild: DW

Auch dieses Mal werden sich an die 50 Millionen Amerikaner auf die Reise begeben. Stau und Chaos sind vorprogrammiert. Wer am Tag vor Thanksgiving nicht verreisen muss, bleibt also besser zu hause.

Die offizielle Geschichte zu Thanksgiving geht wie folgt: Europäische Auswanderer gingen im Jahr 1621 in Massachusetts an Land. Den folgenden Winter überlebte nicht mal die Hälfte von ihnen. Also bat man einen benachbarten Indianerstamm um Hilfe. Die Indianer zeigten den Weißen, wie man in der Wildnis überlebte und ausreichend Nahrung gewann. Aus Freude über die im folgenden Herbst reichliche Ernte, veranstalteten die Weißen das erste Thanksgiving-Fest der Neuen Welt. Dazu luden sie die Indianer ein, um sich bei ihnen und Gott zu bedanken. Gott dankt man heute noch immer.

Dumm und couragiert

Der Truthahn setzte sich als Festtagsmahlzeit durch, weil er in Nordamerika weit verbreitet war. Benjamin Franklin, hätte am liebsten den Truthahn zum Wappentier gekürt. Als Begründung sagte Franklin einmal: "Der Truthahn ist ein bisschen eitel und ein bisschen dumm, dennoch couragiert genug, jeden Engländer zu attackieren, der sich anschickt die heimische Farm anzugreifen“. Abraham Lincoln erklärte Thanksgiving noch während des Bürgerkrieges zum nationalen Feiertag und legte fest, dass Thanksgiving immer am letzten Donnerstag im November gefeiert wird. Dies ist bis heute so geblieben.

Der neueste Kochtrend zu Thanksgiving ist der Turdukin. Dabei wird ein Huhn in eine Ente gestopft, die man wiederum in einen Truthahn stopft. Durchgebraten und in Scheiben geschnitten, beinhaltet diese Kreation alle drei Fleischsorten auf einmal. Aber auch die Zubereitung eines Truthahns kostet viel Mühe. Aus diesem Grund stecken immer mehr Amerikaner ihren Truthahn kurzerhand in die Friteuse. Bei 200 Grad heißem Öl ist der Vogel schneller durch und das Fleisch trocknet weniger aus. Leider sind viele Friteusen für bis zu 15 Kilo schwere Truthaehne nicht ausgelegt. Und so passiert es jedes Jahr, dass die leicht entflammbaren Öle überschwappen und ganze Häuser in Flammen aufgehen.

Friede, Freude, Eierkuchen? Pustekuchen!

Den Freitag nach Thanksgiving nehmen sich alle frei, die nicht im Einzelhandel beschäftigt sind. Denn auf Thanksgiving folgt Black Friday. Der schwarze Freitag heißt deshalb so, weil er dem Handel ordentlich schwarze Zahlen bringt. Sehr früh am Morgen, zwischen 4 Uhr und 6 Uhr, öffnen die Warenhäuser den bereits in Schlangen wartenden Kunden ihre Türen und geben den Wettlauf auf einmalige Sonderangebote frei. Thanksgiving gilt als der Beginn des Weihnachtsgeschäftes und ist ein wichtiges Stimmungsbarometer für die Wirtschaft. Und: An keinem anderen Tag muss die Polizei so oft Familienstreitigkeiten schlichten, wie an Thanksgiving.

Es heißt zwar "an Thanksgiving sitzen alle Amerikaner zur gleichen Zeit mit der Familie beisammen" - allerdings nur zur Halbzeit. Denn an Thanksgiving spielen im Fernsehen immer die Football-Mannschaften gegeneinander, zwischen denen die größtete Rivalität besteht.

Aber wo viele Verwandte aufeinander treffen, Hausfrauen trotz endloser Mühe mit ansehen müssen, wie das Resultat ihrer Kochkunst mit Sport im Fernsehen konkurriert, Football-Rivalitäten zwischen Familienmitgliedern ausbrechen und im Hintergrund die Friteuse womöglich Feuer fängt, bleiben Konflikte eben nicht aus.