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Teheran provoziert mit Raketentests

30. Dezember 2011

Die Spannungen zwischen dem Iran und den USA um die Straße von Hormus nehmen zu. Die Regierung in Teheran droht mit Gegenschlägen, die US-Marine schickte Kriegsschiffe in die Region. China versucht zu beschwichtigen.

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Kartenausschnitt: Straße von Hormus (Foto: dpa)
Hier könnte es eng werden: die Straße von HormusBild: picture-alliance/dpa

Nach der Drohung, Öltransporte im Persischen Golf zu blockieren, hat der Iran nun Manöver mit "Langstreckenraketen" in dem strategisch bedeutenden Seegebiet angekündigt und sorgt damit weiter für Spannungen mit den USA. "Samstagmorgen wird die iranische Marine einige ihrer Langstreckenraketen im Persischen Golf testen", sagte der stellvertretende Befehlshaber der Marine, Admiral Mahmud Mussavi, am Freitag (30.12.2011) laut der iranischen Nachrichtenagentur Fars. Die Raketen gehören zu einem Großmanöver der iranischen Streitkräfte in dem Seegebiet, das am vergangenen Wochenende begonnen hatte.

Kriegsschiffe im Persischen Golf (Foto: ap)
Will sich nicht ins Geschütz gucken lassen: Iranische Marine beim ManöverBild: picture alliance / dpa

Am Donnerstag hatte der Vizechef der iranischen Revolutionsgarden, General Hassan Salami, gedroht, die für die Öltransporte wichtige Straße von Hormus zu sperren. Sein Land sei entschlossen, seine "vitalen Interessen zu verteidigen". Teheran werde "auf Bedrohungen mit Bedrohungen" antworten, sagte Salami nach Fars-Angaben. Er hoffe zwar nicht, dass der Iran sich verteidigen müsse, werde notfalls aber mit der größten Entschlossenheit handeln.

Die iranische Armee sichtete unterdessen nach eigenen Angaben einen US-Flugzeugträger in der Region. Flottenchef Admiral Mahmud Mussawi sagte, das voll bewaffnete Schiff sei von einem Aufklärungsflugzeug genau in der Zone entdeckt worden, in der die iranische Marine seit Samstag das zehntägige Manöver durchführe. Mussawi riet ausländischen Streitkräften, Irans Warnungen ernst zu nehmen und nicht in das Manövergebiet einzudringen.

Provokation oder Zufall?

Die US-Regierung hatte bereits am Mittwoch mitgeteilt, dass der Flugzeugträger "USS John Stennies" und der Lenkwaffenkreuzer "USS Mobile Bay" die Straße von Hormus Richtung Arabisches Meer passiert hätten. Dies sei Teil eines Manövers zur Unterstützung der Soldaten in Afghanistan. Die USA haben in Bahrain, einem Nachbarn Irans, ihre 5. Flotte stationiert.

Die USA drohten Teheran zudem, "jegliche Störung des Schiffsverkehrs in der Straße von Hormus" nicht dulden zu wollen. Der Seeweg sei lebensnotwendig für den Wohlstand der Welt. Durch die Meerenge wird rund ein Drittel alles auf dem Seeweg verschifften Erdöls transportiert.

Soldat vor Flugzeugen (Foto: ap)
Frankreichs Präsenz am Persischen Golf: Stützpunkt Al Dahfra in Abu DhabiBild: AP

Frankreich mahnte am Donnerstag erneut die Einhaltung des internationalen Seerechts ein, insbesondere die Freiheit der Schifffahrt in internationalen Gewässern und Meerengen. Paris unterhält seit Mai 2009 in Abu Dhabi in den Vereinten Arabischen Emiraten einen Militärstützpunkt, dem rund 650 Soldaten von Luftwaffe, Heer und Marine zugeordnet sind. Der Stützpunkt ist nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Paris explizit auch für mögliche Seeeinsätze in der Region eingerichtet worden.

Auch Großbritannien verwies auf seine Präsenz in der Region. Seit 1980 habe man rund um die Uhr Marine-Patrouillen im Golf im Einsatz, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Das Außenministerium in London wertete die Blockadedrohung jedoch bloße Rhetorik und Ablenkung vom iranischen Atomprogramm.

Experten bezweifeln jedoch, dass der Iran die 50 Kilometer breite Straße von Hormus überhaupt völlig blockieren kann. Allerdings könnte die Marine durch die Verlegung von Minen oder dem Einsatz von Raketen durchaus Schaden anrichten. Zudem könnten für Öltanker die Versicherungsprämien steigen, so, wie es bei den Ölpreisen schon der Fall ist.

China mahnt zur Zurückhaltung

Angesichts der zunehmenden Spannungen mahnte China Frieden und Stabilität in der Region an. Spekulationen über einen Krieg mit dem Iran hätten sich immer wieder als falscher Alarm herausgestellt, heißt es in einem Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Allerdings sei ein ernsthaftes und flexibles Herangehen gefragt, um zu verhindern, dass aus dem falschen ein echter Alarm werde.

Grünen-Abgeordneter Omid Nouripour
Warnt vor Waffengang gegen den Iran: Grünen-Abgeordneter NouripourBild: DW

Der deutsche Verteidigungsexperte Omid Nouripour warnte die internationale Gemeinschaft davor, sich vom Iran zu einer militärischen Auseinandersetzung provozieren zu lassen. Es für die Staatengemeinschaft zwar nicht hinnehmbar, dass der Iran internationale Gewässer blockiere, sagte der iranisch-stämmige Grünen-Politiker der Nachrichtenagentur Reuters. Aber: "Die militärische Auseinandersetzung mit dem Iran scheint einfach, die politische Auseinandersetzung ist allerdings kaum zu gewinnen".

Auslöser der Spannungen ist die Drohung des iranischen Vizepräsidenten Mohammed Reza Rahimi, die Straße von Hormus zu sperren, sollte der Westen weitere Sanktionen gegen sein Land verhängen. Der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Mantel der friedlichen Nutzung der Atomenergie heimlich Atomwaffen zu entwickeln. Die Führung in Teheran hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Autor: Gerhard M Friese (dpa, afp, dapd, rtr)
Redaktion: Sabine Faber