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Gesellschaft

Moskau: Demo für die Freiheit des Internets

30. April 2018

Für ein freies Internet und gegen die Sperre des beliebten Messengers Telegram sind viele Tausend Russen an einem arbeitsfreien Tag auf die Straße gegangen. Sie machten auch ihrem Unmut gegen Präsident Putin Luft.

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Über einer großen Menschenmenge schweben hunderte Papierflieger (Foto: Picture Alliance)
Freiheit für Telegram - symbolisch gefordert mit Papierfliegern in der LuftBild: picture-alliance/dpa/AP/P. Golovkin

Herumfliegende Papierflugzeuge standen für das Logo der Kommunikationsapp. Viele Plakate und Sprechchöre der überwiegend jungen Teilnehmer fokussierten auf die Blockade von Telegram, aber richteten sich auch gegen Präsident Wladimir Putin, den sie beschuldigen, die Freiheit des Internets einzuschränken. So hieß es neben "Bleib nicht still" auch "Nieder mit dem Zaren" und "Putin ist ein Dieb".

Eine Frau mit Sonnenbrille hält ein Plakat in die Kamera (Foto: Picture Alliance)
"Wir wollen kein Fernsehen, wir wollen Telegram", fordert diese Demonstrantin Bild: picture-alliance/dpa/TASS/M. Tereshchenko

Der Polizei zufolge kamen 7.500 Menschen zu der Protestaktion in der Moskauer Innenstadt zusammen. Eine Bewegung, die die Teilnehmer von oppositionellen Demonstrationen zählt, sprach von mehr als 12.000 Personen. Auch der Oppositionelle Alexej Nawalny schloss sich der Kundgebung in der russischen Hauptstadt an. Er rief dazu auf, sich der Willkür der Behörden zu widersetzen.

Alexej Navalny im Gespräch mit Journailsten (Foto: Reuters)
Alexej Nawalny sagte den Demonstranten, er werde das Vorgehen nicht stillschweigend hinnehmen Bild: Reuters/T. Makeyeva

Geheimdienst will Zugang

Ein Moskauer Gericht hatte Mitte April angeordnet, Telegram in Russland zu blockieren. Hintergrund ist, dass der Geheimdienst FSB die Verschlüsselung des Programms bekommen will. Der russische Telegram-Gründer Pawel Durow weigert sich aber. Der FSB begründet seine Forderung damit, dass angeblich Terroristen das Programm für eine sichere Kommunikation nutzen. Kritiker werfen den Behörden vor, sie wollten lediglich ihre Kontrolle über das Internet ausweiten und die Opposition stärker beobachten.

Die Sperre durch die Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor funktioniert bislang nicht flächendeckend. Viele Nutzer sind unter anderem auf unkontrollierbare VPN-Tunnel ausgewichen, um die Blockade zu umgehen. Dagegen wurden auch andere Chatdienste, Webseiten und Internethändler lahmgelegt. Einzelne Demonstranten verspotteten die Behörde für die nur teilweise gelungene Sperre mit Plakaten, die das Emblem von Roskomnadsor und die Aufschrift "Der große Trottel blockiert dich nicht" zeigten.

Ein hochgehaltenes Plakat in der Menschenmenge (Foto: Getty Images)
"Der große Trottel blockiert dich nicht" als Verballhornung des orwellschen "Big brother is watching you"Bild: Getty Images/AFP/A. Nemenov

Telegram-Gründer Durow kommentierte in einem Social-Media-Beitrag, er sei stolz, im selben Land wie die Protestierenden geboren zu sein. "Eure Energie verändert die Welt", so der 33-Jährige.

ust/uh (afpe, ap, dpa, rtr)