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Tansania: Hoffnung vor dem Bruderduell

Olaf Jansen aus Kairo
25. Juni 2019

Tansania ist der wahrscheinlich größte Außenseiter beim Afrika Cup. Jetzt geht es für das ostafrikanische Team ins Bruderduell mit Kenia. Trainer Emmanuel Amunike wird es schon richten, hoffen Spieler und Fans.

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Fußball Afrika Cup: Senegal-Tansania
Bild: picture-alliance/dpa/O. Zoheiry

Emmanuel Amunike hatte die Niederlage schon vorher geahnt. Also ging der Nationaltrainer Tansanias nach dem Abpfiff ganz entspannt herüber zu seinem Kollegen Aliou Cissé, schüttelte ihm kurz die Hand und hatte das Spiel offenbar schon abgehakt. Sein Team hatte soeben seine Auftaktpartie beim Afrika-Cup gegen den hohen Favoriten Senegal mit 0:2 verloren. "Meine Jungs sollen aus diesem Spiel lernen, Erfahrungen sammeln. Daran fehlt es ihnen am meisten", analysierte der 48-Jährige kurz und knapp.

Die Niederlage seiner Landsleute hatte auch Japhet Makale auf der Tribüne kommen sehen. "Keine Chance heute. Der Senegal mit seinen ganzen Starspielern ist eine Nummer zu groß für uns", urteilte der 52 Jahre alte Geschäftsmann. Er war einer der Handvoll Fans auf den Rängen des Stadions "30. Juni" in Kairo, die den weiten Weg hergemacht hatten, um Tansania anzufeuern. "Seit fast 40 Jahren ist die Mannschaft erstmals wieder dabei. Für mich war klar, dass ich hinreisen werde, um sie zu unterstützen", sagte Makale: "Sieben Stunden hat der Flug gedauert und mich fast ein Vermögen gekostet. Aber ich bin dabei. Trainer Amunike hat uns zum Leben erweckt."

Turnierqualifikation als große Überraschung

Dass Amunike mit seiner Mannschaft überhaupt bei der Endrunde des Kontinentalturniers dabei ist, gilt schon als große Überraschung. Tansania spielte in der Spitze des afrikanischen Fußballs bisher überhaupt keine Rolle. 1980 hatte man es mal zum Afrika Cup geschafft, danach waren in den Qualifikationsspielen immer andere besser. Bis Amunike kam.

Fußball Afrika-Cup: Senegal - Tansania
Trainer Amunike hauchte Tansania Fußballleben einBild: picture-alliance/dpa/O. Zoheiry

Der Nigerianer, der als Nationalspieler 1994 den Afrika Cup gewinnen konnte, hat dem Außenseiter fußballerisches Leben eingehaucht, was so niemand erwarten konnte. Im August 2018 übernahm Amunike, der als Spieler bei Sporting Lissabon und dem FC Barcelona europäisches Top-Niveau erreicht hatte, Tansanias Nationalmannschaft. Zuvor hatte er als Trainer die U17-Auswahl Nigerias zum WM-Titel 2015 geführt. Nur wenige Monate nach seiner Amtsübernahme führe er Tansania zum Afrika Cup. In der Qualifikationsgruppe musste man zwar Uganda den Vortritt lassen, platzierte sich aber vor Lesotho und den Kapverden.

"Um 50 Prozent besser"

"Er hat uns innerhalb von nur wenigen Wochen erheblich besser gemacht", sagt Mbwana Samatta. Der 26-Jährige ist so etwas wie der Starspieler der Mannschaft. Bei Racing Genk erzielte er in der vergangenen Saison 23 Tore und wurde in Belgien zum "besten afrikanischen Spieler der Saison" gewählt. "Allein seine Tipps und seine ungeheure Erfahrung haben uns um 50 Prozent besser werden lassen", sagt Samatta über Amunike.

Neben Samatta haben bisher nur zwei weitere Nationalspieler Tansanias den Sprung nach Europa geschafft. Der Rest spielt noch in der Heimat - zumeist entweder beim Simba SC oder den Young Africans. Das sind die beiden mit Abstand dominierenden Vereine in Tansanias Ligafußball. Was kein Wunder ist, denn in Dar es Salaam, der größten Stadt des Landes, steht mit dem Nationalstadion die einzig wirklich taugliche Spielstätte. Dort treten Simba und die "Yangas", wie Young African genannt wird, zu ihren Heimspielen an.

In den restlichen Ligapartien geht es auf mehr oder weniger rumpligen Stoppelfeldern zur Sache. "Da kann doch gar kein ansehnlicher Fußball gespielt werden", sagt Geschäftsmann Makale, der vor allem die fehlende Nachwuchsförderung anprangert. "In Tansania kümmert sich niemand um die Jungs. Die spielen ausschließlich auf der Straße. Es ist ein Wunder, wenn mal ein Talent entdeckt wird."

Jetzt ins Bruderduell mit Kenia

Japhet Makale - Tansania-Fan aus Dar es Salam
Tansania-Fan Makale glaubt an die Chance gegen KeniaBild: DW/O. Jansen

Aber jetzt sind sie hier beim Afrika Cup, Mbwana Samatta und seine Kollegen. Und an diesem Donnerstag treten sie zu ihrem "Spiel des Jahres" an. Es geht gegen Kenia, den großen Bruder aus der Nachbarschaft. "Auf dieses Spiel fiebern wir alle schon seit Wochen hin. Die Straßen in Tansania werden leergefegt sein. Alle Leute werden uns zuschauen", weiß Samatta. Sein Ziel ist klar: "Ein Sieg, natürlich. Das können wir schaffen. Amunike wird uns Tipps geben und wir werden sie schlagen."

Sollte das gelingen, wäre für Tansania noch mehr drin. Der Modus beim diesjährigen Turnier erlaubt, dass neben den sechs Gruppensiegern und Tabellenzweiten auch die vier besten Tabellendritten der Vorrunde in die Runde der besten 16 einziehen. "Das ist machbar", glaubt auch Geschäftsmann Makale. Und sollte es passieren, würde Emmanuel Amunike in Tansania endgültig zum Helden aufsteigen.

 

Korrektur: In einer früheren Version dieses Textes wurde Dar es Salaam als "Hauptstadt Tansanias" angeführt. Dort sitzt bis heute die Regierung. Die Hauptstadt ist aber Dodoma. Wir haben diesen Fehler korrigiert.