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Konflikte

Taliban lehnen afghanische Unterhändler ab

28. März 2020

Nach den USA hätte auch die afghanische Regierung gern einen Friedensprozess mit den Taliban begonnen. Daraus wird nun zunächst nichts: Die Extremistenmiliz hat verkündet, das Verhandlungsteam sei nicht ausgewogen genug.

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Afghanistan | Sabiullah Mudschahid, Sprecher der Taliban
Er sagt Nein: Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid (Archivbild) Bild: picture-alliance/dpa/epa/Stringer

Vor einem Monat hatten die Taliban mit den USA Frieden geschlossen - nun sind innerafghanische Gespräche erstmal in die Ferne gerückt. Ein Sprecher der Miliz sagte, die Taliban lehnten das Verhandlungsteam der Regierung ab. Es sei es nicht so zusammengesetzt, dass "alle afghanischen Gruppen" beteiligt seien.

Das Friedensministerium in Kabul hatte am Donnerstag das 21-köpfige Team unter der Führung des früheren Leiters des Nationalen Sicherheitsdirektoriums, Masum Staneksai vorgestellt. Die Zusammensetzung sei das Resultat "sorgfältiger Überlegung und Konsultationen mit allen Parteien", hieß es in der Mitteilung des Ministeriums. Der Afghanistan-Sonderbeauftragte der USA, Zalmay Khalilzad, hatte das Team als ausgewogen bezeichnet.

Neue Gewalt

Es war mit Spannung erwartet worden, ob die Taliban mit Vertretern ebenjener Regierung in Verhandlungen treten würden, die sie formell nicht akzeptieren und in der Vergangenheit als "Marionette des Westens" verunglimpft hatten. Nach dem Friedensschluss mit der westlichen Besatzungsmacht USA in Doha am 29. Februar hatte es Streit um Vorbedingungen wie die Freilassung von Gefangenen gegeben.

An diesem Samstag unterstrichen die Taliban noch einmal ihren Herrschaftsanspruch in der nordostafghanischen Provinz Badachschan, wo Kämpfer ein Verwaltungsgebäude und mehrere Dörfer unter ihre Kontrolle brachten. Ob es zuvor bei Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften Tote oder Verletzte gegeben hatte, blieb unklar. Mindestens 14 Einsatzkräfte seien nicht zu ihren Posten zurückgekehrt, hieß es in Berichten von Behörden.

Am Mittwoch waren bei einem Anschlag auf einen Sikh-Tempel in Kabul mindestens 25 Menschen getötet worden, worauf die EU ihre Forderung nach einer allgemeinen Waffenruhe in dem zentralasiatischen Land bekräftigt hatte. In dem seit 18 Jahren andauernden Krieg sind Zehntausende Menschen gestorben.

Die Pandemie als weiteres Problem

Unterdessen wächst sich auch in Afghanistan die Corona-Pandemie zu einem weiteren Problem in der ohnehin komplizierten Lage aus. Zwar sind die offiziellen Zahlen laut Johns-Hopkins-Universität mit 110 Infizierten und vier Toten noch vergleichsweise gering, allerdings haben viele Bürger nur begrenztes Vertrauen in das Krisenmanagement ihrer durch Machtkämpfe geschwächten Regierung. Sollten Taliban und Regierung zu Friedensgesprächen zusammenkommen, wäre fraglich, ob sie physisch aufeinandertreffen oder per Videoschalte konferieren würden.

ehl/kle (dpa, rtr, afp)