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Börseneinbruch

27. Juli 2007

Die US-Immobilienkrise hat ein weltweites Beben an den Börsen ausgelöst. Die Verluste in Amerika, Europa und Asien gehen quer durch alle Branchen.

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Analyst in Taipeh, Taiwan, Quelle: AP
Analyst in Taipeh, TaiwanBild: AP

Die Talfahrt an den internationalen Aktienmärkten hat sich am Freitag (27.7.) in Japan fortgesetzt. Der Nikkei-Index brach im frühen Handel um 2,55 Prozent ein und schloss später mit 17.283,81 Punkten, einem Minus von 2,36 Prozent gegenüber dem Vortag. Bereits 20 Minuten nach Handelsbeginn war der Index in Tokio um 450,88 Punkte auf 17.251,21 abgesackt.

Analysten an der Wall Street, Quelle: dpa
Analysten an der Wall StreetBild: AP

Ausgelöst wurde das Beben an den Aktienmärkten am Donnerstag von der Immobilienkrise in den USA. Nach einem Wiederanstieg des Ölpreises und erneut schlechten Nachrichten vom Häusermarkt in den USA zogen die Anleger die Notbremse und verschafften der weltweiten Leitbörse New York Stock Exchange einen der stärksten Einbrüche des Jahres: Nach einem lange Zeit ungebrochenen Höhenflug fiel der der Dow-Jones-Index um 312 Punkte und schloss bei einem Stand von 13.474 Zählern mit einem Minus von 2,3 Prozent. Analysten machten die weiterhin schleppende Entwicklung auf dem US-Immobiliensektor und die Furcht vor Risiken im Kreditsektor für den Sturz mitverantwortlich. Das US-Handelsministerium hatte mitgeteilt, dass der Verkauf von neuen Häusern im Juni um 6,6 Prozent gesunken sei.

Schlechter Einstieg

Die Kursverluste in den USA wirkten sich auch auf die europäischen Börsen aus. Der Deutsche Aktienindex (DAX) in Frankfurt am Main begann den Handelstag am Freitag mit 7404,51 Punkten. Das war ein Minus von 1,39 Prozent im Vergleich zum Vortag.

Am Donnerstag war der DAX bis zum Abend um 2,39 Prozent auf 7.508,96 Zähler gestürzt, der MDAX gab 2,87 Prozent auf 10.534,20 Punkte ab, und der TecDAX sackte unter die Marke von 900 Punkten. Die Verluste gehen quer durch alle Branchen. "Heute wird alles rausgeschmissen, was zuletzt Gewinne abgeworfen hat. Es riecht nach Ausverkauf", sagte ein Händler in Frankfurt. Dabei sind Börsianern zufolge die Unternehmen im Großen und Ganzen recht erfreulich in die Bilanzberichtssaison gestartet. Wie stark die Verunsicherung dennoch sei, zeige zum Beispiel die Verschiebung eines milliardenschweren Kreditgeschäfts im Zusammenhang mit der Finanzierung der Übernahme von Chrysler durch Cerberus. "Die Bereitschaft der Anleger ist nicht mehr groß, Übernahmen von Finanzinvestoren mitzufinanzieren", sagte ein Börsianer.

Rote Laterne bei Siemens

Die rote Laterne bei den Standardwerten übernahmen den zweiten Tag in Folge Siemens mit einem Abschlag von 5,6 Prozent. Händler machten dafür wie bereits am Vortag den unter den Markterwartungen liegenden Verkaufspreis für die an Continental gehende Automobilzuliefertochter VDO sowie die jüngsten Geschäftszahlen verantwortlich. Conti fielen um 3,4 Prozent. Die Rating-Agentur Moodys will das Kreditrating des hannoverschen Autozulieferers im Zusammenhang mit der Finanzierung des Deals auf eine Herabstufung prüfen. Fitch setzte Conti auf Credit Watch Negative. Auf Gewinnmitnahmen führten Händler das Kursminus bei der Lufthansa von 3,1 Prozent zurück. Nach der Anhebung seiner Jahresprognose hatte die Aktie der Fluggesellschaft am Mittwoch drei Prozent gewonnen. Papiere der Postbank litten unter einem negativen Analystenkommentar und schmierten

knapp 4,7 Prozent ab.

MAN verbilligten sich um fünf Prozent. Börsianer erklärten das Kursminus bei dem Nutzfahrzeugkonzern mit der Enttäuchung vieler Anleger über die Zwischenbilanz des schwedischen Konkurrenten Scania. Dessen Aktie kam in Stockholm unter die Räder und gab rund zwölf Prozent nach. Gegen den Trend stemmten sich einzig RWE. Der Energiekonzern kommt mit den Börsenplänen für seine US-Wassertochter America Water offenbar gut voran. Die Aktie beendete den Handelstag kaum nennenswerte 0,1 Prozent im Plus.

Auch Lateinamerika betroffen

Auch lateinamerikanischen Börsen waren am Donnerstag von den weltweiten Kursverlusten betroffen: In der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires brach der Aktien-Index Merval 89,51 Zähler (3,99 Prozent) auf 2153,27 Punkte ein. An der größten Börse des Subkontinents im brasilianischen Sao Paulo sackte der Bovespa-Index 2108,15 Zähler (3,76 Prozent) auf 53 893,15 Punkte ab. Und der IPC-Index in Mexiko-Stadt verlor 1106,93 Zähler (3,56 Prozent) und schloss bei nur noch 29.996,60 Punkten. (ina)