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Ahmet Altan erneut festgenommen

23. September 2016

Die türkische Polizei hat den regierungskritischen Autor Ahmet Altan nur Stunden nach seiner Freilassung erneut ins Gefängnis gesteckt. Ein Gericht gab dem Einspruch der Staatsanwaltschaft gegen Altans Freilassung statt.

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Der regierungskritische türkische Journalist Ahmet Altan (Foto: picture-alliance/dpa/J.Woitas)
Bild: picture-alliance/dpa/J.Woitas

Nach Informationen der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu verhängte ein Richter wegen Fluchtgefahr und der Schwere der Vorwürfe Untersuchungshaft. Ahmet Altans Bruder Mehmet Altan war bereits am Donnerstag in Untersuchungshaft genommen worden. Beiden werden Mitgliedschaft in einer Terrororganisation und versuchter Umsturz der Regierung bei dem Putschversuch vom 15. Juli vorgeworfen.

Die Brüder waren vor rund zwei Wochen laut Anadolu unter dem Vorwurf festgenommen worden, in einer Live-Fernsehsendung am 14. Juli "unterschwellige Botschaften" über den bevorstehenden Putschversuch verbreitet zu haben. Ahmet Altan war am Donnerstag zunächst aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden. Die Staatsanwaltschaft legte dagegen aber erfolgreich Widerspruch ein.

Autoren, Musiker, Künstler und Akademiker - darunter drei Nobelpreisträger - hatten nach der Festnahme der Altan-Brüder in einem offenen Brief dazu aufgerufen, "gegen die Hetzkampagne der Regierung" zu protestieren. Zu den fast 300 Unterzeichnern des Briefes gehören Orhan Pamuk, Neil Gaiman, Nick Hornby, Nick Cave, Herta Müller und Günter Wallraff.

Nach Berichten der unabhängigen Plattform "P24" sind in der Türkei derzeit rund 100 Journalisten in Haft oder Polizeigewahrsam. Gegen zahlreiche Journalisten laufen Verfahren wegen angeblicher Terrorunterstützung, anderen drohen solche Prozesse. Reporter ohne Grenzen hatte am Donnerstag kritisiert, die Repression gegen Journalisten in der Türkei habe "ein nie gekanntes Ausmaß erreicht".

Ahmet Altan hatte vor seiner erneuten Festnahme gewarnt, sollte die politische Führung keinen Kurswechsel vollziehen, drohe der Türkei eine «schreckliche Zukunft». Die Regierung macht die Bewegung des Predigers Fethullah Gülen für den Putschversuch verantwortlich.

Gülen zur Rückkehr aus den USA in die Türkei bereit

Der islamische Prediger Fethullah Gülen ist zu einer Rückkehr in die Türkei bereit, sollten die USA dem Auslieferungsgesuch aus Ankara zustimmen. Gülen, den die türkische Führung für den Putschversuch am 15. Juli verantwortlich macht, sagte dem ZDF "heute-journal", wenn die USA zu der Forderung aus Ankara nach einer Überstellung "Ja sagen", werde er seine restlichen Tage von der türkischen Regierung "gepeinigt" in der Türkei verbringen.

"Eine internationale Organisation soll die Sache untersuchen", sagte Gülen weiter. Der türkischen Führung sei es allerdings bislang nicht "gelungen, irgendetwas Handfestes vorzuweisen". Vielmehr sei der Vorwurf, er sei für den gescheiterten Umsturz verantwortlich, ein Mittel, um seine Bewegung zu schwächen. "Man hat nur einen ernst zu nehmenden Vorwand gebraucht", sagte Gülen.

Fethullah Gülen bei einer Pressekonferenz in den USA (Foto: picture-alliance/dpa/M. Smith)
Fethullah Gülen bei einer Pressekonferenz in den USABild: picture-alliance/dpa/M. Smith

Can Dündar erhält Preis für Pressefreiheit

Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) zeichnet den türkischen Journalisten Can Dündar (55) für dessen Engagement für die Pressefreiheit aus. Der ehemalige Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung "Cumhuriyet" lasse sich mit unerschütterlicher Konsequenz und mit höchstem persönlichen Einsatz nicht von seinem journalistischen Weg der Klarheit und Unabhängigkeit abbringen, begründete der VDZ seine Entscheidung. Dündar, der sich gegenwärtig nicht in seiner Heimat aufhält, sei ein "Leuchtturm der Pressefreiheit".

Der VDZ überreicht den Preis, die Goldene Victoria für Pressefreiheit, am Abend des 7. November in Berlin. Mit der Auszeichnung werden Journalisten gewürdigt, die sich in besonderer Weise und mit großem persönlichem Einsatz für die Freiheit der Presse eingesetzt haben.

Am Donnerstag wurde bekannt, dass "Cumhuriyet" in diesem Jahr den Alternativen Nobelpreis erhält. Die Zeitung wurde bereits 1924 gegründet und erscheint heute in einer Auflage von 53 000 Exemplaren.

hf/fab (afpd, dpa, epd)