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Politik

Cavusoglu will Annäherung an Berlin

7. Oktober 2017

"Wenn ihr einen Schritt auf uns zugeht, gehen wir zwei auf euch zu", sagt der türkische Außenminister. Zugleich wälzt er die Schuld für Misstöne auf Deutschland ab. Im Fall Deniz Yücel bleibt Ankara hart.

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Mevlut Cavusoglu
Außenminister Mevlut Cavusoglu gilt als enger Vertrauter des türkischen PräsidentenBild: picture-alliance/AA/A. Hobas

Nach dem türkischen Ministerpräsidenten hat sich auch Außenminister Mevlüt Cavusoglu für eine Normalisierung der angespannten Beziehungen zu Deutschland ausgesprochen. "Es gibt keinen Grund für Probleme zwischen Deutschland und der Türkei", sagte Cavusoglu in einem Interview des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". "Wenn Ihr einen Schritt auf uns zugeht, gehen wir zwei auf Euch zu." Die Türkei habe nie von sich aus die Konfrontation mit Deutschland gesucht, sagte der Außenminister. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan habe immer nur auf Attacken aus Deutschland geantwortet.

Die Türkei sei auch bereit, gegebenenfalls mit einem zukünftigen Außenminister Cem Özdemir zusammenzuarbeiten. Der Grünen-Chef ist ein scharfer Kritiker Erdogans. Zugleich verteidigte Cavusoglu kontroverse Aussagen des türkischen Präsidenten. Die Nazi-Vergleiche Erdogans seien eine "Antwort auf die Feindseligkeiten" aus Deutschland gewesen. "Die Bundesregierung muss lernen, die Türkei zu respektieren."

Deutsche in türkischer Haft

Im Fall des inhaftierten "Welt"- Korrespondenten Deniz Yücel verwies Cavusoglu auf die Unabhängigkeit der Justiz. "Für uns ist er ein türkischer Staatsbürger, der sich wegen des Verdachts auf eine Straftat in Haft befindet", sagte Cavusoglu dem "Spiegel". Die Justiz entscheide über seine Schuld oder Unschuld. Je früher es zu einem Prozess komme, desto besser. In Deutschland sei der Fall Yücel aufgebauscht worden, erklärte der Minister: "Die türkische Öffentlichkeit interessiert sich nicht für ihn." Den Vorwurf, Yücel werde aus politischen Gründen festgehalten, wies Cavusoglu zurück. Bei dem deutschen Menschenrechtler Peter Steudtner, der ebenfalls in der Türkei inhaftiert ist, habe er sich jedoch für eine Beschleunigung des Verfahrens eingesetzt, sagte Cavusoglu. Die Bundesregierung fordert erfolglos die Freilassung von aus politischen Motiven inhaftierten Deutschen.

Ministerpräsident Binali Yildirim hatte in der vergangenen Woche gesagt, man müsse ein "neues Kapitel" mit Berlin aufschlagen und die Beziehungen "reparieren". Die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei verschlechtern sich seit langem, inzwischen herrscht Eiszeit. Die türkische Regierung wirft Deutschland die Unterstützung von Terroristen vor. Damit sind vor allem Anhänger und Unterstützer der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und des in den USA lebenden Predigers Fetullah Gülen gemeint.

rk/as (dpa, Der Spiegel)