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"Ich bitte um Entschuldigung"

29. April 2014

Zwei Tage nach dem Rücktritt des Regierungschefs reagiert auch Präsidentin Park auf die Tragödie. Die Passagiere des untergegangenen Schiffes wurden über die Gefahr lange in Unkenntnis gelassen, wie ein Video belegt.

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Südkoreas Präsidentin Park (Foto: rtr)
Bild: Reuters

Präsidentin Park Geun Hye hat den Angehörigen der Opfer der gesunkenen "Sewol" nochmals ihr Mitgefühl ausgedrückt. Sie bedauere zutiefst, dass sie nicht in der Lage gewesen sei, "einen solchen Unfall" zu verhindern", erklärte sie in Seoul. Gleichzeitig gestand sie ein, dass die Regierung anfangs unzulänglich auf die Katastrophe reagiert habe. "Ich entschuldige mich bei der Bevölkerung", sagte Park. Sie sei bedrückt, dass so viele Menschen ihr Leben verloren hätten.

Ähnliche Worte hatte Ministerpräsident Chung Hong Won am Sonntag gewählt. Als Konsequenz aus dem Desaster kündigte er seinen Rücktritt an. Er soll jedoch noch so lange im Amt bleiben, bis die Bergungsarbeiten an dem gesunkenen Schiff abgeschlossen sind.

Insbesondere die Familien der Opfer werfen der Regierung und den zuständigen Behörden vor, nicht schnell genug auf das Unglück reagiert und alle verfügbaren Mittel zur Rettung der Passagiere eingesetzt zu haben.

"Muss ich wirklich sterben?"

Ein jetzt aufgetauchtes Video, das anscheinend kurz vor dem Kentern der Fähre aufgenommen wurde, belegt, dass viele Passagiere bis zuletzt kaum über ihre verzweifelte Lage Bescheid wussten. Danach spielten sich vor dem Untergang des Schiffes dramatische Minuten ab. "Was macht der Kapitän?", fragt eine Stimme in dem Clip. "Sie sollten uns wissen lassen, was los ist", fordert eine andere Stimme. Im Hintergrund ist die Durchsage der Besatzung zu hören, dass sich alle Passagiere ruhig verhalten und an ihrem Ort bleiben sollten.

"Denkst du, dass ich wirklich sterben muss?", fragt jemand. "Was ist los?". "Es (das Schiff) kippt sehr stark. Wir rutschen auf die Seite... kann mich nicht bewegen", ist weiter zu hören. Einige der Passagiere machen sogar noch Witze. "Dieser Ausflug hat sich erledigt", frotzelt ein Schüler. Unter den 476 Menschen an Bord waren 325 Schüler aus der Nähe von Seoul, die zur südlichen Urlaubsinsel Cheju unterwegs waren.

Handy-Speicherkarte noch intakt

Nach Informationen des südkoreanischen Senders JTBC hatte ein Schüler, der bei dem Unglück ertrank, das rund drei Minuten lange Video mit seinem Smartphone gemacht. Das Handy wurde laut JTBC zusammen mit der Leiche des Jungen gefunden. Die Speicherkarte war demnach noch intakt. Sie sei dem Vater des Teenagers übergeben worden. Der US-Sender CNN erhielt eine Kopie der Aufnahme.

Aufgezeichnete Funkgespräche zwischen der "Sewol" und der örtlichen Schifffahrtkontrolle belegen ebenfalls die Unfähigkeit der Besatzung. Diese zögerte, das Schiff zu evakuieren, als sich dieses gefährlich zur Seite neigte. "Wir sind kurz davor unterzugehen", sagte ein nicht identifiziertes Besatzungsmitglied. Da waren noch alle Passagiere an Bord.

Die Bergungsarbeiten an der gesunkenen "Sewohl" kommen nur langsam voran (Foto: AP)
Die Bergungsarbeiten an der gesunkenen "Sewohl" kommen nur langsam voranBild: picture-alliance/AP Photo

Seit dem Untergang der "Sewol" vor knapp zwei Wochen sind etwa 190 Leichen geborgen worden. 110 der ursprünglich 476 Menschen an Bord werden nach wie vor vermisst. Die Bergungskräfte kommen nur mühsam voran. Die Tauchgänge am Wrack im Südwesten Südkoreas müssen wegen schlechten Wetters immer wieder unterbrochen werden. Hohe Wellen und starke Winde erschweren die Arbeiten.

Nur 174 Menschen sind gerettet worden, darunter der Kapitän und die anderen 14 leitenden Besatzungsmitglieder. Sie sitzen in Untersuchungshaft. Ihnen droht eine Anklage wegen Fahrlässigkeit, Verstoßes gegen die Dienstpflicht und anderer Vorwürfe. Sie werden beschuldigt, das Schiff früh im Stich gelassen und keine Versuche zur Rettung der Passagiere unternommen zu haben.

se/SC (afp, dpa)