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Kellerkinder ziehen Notbremse

Stefan Nestler mit dpa, sid
12. Februar 2019

Die abstiegsbedrohten Bundesligisten 1. FC Nürnberg und VfB Stuttgart entlassen ihre Sportchefs, Schlusslicht FCN dazu noch den Trainer. Dieser Schritt könnte bald auch beim VfB folgen.

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Baden-Württemberg, Stuttgart: Thomas Hitzlsperger, neuer Sportvorstand des VfB
Neuer starker Mann beim VfB Stuttgart: Thomas Hitzlsperger, ab sofort Sportvorstand beim AbstiegskandidatenBild: picture-alliance/dpa/S. Gollnow

Kein Wunder, die Nerven liegen blank bei den Mannschaften im Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga. Etwa zwei Drittel der Bundesligasaison sind gespielt, nur noch 13 Spiele bleiben den Teams, um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Dass Schlusslicht 1. FC Nürnberg zum - wie es Aufsichtsratschef Thomas Grethlein formulierte - "Kahlschlag" in der sportlichen Führung ausholte, kommt kaum überraschend. Seit 15 Bundesligaspielen wartet der Aufsteiger auf einen Sieg. "Wir können nicht immer sagen, wir machen einfach so weiter. Wir mussten einen Impuls setzen", sagte Grethlein. "Wir verlieren die Anhängerschaft." Und so entließen die Nürnberger erst Sportvorstand Andreas Bornemann und kurz darauf auch den glücklosen Trainer Michael Köllner.

Schommers und Mintal springen ein

Bornemann hatte sich gegen eine Trennung von Köllner gewehrt und musste deshalb gleich mitgehen. "Er hat sein Schicksal mit dem des Trainers verbunden, was uns zunächst sehr viel Respekt abnötigt", erklärte Aufsichtsratschef Grethlein, schob jedoch ein dickes Aber nach: "Ich gestehe, dass wir es im Kern nicht verstehen." Bornemann war seit September 2015 Sportchef der Nürnberger und hatte Köllner im März 2017 vom Trainer der 2. Mannschaft zum Chefcoach befördert. Köllner hatte den Traditionsklub zurück in die Bundesliga geführt. Für ihn springt vorerst der bisherige Co-Trainer Boris Schommers ein, zur Seite wird ihm der frühere Publikumsliebling Marek Mintal stehen.

Michael  Köllner  Trainer 1. FC Nürnberg
Trainer Köllner muss sich einen neuen Job suchenBild: picture-alliance/nordphoto

Nach dem 0:2 in Hannover am vergangenen Samstag war Nürnberg ans Tabellenende gerutscht. Vier Tage zuvor waren die Franken im Achtelfinale des DFB-Pokals an Zweitliga-Spitzenreiter Hamburger SV gescheitert. "Wir wissen auch, dass ein Trainerwechsel in der Regel nicht der Königsweg ist", räumte Grethlein ein. "Wir waren trotzdem der Überzeugung, wir sollten nochmal alles versuchen, die Liga zu halten."

Reschke weg, Weinzierl vor dem K.o.

Das will auch der VfB Stuttgart. Das Team steht auf dem Relegationsplatz 16 und hat gerade mal einen Punkt Vorsprung auf den Vorletzten Hannover, drei Zähler auf Nürnberg. Auch der VfB zog die Konsequenz aus der sportlichen Talfahrt der vergangenen Wochen, wenn auch nicht ganz so radikal wie das Schlusslicht: Die Stuttgarter entließen Sportvorstand Michael Reschke, Trainer Markus Weinzierl darf weitermachen - noch.

Sportvorstand VfB Michael Reschke
Reschke nicht mehr VfB-SportchefBild: picture-alliance/Pressefoto Baumann/H. Britsch

Fünf der letzten sechs Spiele hat der VfB verloren, die 0:3-Pleite am vergangenen Wochenende bei Fortuna Düsseldorf war ein sportlicher Offenbarungseid. Sollte am Samstag eine Heimniederlage gegen RB Leipzig folgen, dürfte Weinzierl seinen Job wohl los sein. Der frühere Trainer des FC Augsburg (2012-16) und des FC Schalke 04 (2016-17) hatte den Posten bei den Stuttgartern erst am 10. Oktober übernommen. Seitdem holte der VfB nur drei Siege und ein Unentschieden, kassierte aber zehn Niederlagen.

Hitzlsperger übernimmt

Reschke war im Sommer 2017 zu den Schwaben gestoßen. Als langjähriger  Manager von Bayer 04 Leverkusen (2004-14) und Kaderplaner des FC Bayern (2014-17) hatte er sich zuvor einen untadeligen Ruf erarbeitet. Doch als Sportchef des VfB agierte Reschke ohne Fortune. Er holte Tayfun Korkut als Trainer. Der schaffte zwar ein kurzes Hoch, doch dann stürzten die Stuttgarter wieder in die Krise, aus der Weinzierl sie bisher nicht führen konnte. Zudem wurde Reschke zur Last gelegt, dass er für neue Spieler knapp 50 Millionen Euro ausgegeben hatte. Doch kaum einer der Neuzugänge zündete.

Fortuna Düsseldorf - VfB Stuttgart: VfB Stuttgart Fans mit Plakat
Stuttgarts Fans sind kritischBild: picture-alliance/Pressefoto Rudel/R. Rudel

Nun übernimmt Thomas Hitzlsperger, der bisher im Präsidium des Vereins für die Nachwuchsförderung zuständig war. "Ich werde alles daransetzen, beim VfB die Kräfte für den Klassenerhalt zu bündeln und gleichzeitig in einem starken Team die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen", sagte Hitzlsperger. Möglicherweise muss der 36-Jährige gleich am nächsten Samstag eine erste Weiche stellen und sich auf die Suche nach einem neuen Trainer machen.

Den hat der Tabellenvorletzte Hannover 96 mit Thomas Doll bereits verpflichtet. Die Niedersachsen waren der erste Verein aus dem Tabellenkeller, der die Reißleine zog und André Breitenreiter in die Wüste schickte. Dolls Vertrag gilt übrigens auch für die zweite Liga.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter