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Studiogast: Prof. Dr. Klaus Strassmeier

Kiron Kreuter6. November 2011

"Leben, so wie wir es auf der Erde kennen, entwickelt sich überall. Von der Antarktis bis in die Tiefen des Ozeans. Ohne Licht, mit Licht, ob auf Schwefelbasis oder Kohlenstoffbasis." Prof. Dr. Klaus Strassmeier, Astrophysiker, Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP)

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DW-TV: Prof. Klaus Strassmeier ist Astrophysiker am Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam. Herr Strassmeier, ist es tatsächlich so, dass erst der Mond die Erde zu einem Lebensraum macht?

Klaus Strassmeier: Ja, unter anderem, aber da gibt es noch wesentlich mehr Faktoren. Die Position der Erdachse ist ein existentieller Parameter, der für die Jahreszeiten verantwortlich ist, und dieser wird in der Regel vom Jupiter und von der Sonne beeinflusst. Und das ändert sich im Laufe der Zeit. Daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ohne eine stabilisierende Rotationsachse Leben entsteht, wesentlich geringer. Aber auch das Magnetfeld ist entscheidend. Ohne das Magnetfeld der Erde würden wir nicht leben.


Was braucht es denn alles, damit Leben entsteht?


Wir brauchen ein Magnetfeld. Wir brauchen einen Schutz vor der kosmischen Strahlung der Sonne, also vor schnellen Protonen und schnellen Elektronen.


Das Finden einer zweiten Erde ist ein hart umkämpftes Forschungsfeld in der Welt der Astrophysiker. Es wurde das eine oder andere schon gefunden, aber die richtige Sensation war noch nicht dabei, oder?


Das ist richtig. Jeder sucht die zweite Erde, wobei "Erde" mit Leben besetzt ist und eine schöne Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre hat usw. Aber eigentlich definieren wir Astronomen Erde noch immer als eine Masse, die unserer Erde gleicht und den gleichen Radius hat wie unsere Erde.


Wie stehen denn die Chancen, dass man wirklich eine zweite Erde findet, auf der man auch leben könnte?


Ich denke: ausgezeichnet. Ich würde sogar glauben, dass wir in zehn Jahren eine zweite Erde haben, allerdings ohne Hinweise auf Leben. Das ist der nächste Schritt, das ist wirklich für die nächste Dekade. Aber einen Körper mit der Masse der Erde und dem Radius der Erde, das ist am Horizont.


Es heißt ja immer, die Chance, dass man da irgendwo Leben findet in diesem riesigen Universum, ist größer als die, dass man keines findet. Glauben Sie das auch?

Absolut. Leben, so wie wir es auf der Erde kennen - diese Voraussetzung muss man immer machen - entwickelt sich ja überall. Von der Antarktis bis in die Tiefen des Ozeans, ohne Licht, mit Licht, auf Schwefelbasis oder Kohlenstoffbasis. Die Antwort ist hier ein klares: Ja.


Muss denn das Leben so aussehen wie bei uns auf der Erde?

Natürlich nicht. Auf der Erde ist alles von der sozialen und der soziologischen Struktur des Menschen dominiert. Schauen Sie sich Weltraum-Serien wie Star Trek an: Alle Außerirdischen haben Hände und Füße.


Aber so sehen sie ja wohl nicht aus, das ist ja nur die Hollywood Vorstellung?


So ist es.

Es gibt ja für Wissenschaftler eine Art Regel, was zu tun ist, wenn man einen Außerirdischen trifft.

Ja. es gibt einen Verhaltenskodex. Der basiert einfach auf den Regeln guter wissenschaftlicher Praxis: Man muss das absolut sicher verifizieren lassen, von Kollegen und von anderen Instituten in anderen Ländern. Und dann muss man an die Regierungen und vor allem an die UNO herantreten. Die UNO hat hier eine weltregierungsähnliche Rolle.

Glauben Sie denn, dass die Außerirdischen uns auch suchen?


Ich bin davon überzeugt. Allein schon durch die Anzahl der Sterne, 400 Milliarden nur in unserer Galaxie und 20 Prozent davon mit Planeten. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, wir weden es nur nicht so schnell wissen, aber ich glaube: Ja.

Interview: Daniela Levy