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26. November 2008

Der deutsche Strommarkt steht vor einschneidenden Veränderungen. Mit dem Verkauf seines Stromnetzes verringert der Eon-Konzern sein Machtmonopol. Die EU-Kommission wertet dies als Erfolg für die Verbraucher.

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Strommasten u. -leitungen
Netzbetrieb und Stromerzeugung sollen nicht mehr bei einem Unternehmen liegenBild: AP

Die EU-Kommission verpflichtete jetzt den Energiekonzern Eon, sein Höchstspannungsnetz zu verkaufen und rund 4800 Megawatt Kraftwerkskapazität in Deutschland an Konkurrenten abzugeben. Im Gegenzug stellten die Brüsseler Wettbewerbshüter ihre Ermittlungen gegen die Elektrizitätssparte von Eon ein. Der Stromriese stand unter Verdacht, seine Marktstellung für überhöhte Preise missbraucht zu haben. Bei einer Verurteilung hätte das Unternehmen Entschädigungen in Milliardenhöhe zahlen müssen.

E.ON Bilanz- Pressekonferenz
Der Vorstandsvorsitzende der E.ON AG Wulf BernotatBild: AP

Einmaliger Vorgang mit harten Strafen

Der Vorgang bei Eon ist in der Geschichte des europäischen Kartellrechts einmalig. Nie zuvor musste ein Unternehmen bedeutende Vermögenswerte abgeben, um Wettbewerbsbedenken auszuräumen. Eon hat jetzt zwei Jahre Zeit, sein Netz zu veräußern. Sollte die Zusage des Verkaufs nicht eingehalten werden, will die EU-Kommission ein Bußgeld von bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes verhängen. Eon erzielte 2007 einen Umsatz von 68 Milliarden Euro. In der Unternehmensleitung sieht man inzwischen keine großen Expansionschancen mehr auf dem deutschen Markt und denkt daran, die Marktposition zu verringern und die internationale Präsenz zu stärken.

Hoffnung auf niedrigere Strompreise

Die EU-Kommission hofft, dass sich durch die Trennung von Netz und Stromerzeugung niedrigere Strompreise für die Verbraucher ergeben. Immerhin stehen der Kommission zufolge auch noch über 20 Prozent der Erzeugungskapazitäten von Eon Wettbewerbern und neuen Stromerzeugern zur Verfügung. Hinzu kommt der Netzverkauf bei weiteren Stromherstellern wie zum Beipiel beim Vattenfall-Konzern. Durch den "Fall Eon" sei der gesamte Strommarkt in Deutschland und Europa in Bewegung gekommen, heißt es bei der EU-Kommission in Brüssel.

Deutschland Kernkraftwerk Biblis
Kernkraftwerk BiblisBild: AP

Strommarkt vom "Fall Eon" unbeeindruckt

Auf die Stromkunden in Deutschland kommt ungeachtet der jüngsten Entwicklungen erst einmal eine Welle von Preiserhöhungen zu. Bundesweit wollen rund 350 Versorger mit rund 14 Millionen Kunden ihre Tarife zum Januar anheben. Im Durschnitt werden die Steigerungen etwa 10 Prozent betragen. Alleine der Energiekonzern Eon plant bei seinen sieben Regionalgesellschaften die Preise um 7,4 bis 9,2 Prozent heraufzusetzen. Die Deutschen werden damit insgesamt eine Milliarde Euro mehr für ihren Strom bezahlen müssen. (wd)