1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Strafe und Verlust bei Airbus

13. Februar 2020

Die Konkurrenz in einer tiefen Krise – die eigene Bilanz aber tief rot. Das Kunststück hat gerade Airbus hingelegt. Der Grund: Milliardenstrafen nach mehreren Korruptionsskandalen.

https://p.dw.com/p/3XhZT
Dubai Airshow 2019 | Airbus
Bild: picture-alliance/dpa/TASS/M. Lystseva

Nicht weniger als 1,36 Milliarden Euro fehlen für das vergangene Jahr in der Bilanz des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus. Ein Jahr zuvor standen noch mehr als drei Milliarden Euro Gewinn zu Buche. Dazwischen liegen Strafbescheide über 3,6 Milliarden Euro - zu zahlen nach offenbar stichhaltigen Korruptionsvorwürfen gegen Airbus.

Der Versuch, mittels Schmiergeld ins Geschäft zu kommen, man kann es nun in der Bilanz nachlesen, hat sich als ziemlich schlechtes Geschäft für den europäischen Vorzeigekonzern erwiesen. Mit der Annahme der Strafe hatte sich das Unternehmen kürzlich aus einer Affäre freigekauft, die Airbus jahrelang beschäftigt hatte. Auslöser der Ermittlungen war seinerzeit eine Selbstanzeige des Unternehmens.

Boeing und Airbus auf Luftfahrtmesse in Paris-Le Bourget
Dauerkonkurrenten - Boeing und Airbus (hier bei der Luftfahrtmesse Paris-Le Bourget)Bild: picture-alliance/dpa/S. Suki

Die Justiz in Großbritannien und Frankreich ermittelte gegen Airbus wegen des Verdachts der Bestechung ausländischer Beamter sowie Geldwäsche. Dabei ging es um Bestechungsvorwürfe im Zusammenhang mit Verträgen beim Verkauf von Zivilflugzeugen und Satelliten. In den USA gab es zusätzlich Ermittlungen wegen möglicher Verstöße bei Waffenexporten mit US-Bestandteilen.

In Frankreich wird der Löwenanteil der Strafe in der Korruptionsaffäre fällig - nämlich 2,1 Milliarden Euro. In Großbritannien beläuft sich die Geldbuße auf knapp 984 Millionen Euro, die USA sollen knapp 526 Millionen Euro bekommen.

Die Krise von Boeing

Eigentlich hätte 2019 ein gutes Jahr für Airbus werden können. Im Rennen um die Marktführerschaft konnten die Europäer erstmals seit Jahren dem US-Erzrivalen Boeing den Titel abjagen. Insgesamt lieferte Airbus 863 Verkehrsflugzeuge aus und damit acht Prozent mehr als im Vorjahr. Boeing dagegen steckt seit März 2019 in einer schweren Krise. Nach den zwei Abstürzen, bei denen insgesamt 346 Menschen ums Leben kamen, hatten Behörden in aller Welt Passagierflüge mit der 737 Max untersagt. Das Flugzeug ist das meistgefragte Modell des US-Konzerns.

CEO von Airbus |  Guillaume Faury
Der neue Airbus-Chef Guillaume Faury (Archivbild)Bild: Reuters/Stringer/M. Khaled

Ein paar Probleme hatte aber auch Airbus im letzten Jahr. Sorgenkind bleibt der Militärtransporter A400M. Wegen zunehmend schlechter Exportaussichten für den Transporter verbuchte der Konzern sogenannte Sonderbelastungen von 1,2 Milliarden Euro, wie Airbus am Donnerstag ebenfalls mitteilte. Eine Ursache sei das Verbot von Rüstungsexporten nach Saudi-Arabien.

Vorsichtige Prognose

Ohne diese Sondereffekte stieg das Betriebsergebnis von Airbus um 19 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro. Der Umsatz legte um elf Prozent auf 70,5 Milliarden zu. Für 2020 - das erste komplette Jahr des neuen Chefs Guillaume Faury - rechnet Airbus mit einer Steigerung des bereinigten Betriebsgewinns auf 7,5 Milliarden Euro. Abhängig sei dies allerdings davon, dass Weltwirtschaft und Luftverkehr gemäß den Erwartungen wüchsen und es zu keinen größeren Turbulenzen durch die Ausbreitung des Coronavirus oder den Zollstreit komme.

Dann will der Konzern im Jahr 2020 etwa 880 Verkehrsflugzeuge an die Kunden ausliefern und damit nur 17 mehr als im Vorjahr. Ursprünglich hatte sich das Management für 2019 bereits bis zu 890 Maschinen zum Ziel gesetzt - vorsichtige Prognosen also, auch ohne Strafzahlungen.

ar/hg (dpa, rtr, afp)