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Gesellschaft

Sting bringt Leben zurück ins Bataclan

12. November 2016

Bei den Pariser Anschlägen wurden im Bataclan 90 Menschen ermordet. Doch die Konzerthalle soll kein "Mausoleum" werden: Ein Jahr nach dem Terror ist das Konzert von Sting ein Bekenntnis zum Leben.

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Paris Musiker Sting im Bataclan
Bild: Reuters/B. Allin

Sting begann seinen Auftritt im Bataclan mit einer Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer der Anschlagsserie. "Wir werden sie nicht vergessen", sagte der britische Rockstar. "Heute Abend haben wir zwei Aufgaben in Einklang zu bringen: Zunächst jener zu gedenken, die ihr Leben bei dem Anschlag verloren haben, und dann, das Leben und die Musik an diesem historischen Ort zu feiern", sagte Sting auf Französisch.

Der Saal mit rund 1500 Plätzen war ausverkauft, im Publikum waren auch Angehörige von Opfern des Anschlags vom 13. November 2015. Damals waren drei Islamisten mit Sturmgewehren und Sprengstoffgürteln während eines Konzerts der US-Rockband Eagles of Death Metal in das Bataclan eingedrungen. Sie ermordeten 90 Menschen, zeitgleich verübten zwei weitere Terrorkommandos Anschläge am Stade de France und auf Pariser Bars.

Erinnern und Feiern

Stings erstes Lied "Fragile" trieb vielen Zuhörern Tränen in die Augen. Doch mit seinem zweiten Song, "Message In a Bottle" von seiner früheren Band "Police", riss der Sänger sein Publikum mit.

"Ich bin das erste Mal seit einem Jahr wieder in der Öffentlichkeit", sagte Aurelien, der den Anschlag im Bataclan vor einem Jahr überlebte. "Ich war nicht im Kino, nicht im Konzert, mein Essen lasse ich mir liefern - ich bin immer zuhause geblieben." Zum Sting-Konzert zu gehen, empfinde er als "Pflicht, weil es 90 Menschen gibt, die nicht mehr kommen können", sagte er sichtlich bewegt und mit zitternden Händen.

Frankreich Paris Sting Konzert im Bataclan Gedenken vor Wiedereröffnung
Bild: Getty Images/AFP/P. Lopez

"Diese Rückkehr des Lebens ins Bataclan ist der Sieg der Jugend und der humanistischen Ideale über Terror und Spaltung", erklärte Frankreichs Kulturministerin Audrey Azoulay. Der Saal war in den vergangenen Monaten komplett renoviert worden, um alle Spuren des Massakers zu beseitigen. Die Tickets, die in den freien Verkauf gegangen waren, waren nach weniger als einer halben Stunde ausverkauft gewesen.

Bataclan soll kein "Mausoleum" werden

Die unbekannten Helden von Paris

Sting spielte ohne Gage, die Einnahmen gehen an zwei Opfer-Organisationen. Der 65-Jährige trug neben mehreren seiner großen Hits auch Lieder von seinem gerade erst veröffentlichten neuen Album "57th & 9th" vor, darunter auch "Inshallah", das sich mit der Flüchtlingskrise beschäftigt.

Der Termin am Vorabend des ersten Jahrestags der Anschläge war auch ein Bekenntnis, dass das Leben im Bataclan weitergehen soll. Man könne es nicht zu einem "Mausoleum" werden lassen, sagte einer der der Verantwortlichen des Saals, Jules Frutos, dem Sender Europe 1. Das Konzert fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Die Straße davor war gesperrt, rundherum waren zahlreiche Polizisten im Einsatz, alle Besucher wurden abgetastet.

Nach dem Rockkonzert steht der Jahrestag am Sonntag im Zeichen des Erinnerns. Am Vormittag gibt es Gedenkfeiern an allen Anschlagsorten, an denen auch Staatspräsident François Hollande und Bürgermeisterin Anne Hidalgo teilnehmen. Dabei werden Gedenktafeln enthüllt, die an die insgesamt 130 Getöteten erinnern. Reden sind nicht geplant - die Verantwortlichen hatten sich in Abstimmung mit Opferverbänden für möglichst nüchterne Veranstaltungen entschieden.

cr/haz (dpa, afp)