Stimmvariationen
Wir brüllen, flüstern, raunen, murmeln, kreischen, nuscheln: Die Stimme ist unersetzlich, wenn wir miteinander sprechen oder mit ihr etwas ausdrücken wollen. Sie transportiert Gefühle wie Wut, Liebe, Angst und Freude.
Nina und Peter haben sich einen Tag freigenommen. Sie gehen shoppen und bummeln an den Läden in einem großen Kaufhaus vorbei. Aus den Lautsprechern in der Decke tönt leise Musik. Plötzlich zerreißt eine Durchsage den Musikteppich Musikteppich, -e (m.) eine dauerhafte Beschallung durch Musik : „Frau Schirmer, bitte 328. Frau Schirmer, bitte 328!“
Schneidende Stimmen und Stimmbruch
„Meine Güte, was für eine unangenehme, piepsige piepsig (bei einer Stimme) hoch und dünn Stimme, eine richtig fiese fies hier: schrecklich Kaufhausstimme“, sagt Nina. Peter stimmt zu: „Ja, wirklich. Die klingt fast so wie meine, als ich im Stimmbruch Stimmbruch, -brüche (m.) der Stimmwechsel bei männlichen Jugendlichen in der Pubertät war. Ich hab sowieso keine Lust mehr, hier nach einem neuen T-Shirt zu gucken. Komm, wir gehen woanders hin.“
Wieder auf der Straße entscheiden sie sich, erst mal einen Kaffee trinken zu gehen. Zur Entspannung. Allerdings ist gerade eine Reisegruppe in ihrem Lieblingscafé angekommen. Dort herrscht ein lautes Stimmengewirr. Sie können sich kaum miteinander unterhalten. „Die Stimmung hier gefällt mir heute aber gar nicht“, meint Nina, „komm, wir versuchen unser Glück woanders.“
Eine schöne Stimme
Draußen in der Fußgängerzone singt ein junger Straßenmusiker amerikanische Songs. Dazu spielt er Gitarre. „Oh, hat der eine schöne Stimme – fast so schön wie deine! Lass uns stehen bleiben und zuhören“, sagt Nina, „das ist eine richtig schöne Entspannungsmusik. Wie heißt es doch so schön in dem Sprichwort: ‚Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder‘.“
Peter stimmt Nina zu. Auch er empfindet die Stimme des Straßenmusikers als angenehm. Und er kann’s schließlich beurteilen, denn er ist Opernsänger von Beruf. „Tja“ meint er, „eine schöne Stimme ist schon wichtig. Denn wenn Shakira eine Piepsstimme hätte oder die Jungs von Tokio Hotel nicht singen könnten, wären sie wahrscheinlich keine Stars geworden“, meint er.
Die Vielfalt der Stimme
Stimme ist nicht gleich Stimme. Eine Stimme kann brabbelnd brabbeln undeutlich vor sich hinreden , glucksend glucksen dunkel klingende, unterdrückte Laute von sich geben , trällernd trällern vor sich hinsingen, ohne auf Text und Melodie zu achten , kreischend, sanft, samtig, brüchig, melodisch, krächzend, stöhnend, betörend, verzerrt verzerrt hier. so, dass der Klang undeutlich wiedergegeben wird und vieles mehr sein: Ihre Bedeutung ist einzigartig in der direkten Kommunikation von Mensch zu Mensch. Zum Vergleich: Nur die Nachtigall Nachtigall, -en (f.) ein Singvogel hat mehr Stimmvolumen als der Mensch, also mehr Töne zur Verfügung.
Und was auch wichtig ist: Der Klang muss stimmen, passen, harmonisch sein. Ob wir eine Stimme als angenehm oder unangenehm empfinden, hängt sehr stark vom individuellen Geschmack ab. Trotzdem gibt es Stimmen, denen die meisten Menschen gern zuhören. Warm soll sie klingen, freundlich. Sie soll einen „eigenen Charakter“ haben, der gleich wiederzuerkennen ist, wenn man diese Stimme hört – eine zugleich vertraute und markante Stimme also.
Der Stimmverlust und der Stummfilm
Denn stimmlos, stumm zu sein macht schlagartig klar, wie wichtig die Stimme ist und wie schlimm ein Verlust wäre. Bei denjenigen, die nicht von Geburt an stumm sind, fängt es unter Umständen ganz harmlos an: mit einer belegten belegt hier: ein wenig heiser Stimme. Man hat das Gefühl, das Sprechen fällt einem plötzlich schwer. Wenn man dann noch heiser ist oder seine Stimme ganz verloren hat, hat man vermutlich eine Erkältung, die auf die Stimmbänder geschlagen ist.
Plötzlich kann man nicht mehr mitreden, noch nicht einmal seine Wünsche äußern oder um Hilfe rufen. Es bleibt nur noch, mit Händen und Füßen zu sprechen, durch Gestik und Mimik klarzumachen, was man möchte. Ein Radio ohne Stimme – undenkbar! Auch in Filmen kommt der Stimme eines Schauspielers, einer Schauspielerin eine wichtige Rolle zu. Als der Tonfilm den Stummfilm ablöste, wurden viele Stars plötzlich arbeitslos. Denn sie hatten nur gelernt, ihre Rolle stumm zu spielen, pantomimisch. Als es nun darum ging, die Filmfigur auch sprechen zu lassen, waren viele der damaligen Leinwandgrößen Leinwandgröße, -n (f.) umgangssprachlich für: eine/ein sehr berühmte/r Schauspielerin/Schauspieler stimmlich einfach nicht geeignet.
Stimmtraining
Wer seiner Stimme kein Gehör verschaffen kann, hat auch in der Öffentlichkeit ein Problem. Mancher lässt sich deshalb von einem Stimmtrainer coachen. Dieser bringt ihm bei, wie er seine Stimme optimal einsetzen kann, wie er einen Sprechfehler wie das Lispeln lispeln beim Artikulieren von Zischlauten mit der Zunge die Zähne berühren und die Laute falsch aussprechen in den Griff bekommt etwas in den Griff bekommen umgangssprachlich für: etwas unter Kontrolle bringen . Denn Personen, die im öffentlichen Leben stehen, müssen lernen, auch ihre Stimme im Griff zu haben und sauber zu artikulieren, Laute und Wörter deutlich auszusprechen. Jemand der nuschelt, der undeutlich spricht, ist schwer zu verstehen.
Ein Stimmtrainer bringt dem Trainee auch bei, dass es stimmhafte und stimmlose Töne gibt. Das „S“ in „Sahne“ ist stimmhaft, die Stimmbänder und die Form des Munds beim Sprechen erzeugen den Laut „S“. Im kleinen Wort „das“ ist das „S“ dagegen stimmlos – nur der Mund und die hindurchströmende Luft formen den Laut. Die Stimmbänder schwingen nicht bei diesem „S“. Und: Vokale sind immer stimmhaft.
Kleines Organ, große Wirkung
Große Stimmkunst ist es, wenn eine Opernsängerin einen besonders hohen Ton anstimmt einen Ton an|stimmen zu singen beginnen . Dabei schwingen die Stimmbänder öfter als 1000 Mal in der Sekunde. Obwohl: Ganz genau heißt das kleine Organ „Stimmlippen“ – das Stimmband ist ein Teil davon. Die Stimmlippen befinden sich im Kehlkopf.
Sie werden durch die Luft aus den Lungen in Schwingungen versetzt und erzeugen so die verschiedenen Töne oder Laute. Das ist so ähnlich wie bei den Saiten eines Musikinstruments. Wenn wir sprechen, beeinflussen auch die Stellung und Form der Lippen, des Kiefers, des Kehlkopfs, des Gaumensegels Gaumensegel, - (n.) der hintere, weiche Teil des Gaumens in der oberen Mundhöhle und natürlich der Zunge die Artikulation.
Ich stimme für dich!
Im alltäglichen Leben merken wir kaum noch, wie umfangreich unsere stimmlichen Möglichkeiten wirklich sind. Vieles von der ursprünglichen stimmlichen Kreativität im Kindesalter verlieren wir, wenn wir älter werden. Wir haben unsere Stimme dann voll ausgebildet und benutzen sie ganz selbstverständlich. Anders ist das bei Profis wie Peter, dem Opernsänger. Er arbeitet meist täglich an seiner Stimme, er trainiert sie. Und deshalb freut ihn natürlich Ninas Kompliment, als sie sich sich los|eisen umgangssprachlich für: sich mit Mühe freimachen; weggehen von dem Straßenmusiker losgeeist sich los|eisen umgangssprachlich für: sich mit Mühe freimachen; weggehen haben: „Bei einem Musikwettbewerb würde ich schon für ihn stimmen. Aber: Deine Stimme höre ich immer noch am liebsten!“
Stimmvariationen
Musikteppich, -e (m.) — eine dauerhafte Beschallung durch Musik
piepsig — (bei einer Stimme) hoch und dünn
fies — hier: schrecklich
Stimmbruch, -brüche (m.) — der Stimmwechsel bei männlichen Jugendlichen in der Pubertät
brabbeln — undeutlich vor sich hinreden
glucksen — dunkel klingende, unterdrückte Laute von sich geben
trällern — vor sich hinsingen, ohne auf Text und Melodie zu achten
verzerrt — hier. so, dass der Klang undeutlich wiedergegeben wird
Nachtigall, -en (f.) — ein Singvogel
belegt — hier: ein wenig heiser
Leinwandgröße, -n (f.) — umgangssprachlich für: eine/ein sehr berühmte/r Schauspielerin/Schauspieler
lispeln — beim Artikulieren von Zischlauten mit der Zunge die Zähne berühren und die Laute falsch aussprechen
etwas in den Griff bekommen — umgangssprachlich für: etwas unter Kontrolle bringen
einen Ton an|stimmen — zu singen beginnen
Gaumensegel, - (n.) — der hintere, weiche Teil des Gaumens in der oberen Mundhöhle
sich los|eisen — umgangssprachlich für: sich mit Mühe freimachen; weggehen