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Stichwort: Weltwirtschaftsgipfel

Rolf Wenkel30. April 2005

Was ist der Weltwirtschaftsgipfel überhaupt? Und wie läuft er ab?

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Kaum zu glauben, wenn man den heutigen Presserummel um die jährlich wiederkehrenden Weltwirtschaftsgipfeltreffen der acht wichtigsten Industrienationen sieht: Angefangen haben diese Treffen 1975 als unverbindliche Plauderstündchen am Kamin. Den ersten Weltwirtschaftsgipfel hatten der damalige französische Präsident Giscard d´Estaing und der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt ins Leben gerufen - die sechs Regierungschefs aus Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Großbritannien und den USA trafen sich zu einem Kamingespräch auf Schloss Rambouillet nahe der französischen Hauptstadt Paris.

Das weltweite Wechselkurssystems von Bretton Woods war seinerzeit zusammengebrochen und die Organisation der Erdöl produzierenden Staaten OPEC hatte der Welt den ersten Ölpreisschock versetzt. Die sechs Regierungschefs suchten 1975 ein Forum, auf dem die führenden Industrienationen der Welt Fragen zur internationalen Finanz- und Wechselkurspolitik diskutieren konnten.

Im Prinzip ist das auch heute noch so. Aber diese Treffen, an denen heute auch Kanada und Russland teilnehmen, sind längst keine reinen Wirtschaftsgipfel mehr, sie sind politischer geworden, enger orientiert am globalen krisenhaften Tagesgeschehen. Immer neue Themenfelder wurden an die acht Staats- und Regierungschefs herangetragen, von der Entwicklungspolitik über Schuldeninitiativen, Umwelt und Weltklima, Terrorismus und internationale Kriminalität bis hin zu regionalen Wirtschaftskrisen und Konfliktherden.

Jeder Gipfel muss arbeitsteilig vorbereitet werden. So treffen sich neben den Staats- und Regierungschefs heutzutage auch regelmäßig die Außen- und Finanzminister, aber auch die Innen-, Umwelt- und Entwicklungsminister. Während sich die Finanzminister und Notenbankchefs der G7 viermal im Jahr treffen, und das auch schon seit den ersten Gipfeltreffen, haben sich die Außenministertreffen erst nach Denver 1997 verselbständigt, ausgelöst durch die neue Vollmitgliedschaft Russlands.

Die politischen Beamten unter der Ebene der Minister stehen im Prinzip das ganze Jahr über miteinander in Kontakt, ebenso wie die Staats- und Regierungschefs indirekt durch ihre Persönlichen Beauftragten zur Vorbereitung der Gipfel, den so genannten Sherpas, miteinander in Kontakt stehen. So wie der nepalesische Sherpa mit seiner Ortskenntnis den Bergsteigern auf den Gipfel im Himalaja hilft, treffen sich die politischen Sherpas regelmäßig, um Tagesordnung, Themen und Entscheidungen des Gipfels vorzubereiten.

Gipfeltreffen sind also das Ergebnis eines regelmäßigen politischen Austausches zwischen den Gipfeln. In diesen Prozess werden seit einigen Jahren immer stärker auch die so genannten Nichtregierungsorganisationen (NGO's) beteiligt, die auch Anregungen zu neuen Themenfeldern geben, wie zum Beispiel Bildung, Seuchenbekämpfung, Trinkwasserversorgung in den Entwicklungsländern, oder auf Gefahren aufmerksam machen, zum Beispiel die digitale Kluft zwischen den Industriestaaten und den Entwicklungsländern.