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Stellenabbau bremst Gewinnanstieg bei SAP

20. Oktober 2015

Die Geschäfte von SAP liefen in den ersten neun Monaten besser als geplant. Die Zukunft sieht der Softwarekonzern in der Cloud, dahin werden allerdings nicht alle Mitarbeiter folgen.

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SAP Symbolbild
Bild: AP

SAP könnte den Umsatz mit Cloud-Software nach den Worten von Vorstandschef Bill McDermott in diesem Jahr stärker steigern als bisher angepeilt. Es laufe sehr gut, sagte McDermott am Dienstag. "Wir haben eine Chance, das zu übertreffen", betonte der SAP-Chef mit Blick auf die Prognose.

Seit einigen Jahren baut SAP sein Geschäftsmodell grundlegend um. Ein Kerngedanke: Statt Softwarelizenzen für eine einmalige hohe Lizenzgebühr zu kaufen, sollen die Kunden die Programme mieten (Cloud Computing). Das beschert dem Marktführer für Software unter anderem kontinuierlichere Einnahmen. Da hier viel investiert werden muss und der Gewinn erst nach zwei bis drei Jahren den einer Lizenzsoftware erreicht, sinkt zunächst die Rendite des Walldorfer Konzerns. SAP peilt für das Gesamtjahr einen Umsatz von rund zwei Milliarden Euro mit der Mietsoftware aus dem Internet an. Nach drei Quartalen hat SAP bereits einen Erlös von 1,66 Milliarden Euro erreicht, etwa doppelt so viel wie im Vorjahr.

Mehr Mitarbeiter trotz Abfindungsprogrammen

Die neue Sparte hat SAP durch milliardenschwere Übernahmen vor allem in den USA ausgebaut. Deshalb beschäftigt SAP inzwischen gut 75.000 Mitarbeiter, das sind zehn Prozent mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig will SAP im Zuge dieses Umbaus weltweit Stellen in Abteilungen streichen, die nicht zu den Wachstumsbereichen gehören, und hat dieses Jahr in Europa freiwillige Abfindungsprogramme gestartet. Viele ältere Mitarbeiter, die sich nicht mehr auf die neue Technologie umstellen wollen, nutzen diese Angebote.

Das Programm zum freiwilligen Ausscheiden wurde stärker angenommen als ursprünglich geplant. Wie Finanzchef Luka Mucic erklärte, werden weltweit rund 3000 Mitarbeiter gehen - SAP hatte zunächst mit gut 2000 gerechnet. Der damit verbundene Aufwand belaufe sich nun auf 585 bis 615 Millionen Euro. Vor drei Monaten hatte Mucic noch mit 470 bis 530 Millionen Euro kalkuliert. Dem stünden Einsparungen von mehr als 500 Millionen Euro gegenüber, die bei einem Verbleib dieser Beschäftigten bis zur Rente angefallen wären.

Größte Einsparungen nach dem Konzernumbau erwartet

Vorstandschef McDermott präsentierte in diesem Quartal wieder selbst die Geschäftszahlen. Im Juli war er nicht dabei, nachdem er bei einem Sturz ein Auge verloren hatte. Inzwischen ist der meist euphorisch auftretende Amerikaner wieder im Dienst: "Ich bin nicht nur fähig, sondern fähiger denn je", sagte er.

Wegen der für den Umbau anfallenden Kosten verdiente der Konzern mit 895 Millionen Euro unterm Strich im dritten Quartal aber nur zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Einsparungen von mehr als einer halben Milliarde Euro jährlich verspricht sich SAP erst nach dem Abschluss des Umbaus. Im dritten Quartal sei bereits ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag eingespart worden, so ein Sprecher.

Vorläufige Quartalszahlen bestätigt

SAP bestätigte zudem die bereits am 13. Oktober bekannt gegebenen vorläufigen Quartalszahlen: Der bereinigte Umsatz legte um 17 Prozent auf 4,99 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn stieg von Juli bis September um 19 Prozent auf 1,62 Milliarden Euro. Ohne den Rückenwind vom schwachen Euro hätte das Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum 15 Prozent betragen. Für das Gesamtjahr erwartet SAP wie bisher ein währungsbereinigtes Betriebsergebnis zwischen 5,6 Milliarden und 5,9 Milliarden Euro.

Die Umsätze waren dank guter Geschäfte in allen Regionen weitaus deutlicher gestiegen. Die Cloud- und Softwareerlöse legten gegenüber dem Vorjahr um 19 Prozent auf 4,12 Milliarden Euro zu. Damit entwickelte SAP sich in den ersten neun Monaten besser als in der Ursprungsplanung vorgesehen. Seine Erwartungen an das Gesamtjahr wollte SAP-Chef Bill McDermott allerdings noch nicht an die guten Geschäfte anpassen. Er sei sehr optimistisch, sagte McDermott. Üblicherweise macht der Softwarekonzern im Schlussquartal den größten Anteil seines Geschäfts.

iw/ul (dpa, rtr)