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Gegen den Stau

23. Juni 2010

Mit Apples iPhone und anderen Smartphones kann man mobil im Internet surfen. Der große Erfolg dieser Geräte hat den Datenverkehr explodieren lassen.

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Handymast Mobilfunk Symbolbild Technik (Foto: chromorgange)
Engpässe drohen bei immer schnelleren VerbindungenBild: picture-alliance / chromorange

Vor allem iPhone-Nutzer sind eifrige Surfer - sie übertragen auf ihren Geräten rund 60 mal mehr Daten als andere Kunden. Die Mobilfunknetze stoßen dabei an ihre Grenzen, gewaltige Investitionen für den Netzausbau sind nötig.

Die Zeiten, in denen Handys vor allem zum Telefonieren und Verschicken von Kurznachrichten genutzt wurden, sind vorbei. Jetzt wird gesurft. Auch wenn Nutzer Emails schreiben oder sich mit kleinen Programmen, den sogenannten Apps, Sportergebnisse, Bahnverbindungen oder Wetterberichte aufs Handy holen, wächst der Datenverkehr. Das bestätigt auch Manfred Breul von Bitkom, dem Verband der IT und Telekommunikationsbranche. Allein 2009 habe es etwa eine Vervierfachung des Datenvolumens in den Mobilfunknetzen gegeben.

Die Preise sinken

René Obermann, Chef der Telekom (Foto: AP)
Telekom-Chef Obermann rechnet mit sinkenden PreisenBild: AP

Netzbetreiber freuen sich über das neue Geschäftsfeld. Denn beim normalen Telefonieren sind solche Wachstumsraten längst Vergangenheit. René Obermann, Vorstandschef der Deutschen Telekom, in Deutschland Marktführer vor Vodafone, sagt, dass es Chancen in diesem Geschäft gebe, auch in den nächsten Jahren: "Aber wir müssen lernen, mit dem sinkenden Preisniveau umzugehen. Wir müssen hochmoderne Technologie einsetzen, damit wir in den Lage sind, den Preisverfall, der weiter gehen wird, durch das erhöhte Mengenwachstum auch in Umsatzwachstum umzudrehen."

Wenn viele Nutzer an einem Ort gleichzeitig mobile Datendienste nutzen, drohen Engpässe in einzelnen Funkzellen: Verbindungen brechen ab, Internetseiten werden nur langsam geladen. Das könne zwar vorkommen, sagt Manfred Breul vom Branchenverband Bitkom, sei aber kein generelles Problem. Wenn ein Netzbetreiber feststelle, dass häufiger Engpässe aufträten, dann werde er im eigenen Interesse damit anfangen, neue Kapazitäten aufzubauen. Schließlich möchte er frustrierte Kunden, die den Anbieter dann wechseln, vermeiden.

Surffreudige Kunden - ein Kostenfaktor

Zwei junge Leute beim Telefonieren und Surfen mit dem Handy (Foto: paybox)
Flatrates für VielnutzerBild: Paybox

Problematisch ist auch, wenn ein Anbieter besonders surffreudige Kunden hat. In Großbritannien ist das bei O2 der Fall, weil O2 Apples iPhone dort exklusiv vertreibt. Die Kunden gehen mit so genannten Flatrates ins Netz, zahlen also unabhängig vom Datenverkehr einen Pauschalbetrag. Deswegen stellt O2 nun seine Tarife in Großbritannien um. Wer viel surft, muss bald auch mehr zahlen. Die Telekom, die in Deutschland das neue iPhone exklusiv anbietet, will dagegen an ihren Pauschalangeboten festhalten.

Einige Prognosen erwarten für Deutschland eine Verzwanzigfachung des mobilen Datenvolumens in den nächsten zehn Jahren. Wie verlässlich solche Prognosen sind, weiß allerdings niemand. Schon im Jahr 2000 erwarteten die Netzbetreiber einen gewaltigen Anstieg des Datenverkehrs - und zahlten mehr als 50 Milliarden Euro für neue Frequenzen zum Aufbau von schnellen UMTS-Netzen. Danach geschah lange nichts - bis die Smartphones kamen, sagt Manfred Breul von Bitkom: "Was wir momentan erleben, ist genau dieser Hype, der im Jahr 2000 vorhergesagt worden ist. Es hat eben nur ein bisschen länger gedauert."

Milliarden für den Netzaufbau

Die letzte Versteigerung von Mobilfunklizenzen brachte dem Staat Ende Mai 4,4 Milliarden Euro ein - etwas weniger als erwartet worden war. Die vier großen Netzbetreiber in Deutschland können nun damit beginnen, ihre Netze für die Zukunft aufzurüsten. Der Staat hat sie allerdings auch dazu verpflichtet, die Internetabdeckung in ländlichen Gegenden zu verbessern - den so genannten "weißen Flecken", die für Netzanbieter wenig lukrativ sind. Allein die Telekom will in den nächsten drei Jahren rund zehn Milliarden Euro in den Netzausbau investieren. Die neue mobile Breitbandtechnik heißt LTE (Long Term Evolution) und verspricht zehn mal schnelleren Datentransfer als der bisherige Standard UMTS. Doch wer in diesem Tempo surfen möchte, braucht selbst als Besitzer des gerade erst erschienenen iPhone 4 vor allem eins: ein neues Handy.

Autor: Andreas Becker

Redaktion: Monika Lohmüller