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Statt Sonnenhut und Strand - Alternativtourismus auf Kap Verde

21. August 2009

Inseln des ewigen Sommers. So wirbt Kap Verde für den Tourismus. Doch trotz der rund 330 Sonnentage im Jahr nimmt die Besucherzahl ab. Jetzt sucht der Inselstaat vor Westafrika nach alternativen Angeboten.

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Sie hat den afrikanischen Archipel auf die Weltkarte der Musik gesetzt. Cesária Évora, die virtuose Interpretin kapverdischer Musik. "Viele Touristen kommen her, um die Musik der Inseln, um die Mornas von Cesária Évora zu hören", erzählt Alia Santos, Inhaberin eines der bekanntesten Restaurants auf der Hauptinsel Santiago.

Kap Verde Sängerin Cesaria Evora
Die Stimme der Kap Verden: Cesaria EvoraBild: AP

Die sentimentalen Melodien der Morna, die flotten und tanzenden Gitarrenklänge der Coladeira - auch deshalb reisen jährlich 300.000 Touristen auf die Kap Verden. Und natürlich wegen der Sandstrände und Taucherparadiese.

Rückgang der Touristenzahl auf den Inseln der Glückseligkeit

Geografisch gehören die Kapverden aufgrund ihrer ähnlichen Vegetation mit Madeira, den Kanaren und Azoren zu Makaronesien - was übersetzt soviel heißt wie "Inseln der Glückseligkeit". Nicht ganz so glücklich sind derzeit die Einwohner der Kap Verden: In den letzten Monaten hat die Zahl der Touristen deutlich abgenommen. Das könnte an der Weltwirtschaftskrise liegen, vermutet Alia Santos. Auch fällt ihr auf, dass die Kriminalität in den Besucherhochburgen wächst. Schon gibt es Warnungen, nachts alleine durch die Straßen zu laufen.

Kap Verde Tourismus
Die Fischer von Tarrafal profieren wenig vom TourismusBild: Renate Krieger/DW

Auch die Ausbildung von Personal in der Gastronomie sowie die touristische Infrastruktur lassen zu wünschen übrig. In kleinen Fischerorten wie Tarrafal im Norden der Hauptinsel Santiago klagt die lokale Bevölkerung, dass sie zu wenig in den touristischen Handel eingebunden wird.

Alternativen zum klassischen Tourismusangebot

Doch gerade in Tarrafal gibt es eine Alternative zu Sonne, Strand und Meer. Wer an kulturellen Sehenswürdigkeiten interessiert ist, findet hier ein ehemaliges Gefangenenlager aus den 30er Jahren. Zunächst wurden in dem Lager, das als "Camp des langsamen Todes" berüchtigt war, Gegner des faschistischen Salazar-Regimes aus Portugal eingesperrt. Später landeten dort afrikanische Unabhängigkeitskämpfer aus den ehemaligen portugiesischen Kolonien. Das ist Vergangenheit - und deshalb soll schon bald das Lager in ein Museum umgebaut werden.

Kap Verde Tourismus
Blick hinter frühere GefängnismauernBild: Renate Krieger/DW

Werbung für seine Insel erhofft sich Charles Akibodé auch von der jüngsten Auszeichnung durch die UNESCO. Er hat die Bewerbung der Stadt Cidade Velha auf der Insel Santiago zum Weltkulturerbe mit vorbereitet - mit Erfolg. Sogar der Pirat Francis Drake soll sich in der Stadt aufgehalten haben. Trotzdem gibt es keinen Grund zur Euphorie, sagt Charles Akidobé, "denn der Kulturtourismus ist immer noch der arme Cousin des Strandurlaubs."

Mit Tourismus die Armut bekämpfen

Insel Santo Antao, Kap Verde
Wandern auf VulkangesteinBild: PA/dpa

Um den touristischen Nutzen für die meist ländliche Bevölkerung auf Kap Verde zu steigern, haben Experten das heimische Handwerk entdeckt. Die Konkurrenz der Händler aus dem benachbarten Senegal, die ihre Waren auf den Märkten und Straßen verkaufen, ist groß. Deshalb haben sich auf den Inseln Santiago und Mindelo Handwerker zu Kooperativen zusammengeschlossen, um landestypische Waren kostengünstig zu produzieren. Das geflochtene Wickeltuch "Panos di Terra" soll so größeren Absatz finden.

Und auch der Wandertourismus soll gefördert werden. Bekannt sind bereits die Routen auf der Insel Santo Antão, im Nordwesten. Aber auch auf Fogo und Santiago sollen die Touristen in die zerklüfteten Gebirge gelockt werden. Erklimmenswert ist zum Beispiel der Pico do Fogo, der mit 2829 Metern höchste Berg des Landes. Oben hat man nicht nur eine gute Aussicht, sondern auch die Gewissheit, auf einem noch aktiven Vulkan zu stehen.

Autorin: Renate Krieger
Redaktion: Peter Koppen