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Heimisches Gärtnern während Corona

Hardy Graupner hf/ar
7. April 2020

Als das Berliner Start-up Grüneo seine Crowdfunding-Kampagne startete, war Corona noch ein Fremdwort. Jetzt profitiert das Unternehmen mit seinen Minigärten für die Fensterbank von der Krise.

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Der Inhalt der Veggie-Box vom Berliner Startup Güneo Berlin
Bild: Barbara Cilliers Pistorius

Neu, innovativ, kreativ - ein "Out of the box"-Denken ist für den Erfolg vieler Start-ups wesentlich. Bei dem Berliner Unternehmen Grüneo läuft's allerdings anders herum: Den beiden Gründerinnen geht es gerade darum, das richtige Grünzeug in die Box zu packen.

Alicia Ferrer stammt aus der Nähe von Barcelona, Lena Müller aus dem bayerischen Hof. Für die Gründung ihres spanisch-deutschen Joint Ventures "Grüneo" haben sich beide in Berlin zusammengetan. Ferrer hat Erfahrungen im Marketing, Müller bringt ihre Kenntnisse im Gartenbau in das Unternehmen ein.

Die Idee

Die Geschäftsidee: Stadtbewohner - vor allem die ohne Garten und Balkon - dafür zu begeistern, Pflanzen auf ihren Fensterbänken zu züchten. Grüneo bietet fertige Schachteln mit allem, was für einen erfolgreichen Indoor-Garten im Miniformat nötig ist.

Grüneo-Pflanzen auf dem Fenstersims
Pflanzen auf der Fensterbank wachsen zu lassen, ist keineswegs langweilig, sagen die GründerinnenBild: Alicia Ferrer

Mancher mag jetzt einwenden, Pflanzen beim Wachsen zuzusehen, sei so aufregend, wie Farbe beim Trocknen zu beobachten. Die beiden Start-up-Gründerinnen sind da natürlich anderer Meinung.

"In Europa ist es doch ein deutlicher Trend: Die Menschen wollen sich gesünder ernähren. Und sie wollen wissen, woher unsere Lebensmittel kommen, um bewusster zu essen", sagt Alicia Ferrer im DW-Gespräch. "Außerdem neigen junge Leute dazu, mehr Pflanzen zu kaufen, um Grün in ihre Wohnungen zu bringen. Wir bieten also eine innovative Möglichkeit, damit sie es sich nicht nur zu Hause schöner machen, sondern auch tatsächlich nutzen können, was sie da anpflanzen."

Was man bekommt

Ihre Crowdfunding-Kampagne haben die beiden bis zum 11. April verlängert, und sie bieten dabei zwei verschiedene  Grüneo-Startersets an: eine Kräuterbox mit lila Basilikum, Petersilie und Schnittlauch und eine Veggiebox mit den Samen von Kirschtomaten, mit mehrfarbigen Chilis und rotem Pflücksalat. Die Schachteln werden als Komplettpaket geliefert, also inklusive natürlichem Dünger, biologisch abbaubaren Töpfen und einer Einführung für Anfänger.

Für wen?

"Unsere Zielgruppe sind umweltbewusste Stadtmenschen, die einen Ausgleich zum stressigen Alltag und eine nützliche Beschäftigung für zuhause suchen", sagt Mitgründerin Lena Müller der DW. "Unsere Produkte sollen auch Familien mit Kindern ansprechen, und sie sind ideal für Stadtgärtner oder einfach nur als nützliches Geschenk."

Neben dem Verkauf der Boxen über den Online-Shop sieht Grüneo großes Potenzial im B2B-Bereich und hat sich schon früh mit seiner Kampagne an Einzelhändler gewandt. Gerade die aber haben in der Corona-Krise oft genug mit Produktionsausfällen und weniger Geld für den Einkauf zu kämpfen.

Die Gründerinnen des Berliner Startups Grüneo, Lena Müller (links) und Alicia Ferrer Deutschland Berlin
Die Grüneo-Gründerinnen Lena Müller und Alicia Ferrer (rechts)Bild: Simon Schaller

"Eine positive Seite der Krise" 

"Aber es gibt auch eine positive Seite der aktuellen Krise: Immer mehr Menschen sind gezwungen, zu Hause zu bleiben, und suchen nach alternativer Beschäftigung in ihren Wohnungen. Und da kommen wir ins Spiel", sagt Ferrer.

"Deshalb kann es durchaus sein, dass uns die Corona-Krise Aufwind verschafft", merkt Lena Müller an. "Weil die Menschen zuhause bleiben sollen, sind viele auf der Suche nach neuen Aktivitäten. Grüneo hilft beim Dekorieren der Wohnung und trägt gleichzeitig dazu bei, sie etwas grüner zu machen."

Neue Gärten braucht die Stadt

Grün ist das Markenzeichen des Start-ups: Die Gründerinnen werden nicht müden zu betonen, dass alles an ihren Boxen nachhaltig und umweltfreundlich ist.

So grün, wie es nur geht

"Wir verwenden nur nachhaltiges Material und ermöglichen den Anbau von 100 Prozent biologischen Lebensmitteln - das ist genau das, was viele Menschen derzeit auf dem Markt suchen", sagt Alicia Ferrer.

Wichtig ist ihr auch: Das Start-up hat ausschließlich nach Gartenbau-Lieferanten in Deutschland Ausschau gehalten, um die Transportwege kurz zu halten. Und sie versichert, dass nirgendwo Kunststoff verwendet wird - die Tüten sind aus Papier, die Töpfe aus Holzfasern und der Dünger aus pflanzlichen Abfällen der Zuckerproduktion, ganz ohne Chemikalien.

"Die meisten Substrate auf dem Markt enthalten Torf, und beim Torfabbau werden Moore zerstört", sagt Müller. "Wir arbeiten mit alternativen Materialien und kommen vollkommen ohne Torf aus."

Berliner Startup Grüneo: Inhalt der "Gärtnerei für die eignenen 4 Wände"
Eine Grüneo-Box beinhaltet alles, was es fürs Gärtnern in den eigenen vier Wänden brauchtBild: Lisa Schlabitz

Lena Müller weist schließlich darauf hin, dass die Käufer und Kunden ganz eng betreut werden: "Da ist zum einen unser beigelegter Starter Guide, der die Kunden von der Aussaat bis zum Ernten begleitet", sagt sie, "und dann gibt es online noch unseren 'Plant Coach Service', wo alle zusätzlichen Fragen schnell beantwortet werden."

Bisher kommen die beiden auf rund 300 Vorbestellungen für die Grüneo-Box, eine Anzahl, die die Gründerinnen gerade noch selbst bewältigen können. Wenn alles nach Plan läuft, wird ihr Geschäft wachsen, und mit ihm das kleine Team.

Derzeit beliefern Ferrer und Müller noch vor allem den deutschen Markt - aber Kunden aus anderen europäischen Ländern haben sie natürlich im Blick. Corona zum Trotz.