Star-Fotograf Thomas Höpker ist tot
Seine Fotos sind Bild-Ikonen. Der Magnum-Fotograf schoss eines der berühmtesten Fotos vom 11. September 2001, aber auch beeindruckende Porträts von Muhammad Ali. Jetzt ist er mit 88 Jahren gestorben.
9/11, Williamsburg, NY, USA
Eines von Höpkers berühmtesten und umstrittensten Fotos zeigt Manhattan von Brooklyn aus - nach dem Einsturz der Türme des World Trade Centers. Als es fünf Jahre später veröffentlicht wurde, sagte Höpker, die jungen Leute auf dem Foto hätten sich von dem Geschehen nicht beeindrucken lassen. Zwei der Abgelichteten widersprachen: sie hätten mit den anderen, die ihnen fremd waren, darüber gesprochen.
Selbstporträt, Italien, 1956
Thomas Hoepker wurde 1936 in München geboren. Er begann schon als Jugendlicher zu fotografieren, nachdem ihm sein Großvater eine Plattenkamera zum Geburtstag geschenkt hatte. Ein Studium der Kunst, Geschichte und Archäologie schloss er nicht ab, stattdessen arbeitete er ab 1959 als Fotojournalist für zahlreiche Publikationen. 1985 trat er der Agentur Magnum bei.
"Mona Lisa" von Manhattan. New York. 1960
Höpker sagte über sich selbst: "Ich bin kein Künstler. Ich bin ein Bildermacher." Aber seine Werke sind nicht einfach nur visuelle Dokumentationen; sie zeichnen sich durch sorgfältige Komposition und Einfühlungsvermögen aus. Gleichzeitig legte er Wert darauf, eine gewisse Distanz zu seinen Modellen zu wahren, wie bei der Aufnahme dieser jungen Frau.
Mauerkinder, West Berlin, Deutschland 1963
Einer von Höpkers ersten Aufträgen führte ihn 1959 nach Ost-Berlin, um den 10. Jahrestag der DDR zu dokumentieren. Er kehrte mehrmals in die geteilte Stadt zurück. Im Jahr 1974 wurden er und seine erste Frau, die Journalistin Eva Windmöller, die ersten akkreditierten Korrespondenten des Magazins "Stern" in Ost-Berlin, wo sie drei Jahre lang lebten.
Road Trip, USA, 1963
Eine von Höpkers frühen Fotogeschichten entstand während eines Roadtrips quer durch die USA. Wie viele Westdeutsche seiner Generation hatte Höpker ein idealisiertes Bild von den Vereinigten Staaten. Er war enttäuscht von der Ignoranz und Intoleranz, die ihm begegnete. Am Ende zeigte er ein Land, das von Rassendiskriminierung, Massenkonsum und Spiritualität geprägt war.
Muhammad Ali zeigt die ausgestreckte Linke. Chicago, Illinois. 1966
Berühmt war auch Höpkers Fotoreihe über die Boxlegende Muhammad Ali. Über seinen charismatischen Protagonisten sagte er: "Ali konnte sehr aufmerksam und scharfsinnig sein, er liebte es, durch die Straßen zu schlendern und mit echten Menschen zu scherzen. Er schmolz dahin, wenn er Kinder sah. Sie himmelten ihn an, er umarmte sie und machte ein bisschen Schattenboxen."
Lovers’ Lane. New York. 1983
Hoepker fotografierte das noch intakte World Trade Center 18 Jahre vor dem 11. September 2001 in einem unbeschwerten Kontext. Der Fotograf lebte von 1976 bis 1987 in New York, wo er als Fotojournalist für das deutsche Nachrichtenmagazin "Stern" arbeitete.
Thomas Höpker, Porträt in seinem Studio, 2015
2017 wurde bei Thomas Höpker Alzheimer diagnostiziert. Er fotografierte und reiste jedoch weiter und war 2022 an einem Dokumentarfilm über ihn beteiligt: "Dear Memories" (Liebe Erinnerungen). Er starb am 10. Juli 2024 im Alter von 88 Jahren in Santiago, Chile.