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Stabwechsel bei der Stiftung Weltethos

Gabriele Riffert22. April 2013

Eberhard Stilz wird Nachfolger des katholischen Theologen Hans Küng. Der Präsident des baden-württembergischen Staatsgerichtshofs will Entscheider aus der Wirtschaft für ethische Fragen sensibel machen.

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A minaret of the Mohammed al-Amin Mosque and two crosses on top of the Maronite St George Cathedral are seen in downtown Beirut, Lebanon, Sunday, Sept. 17, 2006. Authorities in Lebanon, where Christians account for the highest percentage of population in any Arab nation, have tightened security outside churches as a precaution against possible attacks by militants angered by comments on Islam by the Pope. (AP Photo/Petros Karadjias)
Symbolbild Religion Islam Christentum Religiöse Symbole auf Kirchtürmen und Minaretten in Beirut, libanonBild: AP

Die Suche nach einem Weltethos ist das grosse Lebensthema des katholischen Theologen Hans Küng. Seit Jahrzehnten sucht der 84-jährige nach einem Grundkonsens über Werte und nach unverrückbaren Handlungsmaßstäben, die alle Menschen dieser Welt teilen - ganz gleich, aus welcher Religion oder Kultur sie stammen. "Es gibt keinen Weltfrieden ohne Religionsfriede", begründete Küng dies in einem Gespräch mit der Deutschen Welle. Das Projekt Weltethos ist das Alterswerk des katholischen Theologen, der erst kürzlich 85 Jahre alt wurde.

Mit der Gründung des Weltethos-Instituts in Tübingen ging für Küng ein Lebenstraum in Erfüllung. Erstmals beschäftigen sich nun an einer deutschen Universität ein ständiger Professor und mehrere Gastwissenschaftler mit Fragen des Weltethos. Dabei ist das Institut finanziell unabhängig: Der Unternehmer Karl Schlecht stiftete ein jährliches Budget von einer Million Euro. Ein erstes Projekt geht Fragen des ethischen Wirtschaftens nach.

Neuer Präsident der Tübinger Stiftung ist nunmehr Eberhard Stilz. Eigentlich hatte Stiftungsgründer Küng den früheren Bundespräsidenten Horst Köhler als seinen Nachfolger vorgesehen. Doch Köhler lehnte ab, er übernahm bei den Vereinten Nationen eine Aufgabe, die ihn viele Monate des Jahres in New York beschäftigt.

Richter Eberhard Stilz in seiner Robe. Foto: Marijan Murat dpa/lsw +++(c) dpa - Report+++
Der neuer Präsident:Eberhard StilzBild: picture-alliance/dpa

Eberhard Stilz war 16 Jahre lang Präsident des Oberlandesgerichts Stuttgart und ist derzeit Präsident des Staatsgerichtshofs Baden-Württemberg. Im persönlichen Kontakt wirkt der 63-Jährige Jurist konzentriert, freundlich und hervorragend organisiert. Gegenüber der Deutschen Welle betont Stilz, wie wichtig ihm sein neues Ehrenamt ist: "Ich möchte, daß die Stiftung Weltethos weiter lebendig bleibt und dass sie möglichst viel bewirkt." Allerdings soll sich die Stiftung künftig intensiver aktuellen Fragen zuwenden. Stilz möchte beispielsweise Wirtschaftsbosse stärker für Fragen der Ethik sensibilisieren. Auf Konferenzen, Seminaren oder Fortbildungen sollen Themen der Stiftung diskutiert und vermittelt werden.

Zu Beginn des arabischen Frühlings keine Utopie: Muslime und Christen beim vereinten Protest auf dem Kairoer Tadhir-Platz Foto: UPI/Mohammed Hosam /LANDOV
Zu Beginn des arabischen Frühlings keine Utopie: Muslime und Christen vereint beim Protest in KairoBild: picture-alliance/landov

Interreligiöser Dialog nicht schwieriger geworden

Dabei soll der interreligiöse Dialog wichtiges Aufgabenfeld der Stiftung Weltethos bleiben. Stilz setzt dafür auf internationale Vernetzung. Seine erste Auslandsreise als Stiftungspräsident führt ihn nach China, wo er Gespräche am Institut für Weltethos der Universität Peking (World Ethics Institute Beijing) führen wird, das bereits mit dem Tübinger Institut kooperiert. "China ist für uns ein ganz wichtiges Land, dort ist die Aufgeschlossenheit gegenüber unseren Zielen sehr groß", sagt Stilz. Doch auch für den Dialog mit dem Islam sieht Stilz "ein hohes gemeinsames Interesse auf beiden Seiten und eine gemeinsame Basis".

Auf katholisch folgt evangelisch

Eberhard Stilz ist Protestant, seine politische Heimat ist die CDU. Als Jurist galt er als Mann für spezielle Fälle, etwa die juristische Aufarbeitung der Selbstmorde der RAF-Terroristen Baader, Raspe und Ensslin. Nach dem Fall der Mauer ging Stilz ging als juristischer "Aufbauhelfer" nach Sachsen.

Die Stiftung Weltethos ist aufs engste mit Hans Küng verknüpft: Der Theologe, der 1979 nach kritischen Veröffentlichungen zur katholischen Kirche seine kirchenamtliche Lehrerlaubnis verlor, schrieb 1990 das Buch "Projekt Weltethos". Darin plädiert er dafür, einen Grundkonsens über gemeinsame Werte und ethische Maßstäbe zu erarbeiten. Die Stiftung Weltethos mit Sitz in Tübingen engagiert sich in den Bereichen interkulturelle und interreligiöse Forschung, Bildungsarbeit sowie Begegnung. Dazu gehört auch die Verbreitung von Lehrmitteln, die die Stiftung zu diesem Zweck erstellt hat, etwa die Ausstellung "Weltreligionen – Weltfrieden – Weltethos".

Der Tübinger Theologe Hans Küng, aufgenommen in der katholischen Domkirche St. Eberhard in Stuttgart. Foto: Marijan Murat, dpa - Bildfunk
Professor Hans KüngBild: picture-alliance/dpa