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Der Ball ist rund, das Spiel dauert 90 Minuten. Wenn es doch nur so einfach wäre! Wer Fußball guckt, muss nicht nur die Regeln, sondern auch die Vokabeln kennen. Alles über Schwalben, Blutgrätschen und Elfmeter.
Die Fußballsprache ist eine ganz eigene Sprache
Das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft: Die zwei besten Mannschaften der Welt kämpfen um den Titel. Vor Millionen Fernsehbildschirmen und Großleinwänden haben sich Menschen zum gemeinsamen Rudelgucken versammelt. Im Stadion feuern die Fans ihre Mannschaft an und sind für die Spieler der zwölfte Mann – also die wichtigsten Unterstützer. Und auf dem Rasen stehen sie: die 22 Akteure, auf denen alle Hoffnungen ruhen.
"Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht"
Ein Foul?
Anpfiff! Das Spiel beginnt. Die Spieler sind heiß drauf Buden zu machen. Das Runde soll ins Eckige, die Pille ins Netz, das Leder in den Kasten. Kurz gesagt: Der Ball muss ins Tor.
8. Minute: Spannende Zweikämpfe bestimmen das Spiel. Ein Spieler dribbelt den Ball nach vorne, nähert sich dem Tor. Der Gegner versucht ihm den Ball abzunehmen. Plötzlich liegt der Angreifer am Boden, verzieht das Gesicht, hält sich das Bein fest. War das ein Foul des Verteidigers oder doch nur eine Schwalbe? Ist der Spieler tatsächlich getreten worden oder täuscht er das nur vor? Der Schiedsrichter entscheidet: Schwalbe. Der Spieler bekommt eine Gelbe Karte, Verwarnung. Die Fans pfeifen. Sie sind sauer auf den Unparteiischen. Fangesänge gegen ihn erschallen durchs ganze Stadion: "Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht".
Stürmisches Spiel
Der Ball rutscht leider vorbei
24. Minute: Auf dem Rasen bilden die Spieler jetzt eine Viererkette. Die Spieler der Abwehr stellen sich so auf, dass ihre Gegner möglichst nicht zum Tor gelangen können. Doch dem Mittelstürmer gelingt es, nach einer Balleroberung die enge Viererkette zu durchbrechen. Er tunnelt einen Abwehrspieler, spielt ihm den Ball zwischen den Beinen durch, schießt und … Tor! Es steht 1:0. Der Torhüter ist verzweifelt. Er ist schließlich dafür verantwortlich, das Tor zu hüten, es vor den gegnerischen Bällen zu schützen. Doch heute hat er große Schwierigkeiten, die hohen Bälle zu halten. Er ist ein echter Fliegenfänger.
40 Minute: ein spektakulärer Fallrückzieher. Nach einem Eckball, einer klassischen Standardsituation, lässt sich ein Spieler auf den Rücken fallen und schießt den Ball rückwärts. Im hohen Bogen fliegt der Ball über den Kopf des Spielers und ... Tor! Wahnsinn! Das ist Zauberfußball. Die Fans rufen: "Fußballgott!". Die Stimmung im Stadion kocht. Der Ausgleich ist geglückt. Es steht jetzt 1:1.
Große Worte in der Pause
Die Kabinenansprache hat nichts genützt!
45. Minute: Die erste Halbzeit ist vorbei. Halbzeitpause. Doch für die Spieler ist das kein Grund zur Freude. Denn in der Kabine wartet schon der Trainer. Er hält seine berüchtigte Kabinenansprache. Bei den Reden in der Umkleidekabine hat jeder Trainer eine andere Strategie – manche reden leise und eindringlich, andere schreien laut. Alle Trainer verfolgen auf jeden Fall ein Ziel: Die Spieler sollen in der nächsten Halbzeit besser spielen.
Die zweite Halbzeit beginnt mit einer spektakulären Aktion. Der Spielmacher rennt mit dem Ball nach vorne, schießt von rechts außen. Der Ball fliegt in einer Kurve zu seinem Mitspieler vor dem Tor. Eine Bananenflanke! Jetzt schießt er aufs Tor. Doch der Ball trifft die Latte. Ärgerlich. Der Spieler flucht, die Fans toben und der Trainer am Spielfeldrand schlägt die Hände vor dem Gesicht zusammen.
Blutige Grätschen
Wie ein Rudel Wölfe...
64. Minute: Und wieder kommt der Ball dem Tor gefährlich nah, obwohl die gegnerische Mannschaft ihr Abwehrsystem auf Manndeckung umgestellt hat und jeder Spieler ganz nah bei seinem Gegner bleibt. Der frei agierende Libero will das Schlimmste verhindern. Er rutscht mit ausgestrecktem Bein direkt in seinen Gegner rein und reißt ihn zu Boden. Das war eindeutig eine Blutgrätsche. Eine echte Notbremse. Ein ganz brutales Foul. Nur so konnte der Spieler aufgehalten werden.
Pfiff! Der Schiri hat alles gesehen und zückt sofort die Rote Karte. Für den Übeltäter ist das Spiel vorbei. Er geht auf die Bank. Seine Mitspieler müssen jetzt zu zehnt, in Unterzahl, weiterspielen und beschweren sich beim Unparteiischen über die vermeintliche Fehlentscheidung. Es kommt zur Rudelbildung. Der anschließende Freistoß, den der gefoulte Spieler zugesprochen bekommt, landet allerdings nur in der Mauer, die seine Gegenspieler vor dem Tor gebildet haben.
In der Falle
Die Fahne ist oben: klares Abseits
78. Minute: Der Trainer wechselt aus. Jetzt setzt er den Joker ein, die Geheimwaffe. Er ist ein sicherer Torschütze, ein Knipser. Und die Taktik geht auf. Die Mannschaft ist im Ballbesitz. Bei einem blitzschnellen Gegenangriff, einem Konter, wird eine Steilvorlage weit nach vorn gespielt. Der Joker bekommt den Ball und nach einem Doppelpass mit der zweiten Sturmspitze ist er allein vor dem Tor. Ganz klar, das Ding muss er machen und – der Ball ist drin! 2:1? Nein! Das war Abseits. Die gegnerische Mannschaft hat ihn in die Abseitsfalle gelockt. Bei seiner Ballannahme stand kein gegnerischer Spieler mehr vor dem Tor.
84. Minute: Es steht immer noch 1:1. Beide Mannschaften kämpfen. Hier gibt es kein Zeitspiel. Hier versucht jetzt jeder, den Ball nach vorne zu bringen. Doch keiner kommt am Gegner vorbei, die Passwege werden zugestellt. In den Fankurven grölen die Fans und machen La-Ola-Wellen, um ihre Mannschaft anzufeuern.
Männer ohne Nerven
Bald Nationalfrauschaft?
90. Minute: Ende der regulären Spielzeit. Der Schiedsrichter zeigt die Nachspielzeit an. Ein letzter verzweifelter Versuch. Die Mannschaft erobert sich den Ball, spielt schnell an die Spitze, eine hohe Hereingabe in den Strafraum. Kopfball! Er versucht tatsächlich den Ball einzunicken. Doch der Ball ist zu lang, er fliegt übers Tor.
Ende der Nachspielzeit: Abpfiff. Jetzt geht es in die Verlängerung. Zweimal fünfzehn Minuten. Noch immer steht es 1:1. Dann Elfmeterschießen! Im Stadion wird es ganz still. Die Torhüter müssen vorausahnen, in welche Ecke des Tores der Spieler bolzt, sonst haben sie kaum eine Chance den Ball zu halten. Jetzt schießen die Spieler der beiden Mannschaften abwechselnd. Auch für die Elfmeterschützen ist die Anspannung kaum zu ertragen – mit einem einzigen Schuss können sie zum Helden oder zum Versager werden.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel
Die Angst des Tormanns vor dem Elfmeter
Ende! Das Spiel ist aus! 5:4. Die Mannschaft, die gewonnen hat, liegt sich jubelnd in den Armen. Aber warum eigentlich Mannschaft? Frauen kicken den Ball schon genauso lange wie Männer, viele Vereine haben Frauenmannschaften und seit 1991 gibt es die Frauen-Fußball-WM. Es gibt sie: die Kickerinnen, die Spielmacherinnen, die Torhüterinnen, die Trainerinnen, die Fußballgöttinnen. Ganz im Sinne der kreativen Fußballsprache könnte man also Mannschaft eigentlich auch durch Frauschaft ersetzen. Doch für alle gilt die alte Trainerweisheit: "Das nächste Spiel ist immer das Schwerste" – egal ob Mannschaft oder Frauschaft.
Fragen zum Text
Jemand stürmt … Tor.
1. ins
2. aufs
3. übers
Kein Fliegenfänger ist …
1. ein Torhüter, der jeden Ball hält.
2. ein Keeper, der den Ball auf der Torlinie fängt.
3. ein/e Spieler/in, der/die den Ball mit den Händen auffängt.
Eine Blutgrätsche ist …
1. eine besonders schöne Form einer Flanke.
2. ein fieses Foul.
3. eine besonders aggressive Fußballspielerin.
Arbeitsauftrag
Schauen Sie sich ein Fußballspiel ohne Ton an und versuchen Sie, das Spiel für zehn Minuten auf Deutsch zu kommentieren. Schreiben Sie sich vorher eine Liste mit Vokabeln aus der Fußball-Sprache, die Sie verwenden wollen.
Autorin: Hanna Grimm
Redaktion: Beatrice Warken