Bei der Eröffnungsveranstaltung der IDT 2022 in Wien stehen mehrere Personen auf der Bühne. Im Hintergrund steht auf einer Leinwand: Die XVII. Internationale Tagung der Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer ist eröffnet! (DW)
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Sprache wirkt – Eröffnung der IDT 2022

Sprache muss demokratisch werden, Sprache muss Konsens erzeugen, Sprache darf nicht diskriminieren. Das ist die Botschaft, die bei der Eröffnung der IDT 2022 von Wien aus in die Welt ging.

Mit einer feierlichen Auftaktveranstaltung wurde am 15. August 2022 die 17. Internationale Tagung der Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer (IDT) im Audimax der Universität Wien eröffnet. Bis zum 20. August 2022 treffen sich dort rund 2800 Lehrende und Forschende aus der ganzen Welt, um neueste Forschungsergebnisse und innovative Ideen für die Unterrichtspraxis vorzustellen. Die diesjährige Tagung legt den Fokus unter dem Motto *mit.sprache.teil.haben auf das Lehren und Lernen des Deutschen in mehrsprachigen Gesellschaften. Anwesend waren bei der Eröffnungsveranstaltung zahlreiche Vertreter und Vertreterinnen aus der Politik, dem Bildungsbereich und verschiedenen Partnerinstitutionen.

Martin Polaschek, der österreichische Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, sagte in seiner Grußbotschaft, dass Sprachkenntnisse wichtig für die Teilhabe an der Gesellschaft seien. Die Vizerektorin für Studium und Lehre an der Universität Wien Christa Schnabl gab ein österreichisches Sprichwort zum Besten: „Durchs Reden kommen die Leut‘ zusammen“ und betonte damit, wie wichtig Sprachen für ein offenes Miteinander sind. Viele Grußworte trafen auch aus der Schweiz und Deutschland ein. Sie hatten alle eine gemeinsame Botschaft: Sprachenlernen macht Spaß!

Aber Sprache ist noch viel mehr. Die IDT betont in ihrer Pressemitteilung: „Sprachen eröffnen Zugänge zu Neuem und ermöglichen Verständigung. Gerade in Zeiten von Krieg und internationalen Konflikten kommt dem Lehren und Lernen von Sprachen große Bedeutung für ein friedliches Zusammenleben in pluralen und globalisierten Gesellschaften zu.” Das Fach Deutsch als Fremd- und Zweitsprache hat also auch eine gesellschaftspolitische Verantwortung. Aktuell lernen weltweit mehr als 15,4 Millionen Menschen Deutsch.

Die Schriftstellerin Sharon Dodua Otoo (DW)
Die Schriftstellerin Sharon Dodua Otoonull Edith Bachkönig/DW

Auch die Schriftstellerin und Bachmann-Preisträgerin 2016 Sharon Dodua Otoo sprach sich dafür aus, dass Sprache den Konsens in der Gesellschaft fördern sollte: „Es geht darum, dass wir gemeinsam lernen und gemeinsam weiterkommen und darüber nachdenken, was wir mit unseren Wörtern auslösen. Im Internet wird oft Angst geschürt, sodass man nicht mehr weiß, was man sagen darf. Das Internet ist niedrigschwellig und wir sollten auf diese Fehlerkultur achten. Es ist wichtig, dass wir miteinander nachdenken und gemeinsam lernen. Ich würde dafür plädieren, dass alle Personen versuchen, neugierig zu sein und offen zu sein. Denn wir alle sind Individuen mit unserer eigenen Geschichte. Wir haben unsere eigenen Verletzungen. Und dabei gilt es zu versuchen, andere Personen zu verstehen aus welcher Richtung sie kommen und einen Konsens zu finden.“

Die beiden jungen Frauen Banan Sakbani und Mahsa Ehsani (DW)
Die Gewinnerinnen des Wettbewerbs „Sag's Multi“ Banan Sakbani und Mahsa Ehsani null Edith Bachkönig/DW

Zu Wort kamen auch Mahsa Ehsani und Banan Sakbani, zwei Gewinnerinnen des mehrsprachigen Redewettbewerbs „Sag‘s Multi“ aus dem Jahr 2022. Mahsa Ehsani sagte, Sprachen seien wichtige Werkzeuge, um im Alltag zu bestehen: „Sie helfen uns dabei, andere Kulturen kennenzulernen. Vor allem aber bilden sie unsere Realität. Worte, die wir sprechen, haben weitreichende Auswirkungen. Sie formen unser Denken und Handeln.“ Sie hinterfragte aber auch, wie das Motto der Tagung „mit.sprache.teil.haben“ mit einer Sprache vereinbar sei, „die Begriffe und Ausdrücke enthält, die bewusst oder unbewusst eine Person oder Gruppe diskriminiert und ihr die Partizipation an der Gesellschaft erschwert.”

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung erwartet ein umfangreiches Programm mit unterschiedlichsten Formaten: Von Sektionen und Plenarvorträgen über Podien bis zu didaktischen Werkstätten laden zahlreiche Veranstaltungen zu Austausch und Diskussion ein. Darüber hinaus gibt ein vielfältiges Kultur- und Rahmenprogramm die Möglichkeit, im anstrengenden Tagungsalltag auch zu entspannen und Netzwerke zu knüpfen und zu pflegen: Lesungen und ein Poetry Slam, Theater-, Chor- und Tanzworkshops, Filmvorführungen, Konzerte, Exkursionen oder ein Community-Cooking bieten eine willkommene Abwechslung für die Deutschlehrenden aus aller Welt.