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Spielzeug geht immer

Insa Wrede30. Januar 2013

Die Nürnberger Spielwarenmesse zeigt: Der Branche geht es sehr gut, trotz sinkender Geburtenraten in den Industrieländern. Aber es ist einiges im Wandel - gespielt wird immer öfter digital.

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Spielwarenmesse Nürnberg 2013 (Foto: Photopool/Spielwarenmesse eG)
Bild: Photopool/Spielwarenmesse eG

Weihnachten ist gerade vorbei und damit für die meisten Familien auch der Einkauf von Spielzeug. In der Spielwarenbranche herrscht allerdings weiterhin Hochbetrieb, denn an diesem Mittwoch (30.01.2013) öffnet die Spielwarenmesse in Nürnberg ihre Tore. Mehr als 50 Unternehmern aus 62 Ländern stellen auf der weltgrößten Messe für Spielwaren rund eine Million Produkte vor, darunter 70.000 Neuheiten: von Modelleisenbahnen und anderem technischen Spielzeug über Bücher, Brettspiele und Multimedia-Artikel bis hin zu Puppen und Plüschtieren.

Wachstum bei deutschen Herstellern

"Die Lage der Spielwarenbranche ist seit einigen Jahren sehr, sehr gut, sehr stabil," sagt Ulrich Brobeil, Geschäftsführer des Deutschen Verbandes der Spielwarenindustrie.

"Wir hatten ein paar magere Jahre, aber in den vergangenen drei Jahren ging es der klassischen Spielwarenindustrie in Deutschland richtig gut." Vor allem das Krisenjahr 2009 sei für die Branche ein "Krisenwunderjahr" mit vier Prozent Wachstum gewesen, so Brobeil gegenüber DW. Im vergangenen Jahr lag das Wachstum bei drei Prozent und es wurde beim Umsatz erstmals die Marke von 2,7 Milliarden Euro geknackt. "Wir gehen davon aus, dass es in den nächsten Jahren durchaus weiter aufwärts geht." Somit stünden die deutschen Hersteller auch viel besser da, als die in den europäischen Nachbarländern, namentlich in Spanien.

Ulrich Brobeil (Foto: DVSI)
Ulrich Brobeil, Deutscher Verband der Spielwarenindustrie e.V.Bild: DVSI

Werkbank China wird teurer

Die Wirtschaftskrise in Europa haben die deutschen Hersteller bislang gut geschultert. Eine weitere Herausforderung sind die veränderten Bedingungen im Hauptproduktionsland China.

"Es ist schlichtweg schwierig geworden Mitarbeiter zu finden", und das habe die Lohnkosten steigen lassen, so Brobeil. Zudem stiegen die Rohstoff- und Frachtkosten und die Stärke der chinesischen Währung wirke sich ebenfalls aus. "Es sind viele Faktoren, die es nicht unbedingt leichter gemacht haben in den letzten Jahren", so Brobeil.

Wurden vor ein paar Jahren noch weit über 70 Prozent der in Deutschland verkauften Spielwaren in China gefertigt, sind es mittlerweile nur noch gut 60 Prozent", schätzt Brobeil. "Wir beobachten schon eine gewisse Rückverlagerung der Produktion. Aber nicht unbedingt nach Deutschland, sondern generell nach Europa, insbesondere nach Osteuropa.

Chinesische Arbeiterinnen setzen Teile für Spielzeugautos zusammen (Foto: AP)
Ein Großteil der Spielwaren wird immer noch in China produziertBild: AP

Demografie: weniger Kinder, mehr Alte

Angesichts der demografischen Entwicklung in Deutschland und anderen Industrieländern könnte man fürchten, das derzeitige Wachstum der Branche wird nicht lange anhalten. Die Sorge teilt Brobeil nicht. Zwar werden in Deutschland immer weniger Kinder geboren, aber die Kinder hätten einfach mehr Spielzeug, meint Brobeil. "Denn auch auf Grund der demographischen Entwicklung gibt es einfach mehr Großeltern und somit mehr Schenker, die auch die entsprechenden Finanzen haben." Auch die steigenden Scheidungsraten sind für die Spielwarenbranche positiv. Dadurch, dass es mehr Patchworkfamilien gebe, "ja, da kann man fast sagen, entsteht so ein richtiger Wettbewerb".

Außerdem kommen auch mehr Erwachsene auf den Geschmack. Mittlerweile werden gut 20 Prozent des Spielzeugs in Deutschland von Erwachsenen gekauft. "Und wir haben da in den Bereichen noch eine weitere Entwicklung und zwar von 2008 bis 2011, so hat der Bereich Vater-Sohn-Spielzeug um fast 30 Prozent zu genommen", berichtet Brobeil. So manche Männer leben ihren Kindheitstraum von Modelleisenbahnen oder ferngesteuerten Fahrzeugen nachträglich in der Vaterrolle aus.

Digital geht einher mit klassischen Spielen

Die elektronischen Spielzeuge, die auf der Nürnberger Messe vorgestellt werden, sind allerdings nicht nur für Väter. Auch die Kinder haben längst den Spaß an neuen Medien entdeckt. "Insbesondere durch die Technologie von Smartphones und Tablet-Computern ist eine neue Spielegeneration herangewachsen, die wir in diesem Jahr neu abbilden," erläutert Messechef Ernst Kick. Im Blick der Hersteller sind dabei auch die Allerkleinsten: Beispielsweise mit Rasseln, in deren Mitte Handys eingeklemmt werden können. Berührt das Baby die Figur auf dem Display, sagt eine Stimme den Namen des getroffenen Körperteils.

Ernst Kick (Foto: Photopool/Spielwarenmesse eG)
Ernst Kick: Klassisches Spielzeug wird nicht von elektronischem verdrängtBild: Photopool/Spielwarenmesse eG

Sind klassische Spiele damit vom Aussterben bedroht? Nein, sagt Kick. "Wir werden immer die klassischen Spielwaren, die es bis heute schon gegeben hat, haben. Auch die Dauerbrenner, die schon über 30, 40 Jahre gespielt werden. Aber es wird eine Anreicherung durch elektronische Komponenten, durch Digitalisierung geben, die die Spielewelten öffnen, die zu mehr Spiele-Intelligenz auch führen und die mehr Unterhaltung bringen." So lassen kleine Lämpchen den Schatz in der Ritterburg geheimnisvoll glühen und Plastikdrachen fauchen geräuschvoll.

Außerdem werden Smartphones und Tablet-PCs immer häufiger zum interaktiven Bestandteil eines Spielzeuges. Beispielsweise bei Ferby, einem Plüschtier, das Ende der 1990er Jahre bei Kindern beliebt war und nun wieder aufgewärmt werden soll. Der heutige Ferby kann reden, tanzen, mit den Ohren wackeln und per Smartphone-App mit Brathähnchen gefüttert werden. Je nachdem, wie rabiat oder liebevoll ein Kind mit seinem Tier umgeht, entwickelt das einen eigenen Charakter, wird knurriger oder verschmuster.