1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Aus für Beckham-Gesetz

8. November 2009

In Spanien haben Starfußballer bisher weniger Steuern gezahlt als andere Top-Verdiener. Dieses so genannte Beckham-Gesetz wird nun abgeschafft. In Deutschland kam das gut an, auch bei Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge.

https://p.dw.com/p/KQwY
Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge (Foto: AP)
Ihn freut, dass die Spanier einen Wettbewerbsvorteil abgeschafft habenBild: AP

DW-WORLD.DE: Herr Rummenigge, die spanische Regierung hat angekündigt, die Steuervergünstigungen für Ausländer abzuschaffen. Die Steuervorteile hatten den wichtigsten und teuersten Stars des internationalen Fußballs die Türen zur Primera División geöffnet. Was halten Sie davon?

Karl-Heinz Rummenigge: Diese Angelegenheit obliegt allein den Spaniern – sie entscheiden autonom über das, was einst ein Steuervorteil für die Fußballclubs war. Vergleicht man beispielsweise die Kosten von Real Madrid mit denen von Manchester United im Fall von Cristiano Ronaldo, so zahlten die Spanier dank der Vergünstigungen nur die Hälfte für ihre Spieler.

Viele sagen auch, das alte, das so genannte Beckham-Gesetz, habe eine Verzerrung des sportlichen Wettbewerbs in Europa verursacht.

David Beckham (Foto: AP)
Er war Namensgeber: Seit sechs Jahren fallen Profifußballer unter ein Gesetz, das die Spanier "Ley Beckham" getauft habenBild: picture-alliance / dpa

Nein, für mich war es keine Verzerrung, es war schlicht ein Vorteil. In Deutschland wäre so etwas gar nicht möglich, weil es sofort einen großen Aufschrei geben würde. Ich bin weit davon entfernt, die Spanier wegen dieses Gesetzes zu kritisieren, dessen sich alle erfreut haben. Für uns in Deutschland und Europa hat das Gesetz es jedoch schwerer gemacht, weil wir brutto mehr bezahlt haben. Die Reform wird uns wettbewerbsfähiger machen, weil die Kosten sich angleichen.

Wer profitierte von diesem Steuersystem?

Alle spanischen Vereine – alle. Aber natürlich war es für die großen Vereine wie Real Madrid und Barcelona besonders lukrativ.

In Spanien beschweren sich die Vereine, dass das Ende des Beckham-Gesetzes auch das Ende der hohen spielerischen Qualität in der Liga bedeute.

Ich verstehe die spanischen Kollegen – was sie hatten, war großartig. Ich verstehe auch ihre Besorgnis. Aber sie werden sich an die neue Situation anpassen müssen. Es ist zwar nicht einfach für sie, auf diese vorteilhaften Bedingungen zu verzichten, aber es ist auch nicht das Ende. Ich glaube nicht, dass es einen dramatischen Verlust an spielerischer Qualität in der Primera División geben wird.

Was bedeutet der Wegfall der angekündigten Steuervorteile in Spanien für die Welt des Fußballs?

Für Europa und die Welt ist es ein Schritt hin zu einer gerechteren Fußball-Welt. Wir leben mit diesem Nachteil und wissen, wovon wir reden. Für die Fußballer wird es eine Schmälerung ihres Einkommens bedeuten, aber sie verdienen schon genug. Für die Vereine werden die Verträge nun teurer.

Hat sich in diesem Fall die Politik zu sehr in die Angelegenheiten des Sports eingemischt?

Nein. Schließlich war es doch auch die Regierung, die diese Vergünstigungen eingeführt hat. Damals haben die Vereine sie genauso bejubelt und gefeiert, wie sie ihnen heute angesichts der bevorstehenden Reform hinterher weinen. Es ist völlig klar, dass in Zeiten einer Finanzkrise, wie wir sie heute auf der ganzen Welt erleben, diejenigen Länder, die am meisten unter der Krise leiden – wie Spanien –, Subventionen abbauen müssen. Und das Beckham-Gesetz war nichts anderes als eine Subvention.

Gefällt Karl-Heinz Rummenigge – der Privatperson, nicht dem Funktionär – diese Maßnahme?

Aus sozialer Sicht finde ich sie sehr gerecht. Wir reden hier von Vergünstigungen zugunsten derer, die viel, sehr viel Geld verdienen; und die riesige Summen an Steuern einsparen, ohne an ihre soziale Verantwortung zu denken.

Interview: Daniel Martinez

Redaktion: Manfred Götzke