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Soziale Netzwerke gegen Nazis

11. Oktober 2010

Im Internet werden Studi-VZ, Facebook und Co. zunehmend mit rechtsextremen Inhalten gefüllt. Mit einer Aktionswoche versucht die Initiative "Soziale Netzwerke gegen Nazis" jetzt gegenzusteuern.

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Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner beim Kampagnen-Start (Foto: dpa)
Verbraucherschutzministeri Ilse Aigner beim Kampagnen-StartBild: picture-alliance/dpa

Das Internet wächst immer weiter - und damit auch die rechtsradikalen Inhalte. Ein neuer Trend besteht darin, dass Rechtsradikale ihre eigenen Seiten verlassen und zunehmend soziale Netzwerke für sich entdecken. In Video-Portalen wie Myvideo oder Youtube laden sie rechtslastige Videos und Musik hoch und in verschiedenen Gruppen mischen sie sich - oft zunächst scheinbar harmlos - in Diskussionen ein.

Kaum zu kontrollieren

Simone Rafael (Foto: dpa)
Simone RafaelBild: picture-alliance/dpa

An diesem Montag (11.10.2010) ist daher eine Kampagne mit dem klaren Titel "Soziale Netzwerke gegen Nazis" gestartet worden. Simone Rafael ist die Chefredakteurin der Internetseite netz-gegen-nazis.de der spendenbasierten Amadeu Antonio Stiftung. Sie hat die Aktionswoche ins Leben gerufen, die noch bis Sonntag läuft. Ihr geht es darum, die Probleme öffentlich zu machen. Denn oft blieben die rechtsradikalen Inhalte in den Netzwerken erhalten, weil sich niemand aktiv darüber beschwere. "Die sozialen Netzwerke sind einfach überlastet, weil solch enorme Mengen an Daten hochgeladen werden, die gar nicht alle zu kontrollieren sind", sagt Simone Rafael. Es brauche aufmerksame User, die genau hinschauen, verdächtige Inhalte melden und auch direkt dagegen reden, wenn sie merken, dass jemand rechte Parolen verbreitet.

Gegenstrategien entwickeln

Die Benutzer der Netzwerke dürften sich nicht alleingelassen fühlen, meint Rafael. Facebook konnte sich allerdings nicht dazu entschließen, bei der Aktion mitzumachen - und sorgte im Gegenteil am Wochenende für Aufsehen, weil es eine NPD-kritische Gruppe geschlossen hatte, nicht aber die Gruppe der rechtsextremen Partei selbst. Simone Rafael glaubt dabei nicht an Absicht, sondern an einen ärgerlichen Fehler. "Offenbar fehlt es dort an Ansprechpartnern, die sich um solche Themen kümmern. Das ist schade."

Die deutsche Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner hielt bei der Vorstellung der Aktionswoche in Berlin eine Rede, in der sie die Betreiber dazu aufrief, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen: "Rechtsextreme, rassistische und antisemitische Inhalte können so verbannt werden." Das stehe schon in ihren Geschäftsbedingungen, werde aber oft nicht durchgesetzt, weil solche Inhalte immer noch zu selten gemeldet würden.

Systematische Unterwanderung

Auf einem Computermonitor sind die Internetseiten der NPD und des sozialen Netzwerks Facebook zu sehen. Rechtsextremisten nutzen (Foto: dpa)
Die rechtsextremen Botschaften in sozialen Neztwerken nehmen zuBild: picture alliance/dpa

Und genau da solle die Aktionswoche "Soziale Netzwerke gegen Nazis" ansetzen. Die Initiatoren fordern, dass mehr Verantwortung übernommen und genauer hingesehen werden muss - auch mit noch mehr Kreativität. "Eigentlich stehen wir bei Gegenstrategien gegen Rechtsextremismus im Internet noch immer relativ am Anfang", glaubt Simone Rafael von netz-gegen-nazis.de. "Die Aktionswoche soll dazu dienen, gemeinsam Ideen zu entwickeln." Denn auch die Gegenseite gehe zunehmend organisiert vor.

Die rechtsextreme Partei NPD soll ihre Mitglieder aktiv dazu aufgerufen haben, Netzwerke zu unterwandern und soll dazu noch praktische Tipps gegeben haben. Die Zahlen sprechen dafür: Die Initiative jugendschutz.net hatte im gesamten vergangenen Jahr rund 2000 rechte Einträge in sozialen Netzwerken gefunden. In diesem Jahr waren es schon im Sommer dreimal so viele.

Autor: Klaus Jansen

Redaktion: Dеnnis Stutе