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"Soul of Africa" in Essen

18. März 2010

Voodoofiguren und - Utensilien zeigt das Essener Museum "Soul of Africa". Mehr als 1000 Exponate sind hier zu sehen. Henning Christoph, Museumsgründer und Ethnologe weiht die Besucher in die Geheimnisse des Voodoo ein.

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Voodoofiguren (Bild: Leyla Winther)
Fremder Zauber: Voodoo in EssenBild: DW/Leyla Winther

In einer 70 Quadratmeter großen, ehemaligen Zahnarztpraxis in Essen befindet sich das Museum "Soul of Africa". Kaum ist man eingetreten, wähnt man sich in einer anderen Welt: Afrikanische Buschtrommeln ertönen aus dem CD-Player, der Duft von Räucherstäbchen und Parfüm durchzieht die drei kleinen Räume des Museums. Überall stehen Götter, Geister und Ahnenfiguren. Henning Christoph beschäftigt sich seit mehr als 25 Jahren mit Voodoo in Benin. Er hat den Kult auf einer seinen vielen Reisen nach Westafrika kennengelernt. Vor zehn Jahren hat der preisgekrönte Fotojournalist und Ethnologe seine Privatsammlung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Er erklärt: "Voodoo ist zu 85 Prozent Heilung und Schutz. 15 Prozent ist Schadensmagie. Aber die wird nur angewendet, wenn es gerechtfertigt ist."

"Mami Wata" liebt Parfüm und Fanta

Altar (Bild: Leyla Winther)
Ein Altar für 'Mama Wata'Bild: DW/Leyla Winther

Der Altar der beliebten Wassergöttin "Mami Wata" ist der Blickfang der gesamten Ausstellung. Neben interessierten Museumsbesuchern kommen auch afrikanische Voodoogläubige hier vorbei. Sie bringen Opfergaben wie Geld, Parfüm, Fanta, Zigaretten und Puder und erhoffen sich im Gegenzug von "Mami Wata" die Erfüllung kleiner Wünsche. Selbst der Botschafter aus Benin hat bereits vorbeigeschaut, erklärt Christoph. Bevor der Museumsgründer den Altar aus Afrika nach Deutschland holen konnte, musste er die Träume des zuständigen Voodoopriesters in Benin abwarten – so die Auflage: "Wenn der Voodoopriester einen Traum hatte, wo er eines dieser Geister gesehen hatte, hat er seinen Schnitzern gesagt, was er gesehen hat. Und die haben die Geister dann geschnitzt. Diese Träume haben sechs Jahre gedauert", sagt Christoph. Auch Elijas Mbabi ist von den Exponaten beeindruckt. Der 56jährige Kameruner lebt seit fast 30 Jahren in Deutschland und arbeitet hier als Softwareentwickler. Er besucht das Museum und hat zum ersten Mal Kontakt mit Voodoo: "Ich sehe hier Sachen, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe. Ich musste erst nach Deutschland kommen, um afrikanische Kunst- oder Kultgegenstände zu sehen. Ich habe keine Angst vor Voodoo. Denn bei uns sagt man, dass die Magie nicht das Meer überqueren kann."

Eine Kräuterfarm für Heilpflanzen

Voodoo-Experte Henning Christoph (Bild: Leyla Winther)
Voodoo-Experte Henning ChristophBild: DW/Leyla Winther

Henning Christoph hat auch eine Kräuterfarm in Benin aufgebaut. Damit möchte der 65jährige Deutsche den Fortbestand alter Heilpflanzen aus der Voodoomedizin sichern. Denn Voodoo ist vor allem eins: traditionelle, afrikanische Naturheilkunde. Unterstützt wird Christoph von einigen Priestern und Heilern, die für dieses Projekt ihr größtes Geheimnis Preis geben: das uralte und nur mündlich überlieferte Wissen über afrikanische Heilpflanzen, mit dessen Rezepturen sie auch ihre Zeremonien durchführen. "Es ist immer eine große Angst, dass einige Menschen die Rezepturen klauen. Das ist in der Vergangenheit auch oft geschehen. Es gibt die Angst, dass die Pharmaindustrie versucht, diese synthetisch nachzubauen", sagt Christoph und und bezieht sich dabei auf den Patenterwerb durch große Pharmakonzerne.

Telefonierende Götter

In der einstündigen Museumsführung erfahren die Besucher auch, dass Voodoo ein lebendiger und flexibler Kult ist. Henning Christoph erzählt, dass Voodoofiguren mit Handys am Ohr ebenso auf den Voodoo-Altären in Benin zu finden sind wie das berühmte Bild des Fotografen Richard Avedon: Es zeigt die Schauspielerin Nastassja Kinski wie sie sich nackt mit einer Python räkelt . Eine schöne, junge Frau mit Schlange – genau wie die Wassergöttin "Mami Wata". Es sind die persönlichen Erlebnisse und das profunde Wissen des Ethnologen Henning Christoph, die die Zuhörer in den Bann ziehen. Zum Schluss bekommt ein Besucher eine Baumrinde von der Volksgruppe der Pygmäen geschenkt. Mit Wasser als Heißgetränk aufgebrüht, soll sie Kraft und Stärke verleihen. Die Besuchergruppe ist begeistert. Ein bisschen Voodoo zum Anfassen.

Autorin: Leyla Winther

Redaktion: Christine Harjes