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Sorge über Sieg islamistischer Milizen in Somalia

6. Juni 2006

Islamische Fundamentalisten haben offenbar die somalische Hauptstadt Mogadischu übernommen. Die USA haben Sorge, dass das ostafrikanische Land zu einem neuen Sammelbecken für Terroristen werden könnte.

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Islamistische Kämpfer mit einer erbeuteten Flak in MogadischuBild: AP
Kämpfe in Somalia
Mitglieder der islamistischen Miliz in MogadischuBild: AP

Die US-Regierung sei "sehr besorgt", dass Somalia zu einem "sicheren Hafen" für islamistische Terrorgruppen werden könnte, sagte der Sprecher des State Department, Sean McCormack, am Montag (5.6.06) in Washington. Ziel der US-Politik sei es, dass in dem Land stabile Institutionen aufgebaut und die Rechte aller Bürger respektiert würden. Nach dreimonatigen Kämpfen zwischen bewaffneten Milizen haben islamische Kämpfer eigenen Angaben zufolge die somalische Hauptstadt Mogadischu vollständig in ihre Hand gebracht. Sollte sich dies bestätigen, hätten die einflussreichen Kriegsherren Somalias erstmals seit ihrem Sturz des ehemaligen Diktators Mohamed Siad Barre 1991 gänzlich die Kontrolle Mogadischus verloren.

"Ein Leben ohne Kämpfe"

Die Übergangsregierung an ihrem Sitz im 250 Kilometer entfernten Baidoa hatte auf die Kämpfe so gut wie keinen Einfluss. "Die Ära der Kriegsherren in Somalia ist vorbei", sagte ein Bewohner der Stadt. Mogadischu sei seit Montagmorgen fest in der Hand der Moslem-Kämpfer. Ein weiterer Bewohner bestätigte der Nachrichtenagentur Reuters telefonisch, die Kämpfer hätten auf einem öffentlichen Treffen ihren Sieg verkündet und gesagt, sie wollten gemeinsam mit den Bewohnern der Stadt die Sicherheitslage verbessern. Dies halte er für eine gute Nachricht. "Wir freuen uns auf ein Leben ohne Kämpfe."

Die Islamische Miliz unterstützt Geistliche, die für eine strikte Umsetzung der Scharia, des islamischen Rechts, sind. Der rivalisierenden Miliz "Mogadischu Anti-Terrorismus-Koalition" wird dagegen nachgesagt, Unterstützung von den USA zu erhalten. Die USA haben ein häufig erklärtes Interesse daran, dass Somalia nicht als Rückzugsgebiet für El-Kaida-Terroristen dient. Ob die US-Regierung aber tatsächlich den Zusammenschluss ehemaliger Warlords in der Allianz unterstützt, blieb weder bestätigt noch dementiert. Allein das Gerücht, die Anti-Terror-Allianz werde von den USA unterstützt, hat erst kürzlich zu einer großen anti-amerikanischen Demonstration in der Hauptstadt geführt.

Übergangsregierung hofft auf Anerkennung

Ein Sprecher der somalischen Übergangsregierung sagte der Nachrichtenagentur Reuters, er hoffe auf baldige Gespräche mit der Moslem-Miliz. Er hoffe außerdem, die Kämpfer erkannten die wichtige Rolle der Regierung an. "Wir sind bereit, mit ihnen zu sprechen, damit ein weiteres Leiden der unschuldigen somalischen Bevölkerung verhindert wird." Die Übergangsregierung kehrte im vergangenen Jahr aus dem kenianischem Exil zurück, war aber nicht in der Lage, die Ordnung wiederherzustellen.

Kaum noch Journalisten

Mogadischu erlebte in diesem Jahr die heftigsten Kämpfe seit Jahren, bei denen mehr als 350 Menschen getötet wurden. Das größtenteils von Moslems bewohnte nordostafrikanische Somalia ist das einzige Land der Welt ohne funktionierende Zentralgewalt und ohne internationale Präsenz in der Hauptstadt.

Nur wenige Hilfsorganisationen haben ausländische Mitarbeiter in Somalia stationiert. Seit der Ermordung einer Korrespondentin des britischen Senders BBC im Februar vergangenen Jahres trauen sich kaum noch Journalisten nach Mogadischu. (stu)