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Somalische Miliz hinter Blutbad

21. September 2013

Islamisten aus Somalia stecken hinter dem Anschlag auf ein Einkaufszentrum in Nairobi. Es ist der schwerste seit Jahren. Die Zahl der Toten und Verletzten steigt. Und die Angreifer halten weitere Geiseln gefangen.

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Polizist in einem Einkaufszentrum in nairobi nach dem Anschlag somalischer Islamisten (Foto: REUTERS)
Bild: Reuters

Wenige Stunden nach dem Anschlag in der kenianischen Hauptstadt Nairobi hat die somalische Extremistengruppe Al-Shabaab die Verantwortung dafür übernommen. Augenzeugen sprachen von einem Blutbad. Die Zahl der Toten ist auf mindestens 39 gestiegen, sagte der kenianische Präsident Uhuru Kenyatta am Abend in einer Fernsehansprache an die Bevölkerung. Mehr als 150 Menschen seien verletzt und noch immer hielten die Islamisten Geiseln gefangen. Kenyatta kündigte ein hartes Vorgehen gegen die Verantwortlichen des Terroranschlags an. "Ich habe selbst Angehörige bei der Westgate-Attacke verloren", sagte der Präsident.

Mindestens 18 maskierte Täter waren zuvor in das exklusive Westgate-Einkaufszentrum in Nairobi eingedrungen und hatten um sich geschossen. Einer der Angreifer, der verletzt festgenommen worden war, starb im Krankenhaus an den Folgen seiner Schussverletzungen, teilte ein Polizeisprecher mit. Der Überfall war der schwerste Terroranschlag in Kenia seit einem Sprengstoffanschlag auf die US-Botschaft vor 15 Jahren, bei dem mehr als 200 Menschen getötet wurden.

Dramatische Stunden in Nairobi

Vergeltung für Kenias Offensive im Nachbarland

Als Grund für den Angriff nannte Al-Schabaab Kenias Einmischung im Konflikt in Somalia. Wiederholt hatten die Extremisten die kenianische Regierung aufgefordert, ihre Truppen aus Somalia abzuziehen. "Sie ignorierte unsere Warnungen und massakrierte weiter unschuldige Muslime in Somalia", hieß es in einer Twitter-Botschaft der Islamisten. "Lange Zeit haben wir Krieg gegen die Kenianer in unserem Land geführt, jetzt ist es an der Zeit, das Schlachtfeld zu ändern und den Krieg in ihr Land zu bringen."

Kenianische Truppen waren vor zwei Jahren in das Nachbarland eingedrungen, um bei der Bekämpfung militanter Gruppen zu helfen. Seitdem gibt es auch Anschlagsdrohungen gegen Hotels und Nachtclubs in Kenia. Die Extremisten hatten auch explizit damit gedroht, das bei Ausländern beliebte Westgate Einkaufszentrum anzugreifen. Vor allem am Wochenende ist dieses stets gut besucht. Die Sicherheitskontrollen sind hoch: Alle Fahrzeuge werden vor der Fahrt aufs Parkdeck oder in die Tiefgarage kontrolliert, an den Eingängen werden die Besucher in der Regel mit Metalldetektoren untersucht.

Internationale Betroffenheit

Frankreichs Präsident François Hollande verurteilte den Angriff als "feiges Attentat" und äußerte sich solidarisch mit den kenianischen Behörden. Zwei Franzosen seien unter den Opfern. Den Angehörigen sprach Hollande sein Mitgefühl aus.

Die USA bezeichneten den blutigen Überfall als "sinnlosen Akt der Gewalt". Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Marie Harf, sagte in Washington, es gebe Berichte über US-Bürger unter den Dutzenden Verletzten. Das Auswärtige Amt in Berlin hatte zunächst keine Hinweise, dass Deutsche betroffen sein könnten.

Auch der somalische Präsident Hassan Sheik Mohamud äußerte sich betroffen über die Attacke. "Wir in Somalia kennen den menschlichen Preis solcher Gewalt nur zu gut", schrieb er in einer Stellungnahme. "Diese herzlosen Taten gegen hilflose Zivilisten dürfen nicht hingenommen werden". Somalia stehe "Schulter an Schulter" mit dem Nachbarland, versicherte er.

Landesweit wurden die Sicherheitsmaßnahmen in Kenia verschärft. Der für innere Sicherheit zuständige Staatssekretär Mutea Iringo sagte, "die Regierung wird in diesem Krieg nicht nachgeben". Vor allem in der Küstenstadt Mombasa zeigte die Polizei Präsenz. In der islamisch geprägten Küstenregion waren in den vergangenen Jahren mehrfach radikale Islamisten an Koranschulen aktiv, um junge Männer als Kämpfer für die somalische Al-Shabaab-Miliz anzuwerben.

nis/gmf (rtr, ap, afp, dpa)