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"Solidarity Hoodie": Kapuzenpulli gegen Hass

Alexandra Mölleken
5. Juli 2018

Der "Solidarity Hoodie" soll ein Zeichen setzen gegen Antisemitismus. Nach Angriffen gegen zwei Männer mit Kippa fand im April die Solidaritätsaktion "Berlin trägt Kippa" statt. Das brachte die Designer auf ihre Idee.

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Zwei Models stehen mit dem Rücken zur Kamera gedreht vor dem Jüdischen Museum und präsentieren eine graue und eine gelbe Version des "Solidarity Hoodies".
Der Hoodie im Fokus: Das Jüdische Museum dient als Foto-Location für die Werbebilder des "Solidarity Hoodies"Bild: Jakob Blumenthal/Jüdisches Musem

Ob gelb, grün, schwarz, grau oder blau - eines haben all diese Hoodies gemeinsam: eine Kippa auf der Kapuze. Der sogenannte "Solidarity Hoodie" übernimmt die traditionelle Kopfbedeckung aus der jüdischen Religion. So entwickelt sich der Kapuzenpullover zu einem politischen Mode-Statement.

Für den "Solidarity Hoodie" hätten die Designer "religiöse Symbole rekontextualisiert", wie der Pressesprecher der Berliner König Galerie, Christoph Pantke, beschreibt. Gemeinsam gestaltet haben ihn der Berliner Galerist Johann König und das Frankfurter Künstler-Kollektiv "Ignaz". 

Der Kapuzenpullover sei eine Reaktion auf die Initiative "Berlin trägt Kippa", sagt Pantke. Im Rahmen der Aktion sind im April bundesweit zahlreiche Menschen mit Kippa auf die Straße gegangen, um ihre Solidarität für in Deutschland lebende Juden auszudrücken. Auslöser war ein gewaltsamer Angriff auf zwei Kippa tragende Männer in Berlin-Prenzlauer Berg wenige Tage zuvor.

Berlin trägt Kippa - Gastronom Yorai Feinberg im Gespräch

Mit diesem neuen Kleidungsstück setzten die Designer ein Symbol für Toleranz und Solidarität, so Pantke. Es sei ein deutliches Zeichen gegen Intoleranz, Hass und Antisemitismus.

Jüdisches Museum unterstützt das Projekt

Für die Pressefotos posieren die Models an verschiedenen Orten. Auch das Jüdische Museum in Berlin dient als Hintergrund für die Werbebilder. Das Museum, das nur wenige Straßen von der König Galerie liegt, ist nicht in das Projekt "Solidarity Hoodie" involviert, wurde aber für die Fotos angefragt.

"Wir fanden es aber auch richtig, diese Aktion zu unterstützen", so Gregor H. Lersch, Leiter der Wechselausstellung des Jüdischen Museums. Das Museum hat kürzlich selbst eine eigene Initiative ins Leben gerufen. "Die Kippa des Anstoßes" soll den Dialog und die Reflexion über Antisemitismus in Deutschland fördern.

Jedoch "wäre es ein bisschen zu einfach, wenn wir Antisemitismus durch das Tragen von modischen Hoodies in den Griff kriegen würden", sagt Lersch. "Wenn es einen Effekt gibt, dann den Effekt von Öffentlichkeit." Womöglich könne der Kippa-Hoodie den Diskurs über das öffentliche Tragen der jüdischen Kopfbedeckung anregen.

Das Jüdische Museum stellt eine Version der "Kippa des Anstoßes" in einem Glaskasten aus. Ein schlichtes blaues Design mit einem roten Motiv eines Männerkopfes mit Bart und Hut
"Kippa des Anstoßes" heißt die aktuelle Initiative des Jüdischen Museums in BerlinBild: Y. Sucksdorff

Kombination von Mode und religiöser Tradition

Obwohl eines der drei Mitglieder von "Ignaz" (Jakob Blumenthal, Joel Olchow, Bernado Macedo Weiß) selbst Jude ist und es positiv sieht, moderne Mode mit einem religiösen Symbol zu kombinieren, sei die Motivation eine künstlerisch-gesellschaftliche, keine religiöse. Laut Pantke habe der religiöse Hintergrund keinerlei Einfluss auf die Entwicklung des "Solidarity Hoodies" gehabt. Die Tatsache, dass die Idee des "Solidarity Hoodies" nicht von der jüdischen Gemeinde ausgehe, im Gegensatz zur Aktion "Berlin trägt Kippa", sondern ein künstlerisches Projekt sei, hält Lersch für besonders wichtig.

Spiel mit dem Feuer

Das Design der Kapuzenpullover "spielt natürlich an einer provokativen Grenze", sagt Lersch. Aus religiöser Sicht wird die traditionelle Kopfbedeckung durch das indirekte, modische Tragen eines Kippa-Kapuzenpullovers von ihrer eigentlichen Symbolik, den jüdischen Glauben zu visualisieren, entkoppelt.

Ein Model steht mit dem Rücken zur Kamera gedreht auf einem Hinterhof und präsentiert eine gelbe Version des "Solidarity Hoodies".
Zeichen für Toleranz und Solidarität: "Solidarity Hoodie"Bild: Jakob Blumenthal

"Das ist aber auch so eine kritische Grenze, die in diesen Hoodies steckt", sagt Lersch. Sich eine Kippa-Kapuze über den Kopf zu ziehen und nicht direkt eine Kippa auf dem Kopf zu tragen ist eine modische Spielerei. "Es ist einfach interessant, die Reaktion darauf zu sehen. Sich praktisch selbst in diese Rolle zu begeben."