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SMS-Verbot nach Massenflucht

17. August 2012

Das Gerücht verbreitete sich rasend schnell von Handy zu Handy: Muslime würden Nordinder im Süden des Landes angreifen. Tausende Menschen flohen in Panik. Die Regierung griff deshalb zu einem ungewöhnlichen Mittel.

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Tausende Menschen fliehen aus dem indischen Bangalore (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Das indische Innenministerium hat für die kommenden zwei Wochen alle Massen-SMS verboten. Während dieser Zeit können Handy-Nutzer landesweit keine Text- und Multimedia-Nachrichten an mehr als fünf Empfänger gleichzeitig verschicken. Über Kurznachrichten und soziale Netzwerke war zuvor die Drohung verbreitet worden, Menschen aus dem Bundestaat Assam könnten in südlichen Großstädten Opfer muslimischer Gewalt werden. So war von Racheakten für die ethnischen Zusammenstöße zwischen Muslimen und den hinduistischen Angehörigen des Bodo-Stammes in Assam die Rede. Die Übergriffe sollten nach Ende des Fastenmonats Ramadan stattfinden, hieß es in den Textnachrichten.

6000 Menschen fliehen in vier Zügen

Panikartig flohen etwa 20.000 Menschen aus dem Süden zurück in ihren Heimatstaat im Nordosten des Landes. Alleine in Bangalore pferchten sich rund 6000 Nordinder in vier Züge Richtung Assam. Die Panik griff auch auf andere südindische Metropolen wie Mumbai, Chennai und Pune über.

Indiens Premierminister Manmohan Singh rief die Bevölkerung zur Ruhe auf. Es habe bisher keine Vorfälle im Süden gegeben und die Regierung werde ihr Möglichstes tun, um die Menschen aus dem Nordosten im ganzen Land zu beschützen, versprach er. „Dieses Land gehört ihnen genauso wie den anderen.“ Er verurteilte die Verbreitung solcher Gerüchte. Die Einheit und Integrität Indiens werde so bedroht.

Bloß weg hier: Nordinder auf dem Weg nach Hause (Foto: dapd)
Bloß weg hier: Nordinder auf dem Weg nach HauseBild: dapd

Ethnischer Konflikt in Nordosten

Die Flüchtlinge suchen ihre Sicherheit ausgerechnet in dem Teil Indiens, in dem derzeit heftige ethnische Auseinandersetzungen herrschen. Der Konflikt in Nordosten forderte allein im vergangenen Monat 70 Tote und zwang 400.000 Menschen zur Flucht. Jetzt hat die Armee eingriffen. Soldaten und paramilitärische Einheiten sind im Einsatz, nachdem es bei Anschlägen auf einen Bus und eine Brücke in Assam mindestens neun Verletzte gab.

Vergangene Woche protestierten in Indiens Finanzstadt Mumbai tausende Muslime gegen die Gewalt. Die Demonstration eskalierte, zwei Menschen starben, über 60 wurden verletzt. Mehr als 13 Prozent der indischen Bevölkerung sind Muslime. Ein Großteil stammt aus dem benachbarten Bangladesch.

lg/rb (afp, epd, dpa, rtre)