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Smartphones light

4. September 2011

Neben Asien ist Afrika der am schnellsten wachsende Markt für den Mobilfunk. Die großen Handy-Hersteller bieten deshalb immer häufiger preiswerte Modelle für die Schwellenländer an – auch auf der Elektronikmesse IFA.

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Ein Afrikaner tippt etwas auf seinem Handy (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/ ZB

Glas, Chrom, weißer Lack, dicke Teppiche und jede Menge Licht: Auf der IFA in Berlin macht der Elektronikriese Samsung schon optisch deutlich, dass er im Premium-Segment ganz oben mitspielen will. Eine ganze Halle haben die Südkoreaner gemietet. Im Mittelpunkt des Interesses stehen in diesem Jahr mobile Geräte, allen voran Tablet-Computer und Smartphones - bei den Mobiltelefonen ist schließlich weltweit viel in Bewegung. Samsung-Manager haben errechnet, dass schon in vier Jahren die Hälfte aller verkauften Smartphones preiswerte Geräte unter 200 Dollar sein werden. Besonders der Markt in den Schwellen- und Entwicklungsländern hat sich in letzter Zeit rasant entwickelt. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, stellt Samsung auf der IFA gleich vier abgespeckte und gleichzeitig günstigere Modelle vor, die auch in China oder Afrika Erfolg haben könnten.

Hände, die auf einem Samsung Handy tippen (Foto: dpa)
Samsung möchte vereinfachte Smartphones in Schwellenländern verkaufenBild: picture alliance/dpa

"Was Menüführung und Applikationen angeht, sind die Telefone herkömmlichen Smartphones sehr ähnlich", sagt Lars Rabach, Produkt-Manager bei Samsung. Die abgespeckten Internet-Handys müssten preiswerter sein, trotzdem sollten sie aber wie ein gewöhnliches Smartphone die volle Funktionalität eines Computers bieten. "Die Geräte sind zwar im technischen Sinne einfacher, nicht aber in Bezug auf das emotionale Erlebnis mit dem Telefon", meint Rabach. "Einzig die Möglichkeiten, die das Telefon bietet, werden etwas heruntergeschraubt, so dass sich jeder das Gerät leisten kann."

Mehr als 400 Millionen Handy-Verträge in Afrika

2010 gab es in Afrika bereits mehr als 400 Millionen Handy-Verträge. Selbst aus abgelegenen ländlichen Regionen sind Mobiltelefone nicht mehr wegzudenken. Neben der Kommunikations- haben sie vor allem eine Bezahlfunktion. Auf das Handy kann Geld aufgeladen werden, Gehälter werden überwiesen, die Miete bezahlt. Ein rasant wachsender Markt, den sich auch andere Anbieter von Mobiltelefonen nicht entgehen lassen wollen. Der US-Konzern Apple will Unternehmenskreisen zufolge in Kürze eine Billig-Version von seinem aktuellen iPhone 4 auf den Markt bringen.

Nokia-Vizepräsidentin Mary McDowell (Foto: Nokia)
Nokia-Vizepräsidentin Mary McDowell will so viele User wie möglichst ins mobile Netz bringenBild: Nokia

Für Nokia stellte die geschäftsführende Vizepräsidentin Mary McDowell erst Ende August in Kenia zwei eigens für die Region konzipierte Modelle vor, die zwei SIM-Karten verwalten können. Damit könnten, so Nokia, einerseits Kosten gespart werden, indem die jeweils günstigere SIM-Karte verwendet wird - andererseits könne bei schlechter Netzabdeckung die andere Karte zum Einsatz kommen. "Nokia setzt sich dafür ein, das Internet für eine weitere Milliarde Menschen zur Verfügung zu stellen", sagt Mary McDowell, "und zwar für Menschen, die entweder ihr erstes Mobiltelefon kaufen oder die sich ein neues Gerät kaufen, um Zugang zum Internet zu haben."

Für jedes Land die entsprechende App

80 Prozent aller in afrikanischen Schwellenländern wie Kenia, Ghana, Nigeria, Tansania oder Uganda betriebenen Mobiltelefone sind bereits internetfähig. Sie müssen allerdings mit dem GSM-Netz, dem digitalen Mobilfunknetz der ersten Generation, auskommen, das in Afrika weit verbreitet, aber mit dem europäischen Hochgeschwindigkeitsnetz nicht zu vergleichen ist. Deswegen dürfen mobile Anwendungen, die sogenannten Apps, den Mobiltelefonen auch keinen großen Datentransport abverlangen, wie Samsung-Manager Lars Rabach weiß. "Je nach Infrastruktur kann man ja die Datenraten nach oben schrauben. Für Apps, die einfach nur automatisch Informationen updaten, braucht man aber nicht so hohe Datenraten."

Vor zwei Jahren hat Samsung mit "Bada" ein eigens für schwächere Mobiltelefone entwickeltes Betriebssystem eingeführt. Für Bada-Geräte gibt es sogar Anwendungen, die speziell für einzelne Länder und Regionen entwickelt wurden. "Diese Apps sind so konzipiert, dass sie ausschließlich für eine bestimmte Region verfügbar sind", erläutert Rabach. "Wenn ich also in Deutschland bin, dann sehe ich die App nicht, wenn ich mich in dem bestimmten Land aufhalte, dann ist sie sichtbar."

Cashew-Handel per Smartphone

IFA-Flaggen im Wind (Foto: dpa)
Auf der IFA treffen sich Handy-Entwickler aus aller WeltBild: picture alliance/dpa

Auch das deutsche Softwarehaus SAP beschäftigt sich intensiv mit dem Markt in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Für Ghana wurde beispielsweise eine Anwendung entwickelt, die sich an kleine Cashew-Farmer richtet. Sie können damit kontrollieren, welcher Händler die besten Preise für ihre Ernte bietet. "Das ist ein ernsthafter Versuch für SAP, den Markt am unteren Ende der Pyramide anzuzapfen", sagt SAP-Mitarbeiter Christian Merz. Nötig sei dafür ein neuer Denkansatz: Die Unternehmen müssten beim Vertrieb und bei der Schulung neue Wege gehen. Für die Länder und Regionen bedeutet die neue Technik eine enorme Erleichterung des Alltags und mehr unternehmerische Freiheit.

In Südafrika beispielsweise wird eine App angeboten, mit der kleine Lebensmittelhändler selbst aus abgelegenen Gebieten ihre Ware bei einem Großhändler ordern können, der Mengenrabatt gewährt und die Anlieferung organisiert. Bevor es diese Möglichkeit gab, mussten die Händler ihr Sortiment persönlich in der nächsten Stadt einkaufen und dafür auch noch ein Taxi bezahlen.

Autoren: Sabine Kinkartz / Friedel Taube
Redaktion: Arnd Riekmann