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Skandal um Kolpingstiftung in Paraguay

25. August 2010

Statt in Entwicklungshilfeprojekte floss offenbar beim Kauf des Ausbildungszentrums in Asunción Geld in dunkle Kanäle. Die Geschäftsführerin von Kolping Paraguay erhebt schwere Vorwürfe.

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Bild: Thomas Frh. von Schilling

Der katholische Sozialverband Internationales Kolpingwerk mit Sitz in Köln muss sich mit finanziellen Unregelmäßigkeiten in einer seiner Büros in Lateinamerika befassen, nämlich bei Kolping Paraguay. Es gehe um zwei Millionen Euro, deren Verbleib unklar sei, erklärt Brigitte Fuzellier. Sie wurde vom Internationalen Kolpingwerk (IKW) Anfang 2008 in Paraguay eingesetzt, um die "Gerüchte zu klären", und hat dort später die Geschäftsführung übernommen. Ihre Erkenntnisse bis jetzt lauten zusammengefasst: Die Millionen seien unter anderem durch die Überbewertung einer Immobile im Besitz von Kolping Paraguay abgezweigt worden, auch Dokumentenfälschung spiele dabei eine Rolle. Außerdem seien Fahrzeuge verschwunden. Wohin, wisse niemand, und viele wollten es eigentlich auch nicht so genau wissen.

Einem ihrer Kollegen bescheinigt Fuzellier mangelndes Interesse an der Aufklärung: Peter Schwab, Lateinamerika-Referent des IKW, fürchte womöglich, dass Gelder der Europäischen Union und des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für Kolping-Projekte in Zukunft nicht mehr so reichlich fließen würden, wenn die Vorwürfe sich bestätigen sollten. Brigitte Fuzellier hat bereits zwei Strafanzeigen gegen den ehemaligen Geschäftsführer von Kolping Paraguay, Máximo Samaniego, unter anderem wegen Betrugs und Unterschlagung erstattet. Außerdem hat sie einen offenen Brief an alle Bundestagsabgeordneten geschickt.

Wie teuer war das Ausbildungsgebäude und wo sind die Autos?

Das Ausbildungsgebäude in Stadtteil Fernando de la Mora stehe mit einer siebenstelligen Summe in den Büchern von Kolping Paraguay, erläutert Fuzellier. Finanziert wurde das Gebäude mit deutschen und europäischen Entwicklungshilfegeldern. 2008 gab Fuzellier ein Gutachten in Auftrag, um den wahren Wert des Hauses zu ermitteln. Das Ergebnis: 400.000 Euro. Interne Dokumente würden belegen, dass für das Gebäude gut 1,4 Millionen Euro geflossen seien - eine Million Euro mehr als der tatsächliche Wert.

kalenderblatt Adolph Kolping Porträtfoto
Der deutsche Priester und Sozialreformer Adolph Kolping (1813-1865).Bild: dpa

"Wir mussten auch feststellen, dass Autos der Stiftung unter der Hand weiterverkauft wurden, ohne dass ein ordentlicher Kaufvertrag vorlag oder ein Verkaufserlös verbucht wurde", sagte Fuzellier der Tageszeitung taz. "Heute fehlen uns 14 Autos, von denen niemand weiß, wo sie sind."

Beschuldigter geht in die Offensive

Das Internationale Kolpingwerk unterstütze die Strafanzeige gegen Samaniego, aber nicht die Anschuldigungen gegen Peter Schwab, sagt das IKW. Dieser habe Beweise verlangt, aber keinesfalls die Untersuchungen bremsen wollen. Die Beschuldigungen Fuzelliers "entbehren jeder Grundlage und können widerlegt werden", sagte IKW-Generalsekretär Hubert Tintelott der Deutschen Welle. Die angebliche Überbewertung von Immobilien beispielsweise sei darauf zurückzuführen, dass Einrichtungs- und laufenden Kosten darin nicht enthalten seien.

Unterdessen geht Ex-Geschäftsführer Samaniego in die Offensive: Die Zeitung "La Nación" aus Asunción veröffentlichte kürzlich ein Interview mit Samaniego, in dem er alle Anschuldigen zurückweist. Er fühle sich ungerecht behandelt und habe Klage beim Arbeitsgericht auf Wiedereinstellung eingereicht, weil ihm ohne Grund fristlos gekündigt worden sei.

BMZ erwartet Ergebnisse für September

Fuzellier geht so weit zu behaupten, dass die für die Außenrevision zuständigen Mitarbeiter im BMZ objektive und transparente Untersuchungen zu verhindern versuchten. Nachdem die Buchprüfungsfirma Price Waterhouse Coopers (PWC) im Auftrag des BMZ "Anzeichen von Betrug" bestätigt habe, habe das BMZ die Zusammenarbeit mit PWC beendet und wolle jetzt selbst prüfen. Dazu sagt Michaela Zintl vom BMZ der Deutschen Welle: "Im BMZ haben wir sofort die Lage geprüft und haben PWC mit einer ersten Prüfung beauftragt, um uns ein Bild zu machen." Sie könne aber keine weiteren Angaben machen, so lange die Untersuchung der Beschuldigungen nicht zu Ende geführt sei. Die Ergebnisse werden für Ende September erwartet.

Autorin: Rosa Muñoz Lima

Redaktion: Oliver Pieper