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Einsichten bei Siemens

25. Januar 2007

BenQ, überzogene Vorstandsgehälter, Kartell-Strafen von der EU - für Siemens brachte das vergangene Geschäftsjahr viele Negativ-Schlagzeilen. Nun soll alles besser werden, versprachen die Chefs des Elektrokonzerns.

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Siemens-Aktionäre auf dem Weg zur Hauptversammlung in München (Quelle: AP)
Siemens-Aktionäre auf dem Weg zur Hauptversammlung in MünchenBild: AP

Siemens-Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer hat bei der Hauptversammlung des krisengeschüttelten Elektrokonzerns eigene Fehler eingeräumt. Die von ihm eingeleiteten Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung seien nicht ausreichend gewesen, sagte der ehemalige Vorstandschef am Donnerstag (25.1.07) vor 9000 Aktionären in der Münchner Olympiahalle. Auch bei der in massive Kritik geratenen Erhöhung der Vorstandsgehälter um 30 Prozent habe es Fehler gegeben.

"Es gibt gar keinen Zweifel, dass die Angelegenheit nicht gut gelaufen ist und dass wir daraus Konsequenzen zu ziehen haben", sagte Pierer. "Wir werden in Zukunft Gehaltssprünge in dieser Dimension vermeiden", kündigte er unter starkem Beifall der Aktionäre an.

Keine unsauberen Geschäftspraktiken mehr

Siemens-Chef Klaus Kleinfeld (Quelle: AP)
Siemens-Chef Klaus Kleinfeld kündigte an, das Regelwerk so zu verschärfen, dass es anderen Firmen als Beispiel dienen könneBild: AP

Vorstandschef Klaus Kleinfeld sagte, der Konzern müsse mit zwei Gesichtern auf 2006 zurückblicken: Mit einem strahlenden auf die guten Geschäfte und mit einem düsteren auf die schweren Vorwürfe um den Schmiergeldskandal: "Ich versichere Ihnen, wir tun alles, um die Vorfälle umfassend und vollständig aufzuklären", versprach Kleinfeld. "Für unsaubere Geschäftspraktiken gibt es keinen Platz in unserer Firma."

Im Zusammenhang mit der Pleite der ehemaligen Siemens-Handysparte wandte sich Kleinfeld direkt an die BenQ-Mitarbeiter: "Es tut mir aufrichtig Leid, dass Sie und Ihre Familien in den letzten Monaten so viel durchmachen mussten", sagte der Siemens-Chef und fügte hinzu: "Da ist etwas gewaltig schief gelaufen." Pierer sagte, die Pleite des Handy-Herstellers sei "außerordentlich bedauernswert und für alle Betroffenen sehr schmerzlich."

Ebenso bedauerte Pierer die Korruptionsaffäre. Er habe als Vorstandschef "ganz wesentliche Schritte zur Bekämpfung der Korruption eingeleitet", sagte er. "Es bedrückt mich persönlich besonders stark, dass diese Bemühungen nicht in ausreichendem Maß erfolgreich gewesen sind." Es habe sich leider herausgestellt, dass Verhaltenscodexe und Schutzmaßnahmen "möglicherweise gezielt unterlaufen wurden". Pierer betonte, er werde, um jeden Anschein der Befangenheit als Aufsichtsratschef zu vermeiden, an allen Sitzungen zur Aufklärung des Skandals nicht teilnehmen.

Milliarden-Investitionen angekündigt

Das Siemens-Management bemühte sich zugleich, den Kritikern Wind aus den Segeln zu nehmen und überraschte mit der Ankündigung wichtiger Milliarden-Investitionen und einer unerwartet positiven Quartalsbilanz, die allerdings durch die EU-Rekordstrafe wegen unerlaubter Kartellabsprachen getrübt wurde.

Durch den Bußgeldbescheid der EU-Kommission in Höhe von 423 Millionen Euro ging der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16 Prozent auf 788 Millionen Euro zurück. Allerdings konnte der Konzern mit der Sanierung der kriselnden IT-Sparte SBS und dank guter Geschäfte in den Bereichen Medizin und Elektrizitätsversorgung das Betriebsergebnis unerwartet stark um 51 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro steigern. Der Umsatz kletterte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent auf rund 19

Milliarden Euro.

Zudem kündigte der Vorstand vor der Hauptversammlung überraschend an, seine Autozulieferer-Sparte Siemens VDO als eigenständiges Unternehmen an die Börse bringen. Ebenso verkündete der Konzern den Kauf des amerikanischen Softwareherstellers UGS für insgesamt 2,7 Milliarden Euro. Mit beiden Schritten will sich Siemens laut Kleinfeld für die Zukunft rüsten. Die Börse honorierte die Pläne: Die Siemens-Aktie war am Vormittag mit einem Plus von rund 6 Prozent Tagessieger im DAX. (kas)