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Politik

Sicherheitsdiskussion um neuen Boeing-Jet

12. März 2019

Nach dem erneuten Absturz einer Maschine des Typs Boeing 737 Max 8 verhängen immer mehr Länder Start- und Landeverbote - zuletzt auch Großbritannien. Experten warnen dagegen vor übereilten Schritten und Panikmache.

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Boeing 737 MAX 8
Bild: Getty Images/S. Brashear

Nach Äthiopien, Brasilien, Mexiko, China, Singapur, Indonesien und Australien setzt nun auch Großbritannien den Einsatz von Boeing-Maschinen des Typs 737 MAX 8 nach einem Absturz aus. Es dürften sich keine Verkehrsmaschinen des Typs mehr im britischen Luftraum bewegen, teilte die Luftfahrtaufsicht mit. Das gelte für ankommende Maschinen, Abflüge und auch Überflüge. Es handele sich um eine vorsorgliche Maßnahme, da es noch keine belastbaren Informationen aus der Blackbox der abgestürzten Boeing habe. 

Weltgrößter Reisekonzern stoppt Einsatz 

Am Sonntag war in Äthiopien eine 737 MAX 8 der Ethiopian Airlines kurz nach dem Start in Addis Abeba abgestürzt. Dabei starben alle 149 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder. Bereits Ende Oktober war in Indonesien ebenfalls kurz nach dem Abheben eine Maschine diesen Typs der Fluglinie Lion Air abgestürzt. Dabei kamen 189 Menschen ums Leben. Die 737 MAX ist ein neues Modell, das erst seit 2017 ausgeliefert wird.

Äthiopien Flugzeugabsturz Ethiopian Airlines Flight ET 302
Nach dem Absturz einer Boeing 737 Max 8 in Äthiopien Bild: Reuters/T. Negeri

Der weltgrößte Reisekonzern Tui stoppte ebenfalls alle Flüge mit dem Typ.  Der Schritt umfasse alle Fluggesellschaften des Konzerns, teilte ein Unternehmenssprecher am Dienstag in Hannover mit. Kunden, die von diesem Mittwoch an auf Flüge mit einer der 15 Boeing-Max-Maschinen gebucht sind, will der Konzern auf seiner Internetseite über Änderungen der Reisepläne informieren. Zu Tuis Flotte gehören bereits 15 Jets dieses Typs, die in Großbritannien und den Benelux-Staaten im Einsatz sind. Bei der deutschen Tochter Tuifly steht die Einführung Mitte April an. 

Zulassung nur noch für erfahrene Piloten

Indiens Luftfahrtbehörde DGCA erlaubt nur noch erfahrene Piloten im Cockpit dieses Passagierflugzeugs. So müssen Piloten mindestens 1000 Stunden, Co-Piloten 500 Stunden Flugerfahrung vorweisen, teilte die DGCA mit. Dies sei eine vorläufige Sicherheitsmaßnahme und gelte für alle Flüge im indischen Luftraum. Diese sowie neue Vorgaben zur Wartung der Maschinen seien dem US-Luftfahrtkonzern Boeing und der US-Luftfahrtbehörde FAA mitgeteilt worden. Die US-Behörde wiederum hatte am Montag dem Boeing-Modell Flugtauglichkeit attestiert. US-Verkehrsministerin Elaine Chao erklärte, die FAA werde sofort Maßnahmen einleiten, sollten bei den anstehenden Untersuchungen Sicherheitsrisiken entdeckt werden.

Luftfahrtexperten warnen vor voreiligen Schlüssen

Der Koordinator der Bundesregierung für die Luft- und Raumfahrt, Thomas Jarzombek warnte vor übereiltem Handeln. Im Interview des RBB-Inforadio sagte er, die Gründe seien nicht immer ganz so einfach, wie sie vielleicht zunächst auf der Hand lägen. "Da kann man nicht direkt hingehen und Verbote erteilen", so der CDU-Bundestagsabgeordnete. Am Ende brauche man doch ein Stück weit Belege. Flugschreiber und Flugrekorder seien gefunden worden. "Ich denke, es wird jetzt eine relativ kurze Zeitdauer sein, um herauszufinden, was da wirklich passiert ist."

Ähnlich argumentierte auch die Vereinigung Cockpit. Sie hält die Flugverbote für übertrieben. Es gebe noch keinen Beleg, dass es ein ähnliches Problem wie beim Absturz der indonesischen Maschine gegeben haben könnte, sagte ein Sprecher der Pilotengewerkschaft.

sti/bri/djo (dpa, afp, rtr)