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Witze, Kommentare, Berührungen: Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz kommt in Deutschland häufig vor. Eigentlich sind die Firmen verpflichtet, ihre Angestellten zu schützen. Doch nur wenige Betroffene wissen das.
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist ein Problem, das sowohl Frauen als auch Männer in Deutschland betrifft. Eine Umfrage, die im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes durchgeführt wurde, zeigte im März 2015 folgendes Ergebnis: 19 Prozent aller Frauen und 12 Prozent aller Männer sind schon einmal gegen ihren Willen von Kollegen berührt worden.
Besonders häufig findet sexuelle Belästigung im Büro und bei Veranstaltungen statt. Dabei werden Frauen vor allem körperlich und Männer vor allem verbal belästigt. Aber es gibt noch einen weiteren Unterschied zwischen Männern und Frauen: Frauen erkennen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz schneller als Männer. „Aufreizende oder pornografische Bilder“, „anzügliche Bemerkungen“ und „unerwünschte Berührungen“ sehen sie früher als sexuell belästigend an als ihre männlichen Kollegen.
Eigentlich muss der Arbeitgeber seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv vor sexueller Belästigung schützen. Das ist jedoch nur wenigen bekannt. 70 Prozent der Befragten sagten, dass sie nicht wissen, wen sie in ihrem Betrieb ansprechen können. Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Christine Lüders sagt dazu: „Was nützt einem der Notausgang, wenn man nicht weiß, wo er ist?“
Es kommt aber auch immer wieder vor, dass Arbeitgeber die Probleme ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einfach ignorieren. So ging es zum Beispiel einer Frau, die im Blog „kleinerdrei.org“ von Anne Wizorek einen Beitrag schrieb. Die Frau arbeitete in der Gastronomie und hatte sich bei ihrer Chefin über einen Gast beschwert. Die Chefin nahm das Problem jedoch nicht ernst und kündigte der Frau schließlich. Wizorek wünscht sich für die Zukunft: „Wir sollten eine Gesellschaft schaffen, in der Frauen sich nicht wehren müssen und in der sexuelle Belästigung nicht als normal empfunden wird.“
Glossar
Belästigung, -en (f.) – die Tatsache, dass jemand auf eine Art behandelt wird, die ihn stört
Berührung, -en (f.) – die Tatsache, dass jemand etwas anfasst (Verb: jemanden berühren)
verpflichtet – hier: etwas machen müssen, weil es das Gesetz vorschreibt
Betroffener, Betroffene/Betroffene, - – jemand, der durch etwas (meist negativ) beeinflusst ist
etwas im Auftrag von jemandem durch|führen – etwas für jemanden machen
Antidiskriminierungsstelle, -n (f.) – eine Einrichtung des Bundes, die Menschen vor ungerechter Behandlung (z. B. wegen ihres Alters, ihrer Herkunft, ihres Geschlechts) schützen soll
gegen den Willen von jemandem – ohne, dass jemand möchte, dass etwas passiert
verbal – mit Worten
aufreizend – wenig bekleidet; so, dass etwas bei jemandem sexuelle Gefühle auslöst
pornografisch – so, dass jemand während einer sexuellen Handlung zu sehen ist
anzügliche Bemerkung, -en (f.) – etwas Sexuelles, das jemand sagt
unerwünscht – nicht gewollt
als etwas an|sehen – als etwas erkennen; merken, dass etwas so ist
Notausgang, -ausgänge (m.) – eine Tür, die bei Gefahr nach draußen führen soll
etwas ignorieren – etwas nicht beachten; etwas nicht sehen wollen (hier auch: etwas nicht ernst nehmen)
Blog, -s (m., aus dem Englischen) – ein Online-Tagebuch
Beitrag, Beiträge (m.) – hier: ein Text, den man in einem → Blog lesen kann
Gastronomie, -en (f.) – der Bereich der Wirtschaft, zu dem Restaurants u. Ä. gehören
etwas schaffen – hier: etwas aufbauen
sich (gegen etwas/jemanden) wehren – etwas gegen etwas/jemanden tun
etwas als etwas empfinden – etwas auf eine bestimmte Art sehen
Fragen zum Text
1. Was steht im Text?
a) Sexuelle Belästigung wird von Frauen und Männern anders wahrgenommen.
b) Frauen werden vor allem im Büro, Männer bei Veranstaltungen belästigt.
c) Das größte Problem ist, dass Frauen pornografische Bilder per Mail geschickt bekommen.
2. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass …
a) alle Unternehmen ihre Mitarbeiter über das Thema sexuelle Belästigung informieren.
b) Unternehmen etwas gegen sexuelle Belästigung tun müssen.
c) jemand, der andere sexuell belästigt, das Unternehmen verlassen muss.
3. Im Blog von Anne Wizorek …
a) können Betroffene über ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung berichten.
b) wird berichtet, dass vor allem Frauen in der Gastronomie sexuell belästigt werden.
c) steht, dass immer mehr Politiker eine Gesellschaft ohne sexuelle Belästigung fordern.
4. Eigentlich muss … seine Mitarbeiter vor sexueller Belästigung schützen.
a) man
b) einer
c) einem
5. Was hilft … der Ansprechpartner, wenn ihn die Frauen nicht kennen.
a) man
b) einer
c) einem
Arbeitsauftrag
Was müssen Firmen tun, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor sexueller Belästigung zu schützen? Diskutiert Maßnahmen in Kleingruppen und stellt sie im Kurs vor.