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September

Bettina Marx24. Dezember 2001

Im September geschah das Ereignis des Jahres, für das in historischer Perspektive das Jahr 2001 stehen wird: die Terror-Anschläge in den USA.

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Das World Trade Center kurz nach dem AnschlagBild: AP

Historische Entschuldigung

Der September begann außenpolitisch mit einer Konferenz. Im südafrikanischen Durban tagte die von den Vereinten Nationen veranstaltete Weltkonferenz gegen Rassismus.

Bundesaußenminister Joschka Fischer nahm die Gelegenheit wahr, um sich im Namen Deutschlands für die deutsche Schuld an Kolonialismus, Sklaverei und Ungerechtigkeit gegenüber der Dritten Welt zu entschuldigen: "Vergangenes Unrecht lässt sich nicht ungeschehen machen. Aber Schuld anzuerkennen, Verantwortung zu übernehmen und sich seiner historischen Verpflichtung zu stellen kann den Opfern und ihren Nachkommen zumindest die ihnen geraubte Würde zurückgeben. Ich möchte dies deshalb hier und heute für die Bundesrepublik Deutschland tun."

Die Konferenz war schon im Vorfeld überschattet von schweren Auseinandersetzungen über den Nahen Osten und den Zionismus. Die USA und Israel zogen schließlich ihre Delegationen zurück, die Europäische Union war ohnehin nur mit niedrigrangigen Delegationen angereist.

Zeitenwende

Die Verstimmungen über die beinahe gescheiterte Konferenz wurden jedoch schon bald durch ein Ereignis in den Hintergrund gedrängt, das die weiteren Entwicklungen des Jahres bestimmen sollte: die Terroranschläge auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington am 11. September. US-Präsident George W. Bush in einer seiner ersten Erklärungen: "Heute hatten wir eine nationale Tragödie. Zwei Flugzeuge sind in das World Trade Center geflogen in einem offensichtlichen terroristischen Anschlag auf unser Land. Ich habe mit dem Vizepräsidenten gesprochen, mit dem Gouverneur von New York und mit dem Direktor des FBI. Ich habe angeordnet, dass die vier Ämter der Bundesregierung den Opfern und ihren Familien helfen werden, und dass eine groß angelegte Untersuchung eingeleitet wird, um diejenigen zu finden, die diese Taten vollbracht haben. Terrorismus gegen unsere Nation wird nicht geduldet. Bitte schließen Sie sich mir an in einer Minute des Schweigens. Möge Gott die Opfer segnen, ihre Familien und Amerika."

Deutsche Solidarität mit den USA

In Berlin stellte sich die Bundesregierung sofort hinter die USA. Bundeskanzler Schröder erklärte die uneingeschränkte Solidarität mit den Vereinigten Staaten: "Dies ist eine Kriegserklärung gegen die gesamte zivilisierte Welt. Wer diesen Terroristen hilft oder sie schützt, verstößt gegen alle fundamentalen Werte, die das Zusammenleben der Völker untereinander begründen. Das deutsche Volk steht in dieser Stunde, die so schwer ist für die Menschen in den Vereinigten Staaten, fest an der Seite der Vereinigten Staaten von Amerika. Ich habe dem amerikanischen Präsidenten George Bush die uneingeschränkte Solidarität Deutschlands zugesichert. Selbstverständlich stehe ich auch weiterhin in Verbindung mit meinen europäischen Kolleginnen und Kollegen und soweit das geht, auch mit der Regierung der Vereinigten Staaten. Die Anteilnahme aller Deutschen gilt den Opfern und den Angehörigen der Opfer."

Gemeinsam sind wir stark?

Am 25. September kam der russische Präsident Wladimir Putin nach Berlin. Als erster russischer Staatschef hielt er eine vielbeachtete Rede vor dem Deutschen Bundestag. Eindringlich warb er für eine engere Zusammenarbeit zwischen Russland und Europa und er sprach dabei deutsch: "Niemand bezweifelt den großen Wert der Beziehungen Europas zu den Vereinigten Staaten. Nur bin ich einfach der Meinung, dass Europa sicher und langfristig den Ruf eines mächtigen und real selbstständigen Mittelpunkt der Weltpolitik festigen würde, wenn Sie Ihre eigenen Möglichkeiten mit den russischen menschlichen, territorialen und Naturressourcen, dem Wirtschafts-, Kultur- und Verteidigungspotenzial Russlands vereinigen würden."

Putin im Bundestag
Bild: AP