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Seehofer vergeht die gute Laune

10. August 2014

Der Chef sprach und was er sagte, war nicht freundlich für die Top-Frau an seinem Kabinettstisch: Bayerns Ministerpräsident Seehofer will von seiner Staatskanzleichefin Haderthauer eine Aufklärung der "Modellbau-Affäre".

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Bei einer Kabinettssitzung Seehofer und Haderthauer
Bild: picture-alliance/dpa

Der Landesvater und CSU-Chef Horst Seehofer gilt als jemand, der sich Skandale gerne vom Hals hält. Und so ist es vielleicht zu erklären, dass Seehofer der als ambitioniert geltenden Parteifreundin Christine Haderthauer (Artikelbild rechts) erst die Stange hielt und nun so langsam auf Distanz geht. In Interviews mit dem Bayerischen Fernsehen und dem ZDF widmete Seehofer Frau Haderthauer einige kritische Bemerkungen. Manches, was die Ministerin in den vergangenen Tagen geäußert habe, sei nicht hilfreich und klug gewesen, sagte der CSU-Vorsitzende.

Kleine Autos, kleine Geschäfte?

Gegen Haderthauer wird wegen Betrugsverdachts ermittelt. Der ganze Fall trägt die Überschrift "Modellbau-Affäre", da im Zentrum das Geschäft mit Auto-Miniaturen steht. Konkret geht es um den Verdacht, dass der französische Geschäftsmann Roger Ponton von Haderthauer und deren Ehemann Hubert bei dem Unternehmen Sapor Modelltechnik um mehr als 30.000 Euro geprellt wurde. Die Staatsanwaltschaft München II hatte Ende der Woche keine Prognose abgeben wollen, wie lange die Überprüfung der Betrugsvorwürfe noch dauern könnte. Gegen Haderthauers Ehemann wird zusätzlich auch wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung ermittelt.

Pikant an der Geschichte ist unter anderem, dass die Modellautos von Strafgefangenen zusammengebastelt wurden. Der Mann Haderthauers hatte, wenn man den Berichten Glauben schenken darf, seinem Geschäftspartner suggeriert, dass die ganze Unternehmung kaum Gewinne abwerfe. Doch daran gibt es nun ziemliche Zweifel.

Nicht diskutieren. Klären.

Seehofer riet seiner Staatskanzleichefin im ZDF-"Sommerinterview", sie solle bei der Staatsanwaltschaft versuchen, die Vorwürfe zu entkräften - und diese nicht in der Öffentlichkeit diskutieren. Als Regierungschef sei ihm wichtig, dass möglichst bald Klarheit herrsche, denn auf Dauer beeinträchtigten die Vorwürfe gegen Haderthauer die Arbeit seines Kabinetts, sagte er dem BR-Fernsehen.

Darin ist sich Seehofer mit der Opposition einig. In einer anderen Frage - derzeit - aber nicht: Seehofer betonte, er wolle an Haderthauer festhalten. Er erwähnte aber zugleich zwei Punkte, die zu einer anderen Einschätzung führen könnten: eine Erhärtung der Verdachtsmomente oder eklatante Widersprüche zu dem, was die unter Druck stehende Politikerin bisher mitgeteilt habe.

Christine Haderthauer und Hubert Haderthauer
Ein unbeschwerter Moment im Leben der Eheleute Christine und Hubert Haderthauer: Bayreuth 2008Bild: picture-alliance/dpa

Von Mitarbeitern Haderthauers war in der vergangenen Woche zu hören, dass ihre Chefin erst unter Druck zur Hochform auflaufen könne. Am Druck fehlt es nun wahrlich nicht. Allerdings hat sie es mit einem Vorsitzenden zu tun, dessen Partei auch bei einem anderen Thema nicht gerade Rückenwind verspürt: das CSU-Lieblingsprojekt einer Pkw-Maut ist nun nicht gerade leichtgängig.

In der Auseinandersetzung innerhalb der großen Koalition darüber drang Seehofer in seinen Wochenend-Interviews auf die Vertragstreue von Schwarz-Rot. Die Pkw-Maut sei im Koalitionsvertrag vereinbart und müsse nun umgesetzt werden. "Wir haben den Energieminister Sigmar Gabriel sehr unterstützt bei der Energiewende", sagte er. "Da hätten wir auch viele Fragen stellen können, aber wenn man in einer Koalition ist, hat man das Vereinbarte zu unterstützen."

ml/SC (dpa, BR)