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Seattle triumphiert beim Super Bowl

Joscha Weber3. Februar 2014

Mehr als 800 Millionen TV-Zuschauer und 82.500 Fans im Stadion sehen Einbahnstraßen-Football: Die Seattle Seahawks dominieren den 48. Superbowl. Denver scheitert, weil Quarterback Peyton Manning versagt.

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Super Bowl 2014: Seattle Seahawks Wide receiver Doug Baldwin rennt mit dem Ball (Foto: Getty)
Bild: Getty Images

Vielleicht gab sein Körper einfach nicht mehr her. Peyton Manning, der wertvollste Spieler der Saison, der Grand Seigneur des American Football, der Mann mit der historischen Chance, als erster Spielmacher den Super Bowl mit zwei Teams zu gewinnen, fand schlicht nicht statt. Mit Ausnahme eines sauberen Passes in den Schlusssekunden des dritten Viertels wirkte Manning wie ein Schatten seiner selbst, manchmal gar wie ein überforderter Nachwuchs-Spieler. Der 37-Jährige Routinier, der nach seiner vierten Wirbeloperation 2012 erst einmal wieder laufen und werfen lernen musste und immer noch leicht humpelt, stand nach einer langen und erfolgreichen Saison ausgerechnet im Finale komplett neben sich. Während Seattle nicht nur wie gewohnt defensiv überzeugte, sondern offensiv nahezu spielerisch leicht zum 43:8 (22:0)-Erfolg stürmte, haderten Manning und sein Team sichtbar mit sich selbst. Die bislang beste Offensive der National Football League (NFL) war eigentlich gar nicht auf dem Spielfeld. Und das lag maßgeblich auch am Star-Quarterback Peyton Manning. Der scheiterte tragisch: an Seattles knallharter Defensive - und den eigenen Nerven.

Das Vorspiel zum Spiel der Spiele triefte mal wieder vor amerikanischem Pathos. Erst trällerte Queen Latifah lächelnd "America the beautiful", dann schmetterte Renee Fleming flankiert von einem Soldatenchor gefühlsgeladen die amerikanische Hymne und im Stadion ruhten tausende Hände auf den Herzen. Der vorläufige Höhepunkt des Showprogramms vor dem Match: Ein weißer arabischer Hengst, geritten von einer blonden Reiterin, stürmte ebenso ungestüm wie die dahinter laufenden Broncos hinein in die Arena. Ein Hauch wilder Westen wehte durch das MetLife Stadium in East Rutherford.

Wo war Manning?

Zum Wesentlichen, dem Spiel: Der Start hätte für Manning und die Broncos kaum schlechter laufen können: Nach nur zwölf Sekunden ging ein von Center Manny Ramirez für Manning gedachter Pass über den Quarterback hinweg und hätte beinahe zum Touchdown für Seattle geführt. Die Szene endete mit einem sogenannten Safety, also einem absichtlichen Punktverlust durch die Broncos, um einen Touchdown zu vermeiden. Und schon stand es 0:2 aus Sicht der Broncos - der schnellste Punktverlust in der Super-Bowl-Geschichte.

Super Bowl 2014: Broncos-Quarterback Peyton Manning fand nicht ins Spiel (Foto: Getty)
Erst ideenlos, dann ratlos: Broncos-Quarterback Peyton Manning fand nicht ins SpielBild: Getty Images

Auch in der Folge drückten die Seahawks dem Spiel ihren Stempel auf: Seattle-Quarterback Russell Wilson suchte einen Passempfänger, fand keinen und marschierte einfach selbst los. Erst kurz vor der 10-Yard-Linie konnten ihn die Broncos stoppen. Die Seahawks wählten die Chance aufs Fieldgoal, das Steven Hauschka souverän verwandelte. Nach gut vier Minuten führten die Seahawks bereits mit 5:0. Und noch vor Ende des ersten Viertels erhöhte Hauschka mit einem weiteren Fieldgoal auf 8:0 für Seattle.

Ohrfeigen für die Broncos

Denver versuchte sich nun zu sortieren, Seattle etwas unter Druck zu setzen, doch ausgerechnet der so erfahrene Chef der Broncos, Peyton Manning, warf in dieser Phase eine sogenannte Ente, einen kapitalen Fehlpass. Eine symbolische Szene für sein Spiel an diesem Abend. Stattdessen punktete mal wieder Seattle: Mit Vehemenz stürmte Marshawn Lynch im zweiten Viertel durchs löchrige Denver-Getümmel, das aber auch nur einen Yard vor der End Zone von Denver stattfand. Weil auch der Extrapunkt durch Hauschka reinging, führte Seattle nun schon mit 15:0 - eine Ohrfeige für die Broncos.

Super Bowl 2014: Denver Broncos outside linebacker Nate Irving (r.) im Duell mit Seattle Seahawks wide receiver Jermaine Kearse (l.) (Foto: dpa)
Hart zugepackt: Seattles Defensive war über die Saison hinweg und auch im Finale die BesteBild: picture-alliance/dpa

Und es kam noch schlimmer: Ein weiterer haarsträubender Fehlpass von Manning wurde zur Vorlage für Malcolm Smith, der durchstartete und ungefährdet zum Touchdown lief. Inklusive des Extrapunkts durch den treffsicheren Hauschka erhöhte Seattle auf 22:0.

Weitaus unterhaltsamer: die Halbzeitshow

Die Red Hot Chili Peppers, Bruno Mars und unzählige Statisten rockten in der Halbzeitshow das Publikum und sorgten für deutlich mehr Abwechslung als das Spiel selbst, das genauso einseitig weiterging wie vor der Pause. Direkt nach dem Kick off fing Percy Harvin das Ei ab und lief im Zick-Zack kinderleicht um seinen Gegenspieler in die Denver-Endzone zum 29:0 - ein weiterer Rekord in der Super-Bowl-Geschichte.

Der Rest der Partie ist schnell erzählt: Denver spielte offensiv katastrophal schlecht und wirkte defensiv nachhaltig verunsichert. Die Seattle Seahawks zogen im dritten Drittel dank Jermaine Kearses unwiderstehlichen Slalomlaufs auf 36:0 davon, ehe die Broncos endlich die "0" ablegten: Mannings Klasse blitze kurz auf, als er Receiver Demaryius Thomas mustergültig zum 8:36 bediente. Seattle antwortete unbeeindruckt im letzten Viertel mit dem 43:8 durch Doug Baldwin, der sich erneut viel zu leicht durch die Denver-Defensive durchtanken konnte. Und so endete ein denkwürdiger Abend in East Rutherford mit einer Klatsche für die hoch gehandelten Denver Broncos und einer rauschenden Siegerparty der Seattle Seahawks - die übrigens schon weit vor dem Abpfiff begann.