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Grubenunglück in Polen

22. November 2006

Bei einer Gasexplosion in einem südpolnischen Kohlebergwerk sind mindestens acht Bergleute ums Leben gekommen. Die Suche nach Überlebenden dauert an, wird aber durch weitere Explosionsgefahr erschwert.

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Bangen um ihre verschütteten Kollegen: Bergbau-Kumpels der Zeche "Halemba" in Ruda Slaska
Bangen um ihre verschütteten Kollegen: Bergbau-Kumpels der Zeche "Halemba" in Ruda SlaskaBild: AP

Im südpolnischen Ruda Slaska sind bei einem schweren Grubenunglück mindestens acht Bergleute ums Leben gekommen. Das Schicksal von 15 weiteren Vermissten ist noch ungewiss. Die durch den Austritt von Methangas ausgelöste Explosion ereignete sich am Dienstagnachmittag (21.11.2006 ) in der Zeche "Halemba". Die Rettungsarbeiten mussten seitdem immer wieder unterbrochen werden, da die Gefahr einer weiteren Explosion besteht.

Der Sprecher der Bergbaugesellschat, Zbigniew Madej, bezeichnete die Lage für Retter wie Verschüttete als "extrem schwierig". Da bei der Explosion die Belüftungsanlage zerstört wurde und damit das Atmen äußerst erschwert werde, müsse "mit dem Schlimmsten gerechnet" werden, sagte er. Um die Arbeit der Rettungskräfte zu erleichtern und die Chancen etwaiger Überlebender zu erhöhen, soll nun zunächst ein neues Belüftungssystem installiert werden.

Keine Lebenszeichen

Bergbauarbeiter warten nach ihrer Schicht auf den Bus. Zum Gedenken an die getöteten Kumpels wurden auch an der Haltestelle Blumenkränze aufgehange.
An der Bushaltestelle der Zeche sind Blumenkränze angebracht zum Gedenken an die getöteten KumpelsBild: AP

Trotz unermüdlichen Einsatzes konnten bisher lediglich die Leichen von sechs getöteten Kumpeln geborgen werden, zwei weitere Opfer wurden geortet. Von den 15 Vermissten in 1000 Meter Tiefe gibt es keine Lebenszeichen. Die Überlebenschancen der Vermissten werden daher als zunehmend geringer eingestuft. Die verzweifelten Angehörigen, die auf dem Gelände des Bergwerks auf Nachricht warten, werden von Seelsorgern betreut.

Der betroffene Schacht der Mine war bereits im März aus Sicherheitsgründen geschlossen worden, bestätigte der Chef der staatlichen Betreibergesellschaft, Grzegorz Pawlaszek. Dort sei jedoch Gerät im Wert von 70 Millionen Zloty (17 Millionen Euro) zurückgelassen worden, das die Arbeiter am Dienstag holen sollten, als sich die Explosion ereignete.

Kritik an Sicherheitsstandards

Die Kohlegrube Halemba wurde 1957 in Betrieb genommen und ist damit eine der ältesten in Polen. Bereits im Jahr 1990 wurden in dem Bergwerk 19 Arbeiter bei einer Gasexplosion getötet, ein Jahr später kostete ein Grubenunglück fünf Menschen das Leben. Im Februar 2006 konnte ein verschütteter Bergmann nach fünf Tagen gerettet werden.

Gewerkschaften beklagen sinkende Sicherheitsstandards in den polnischen Bergwerken. Sie machen fehlende Investitionen und einen massiven Abbau von Arbeitsplätzen dafür verantwortlich. Der polnische Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski war noch am Abend zur Unglücksgrube gereist. Er versprach Hilfe für die Familien der Verunglückten. (ba)