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Schlacht um Basra

25. März 2008

US-Präsident Bush sah zum fünften Jahrestag des Irakkrieges die Wende zu mehr Stabilität im Land vollzogen. Das erweist sich als Fehleinschätzung. Die Gewalt flammt wieder auf, vor allem in der südirakischen Stadt Basra.

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Irakische Polizisten in Basra (Quelle: AP)
Es soll ein "rein irakischer" Militäreinsatz in Basra sein. Irakische Polizisten beziehen StellungBild: AP

Seit Sommer 2007 schien sich die Gewalt im Irak abzuschwächen. Immer mehr Iraker schauten wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft. Doch für den aufkeimenden Optimismus scheint es keine Nahrung mehr zu geben. Vor allem im Süden des Landes, in der Stadt Basra, bekämpfen sich Milizionäre der schiitischen Mahdi-Armee und Regierungstruppen. Aus mehreren Stadtteilen wurden heftige Gefechte gemeldet.

Die irakischen Behörden hatten in der Hafenstadt am Persischen Golf zuvor eine Ausgangssperre verhängt. Alle Schulen wurden bis auf weiteres geschlossen. Augenzeugen berichteten, auf dem Flughafen von Basra seien mehrere US-Kampfflugzeuge gelandet. Die US-Armee berichtete unterdessen, die Koalitionstruppen hätten in der Nacht zum Dienstag unweit von Basra fünf Extremisten getötet, die gerade einen Sprengsatz platziert hätten.

Lage "außer Kontrolle"

Dabei sollte Basra eine Vorbildfunktion für das ganze Land haben. Die Iraker sollten wieder für sich selbst sorgen. Im Dezember hatten sich britische Truppen aus der Stadt zurückgezogen und das Feld für die irakischen Behörden frei gemacht. Doch die konnten bislang nicht für Stabilität sorgen.

Bereits in der vergangenen Woche hatten irakische Medien mehrfach über eine Verschlechterung der Sicherheitslage im Südirak berichtet. In der überwiegend von Schiiten bewohnten Region liefern sich die Miliz des radikalen Schiitenführers Moktada El-Sadr und die Badr-Organisation von Abdel Asis Hakim einen Kampf um die Vorherrschaft. Hasan Kadhin, Generalsekretär der Badr-Organisation, nannte die Situation in Basra den Berichten zufolge "außer Kontrolle".

Eigentlich hatte Al-Sadr die Milizionäre der Mahdi-Armee im vergangenen Jahr aufgefordert, ihre Angriffe auf die US-Truppen einzustellen. Diese erst auf ein halbes Jahr befristete "Waffenruhe" wurde kürzlich von ihm verlängert. Ein örtlicher Sprecher der Sadr-Miliz erklärte, die Regierung gehe gegen Kämpfer vor, die Sadrs Befehl einer Waffenruhe ablehnten. "Wir sind bereit für Verhandlungen und wollen die Dinge beruhigen", betonte er.

Keine britischen Soldaten im Einsatz?

Der irakische Ministerpräsident Nuri el Maliki beaufsichtigte den Militäreinsatz gegen schiitische Milizen in Basra persönlich. Maliki sei bereits am Montag mit einer Delegation eingetroffen und befinde sich in einem Stützpunkt der irakischen Armee, sagte ein britischer Militärsprecher der Nachrichtenagentur AFP. Eine andere Vertreterin der britischen Armee betonte, britische Soldaten seien an dem Einsatz nicht beteiligt. Dieser sei "rein irakisch".

Einem Bericht der britischen Zeitung "Sunday Mirror" zufolge wollen die USA die britischen Streitkräfte aber zu einer Rückkehr nach Basra bewegen. Das Blatt berichtete am Sonntag unter Berufung auf US-Militärkreise, die Lage im Südirak sei "äußerst besorgniserregend".

4000 tote US-Soldaten

Irak Krieg, 4000 Tote, Pat Conard in San Francisco
4000 Kerzen, für jeden toten US-Soldaten eine. Auf dem Civic Center Plaza in San FranciscoBild: AP

Doch auch in anderen Landesteilen kam es wieder zu schlimmen Gewaltausbrüchen. Allein am Sonntag wurden bei Anschlägen mehr als 60 Menschen getötet, mehr als 70 wurden teils schwer verletzt. Bei Militäreinsätzen wurden nach Angaben der US-Streitkräfte zudem 17 Aufständische getötet und 30 weitere festgenommen. Der folgenschwerste Anschlag ereignete sich in der nordirakischen Stadt Mossul: Ein Selbstmordattentäter raste mit seinem Auto in den Innenhof eines Militärstützpunkts und zündete dort seinen Sprengsatz. 13 irakische Soldaten starben.

Nach weiteren Todesopfern am Wochenende kommt der unabhängige Onlinedienst icasualties.org, der die offiziellen Mitteilungen des US-Militärs auswertet und eine Statistik über die US-Verluste im Irak und in Afghanistan führt, zu dem Schluss, dass seit dem Einmarsch der USA im Irak am 20. März 2003 insgesamt 4000 US-Soldaten ihr Leben ließen. US-Präsident George W. Bush sprach von einem "düsteren Augenblick".

Er werde alles tun, "um sicherzustellen, dass diese Menschenleben nicht vergebens verloren wurden", sagte Bush am Montag in Washington. Zugleich versicherte er, dass die USA an ihrer Strategie festhalten, "den Sieg zu erringen". Bush nannte aber nicht ausdrücklich die Zahl von 4000 toten Soldaten und bezog sich auch auf zivile Opfer. Die Schätzungen zur Zahl der Todesopfer in der irakischen Zivilbevölkerung reichen von 82.000 bis 90.000. (stl)