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Schweinegrippe

27. April 2009

Die Angst vor der Schweinegrippe grassiert - schneller noch als das Virus.

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Ein Mitarbeiter der Tiergesundheitsbehörde Taiwans versprüht anti-bakterielle Lösung in einem Schweinestall Foto: AP
Bild: AP
Schweine, dicht gedrängt, in einem Stall (Bild: dpa)
Bild: picture-alliance / Helga Lade

A/H1N1 - so heißt das neue Schreckenswort. Eine medizinische Abkürzung für eine Spielart der Schweinegrippe. Die Schweine-Influenza ist normalerweise eine Erkrankung der Atemwege von Schweinen. Sie wird durch Grippeviren des Typs A ausgelöst. Ebenso wie beim Menschen tritt die Grippe bei Schweinen mehr oder weniger regelmäßig auf, allerdings sterben nur wenige der infizierten Tiere.

Zwei Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde in einem Schweinestall in Taiwan Foto: AP
Bild: AP

Bei dem Schweinegrippevirus, das derzeit in Mexiko grassiert, handelt es sich um eine neue Variante des bekannten Subtyps A/H1N1. Wahrscheinlich ist sie aus dem Erreger der Vogelgrippe mutiert. Das Tückische an dieser neuen Variante ist, dass sie offensichtlich Influenzaviren vom Schwein, von Vögeln und vom Menschen verbindet und sowohl von Tier zu Tier, von Tier zu Mensch, aber auch von Mensch zu Mensch übertragen wird.

Ein Mediziner kontrolliert die Körpertemparatur eines Mannes Foto: picture-alliance
Bild: picture alliance / landov

In Mexiko sind inzwischen mehr als tausend Menschen erkrankt, die Zahl der Todesfälle ist auf über hundert gestiegen. Mexiko kämpft mit teils drastischen Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Schweinegrippe. Menschen, die die Innenstadt von Mexiko City betreten wollen, werden vorher durch Gesundheitsbehörden kontrolliert.

Leeres Klassenzimmer mit Tischen und Stühlen Foto: picture-alliance
Bild: picture-alliance/ dpa

Schulen und Kindergärten sind inzwischen geschlossen, ebenso wie Museen, Kinos, Theater und Büchereien. Öffentliche Veranstaltungen wie Fußballspiele oder Konzerte werden abgesagt. Manche Menschen haben sich anscheinend durch Hamsterkäufen auf einen längeren Aufenthalt zu Hause eingerichtet.

Menschen mit Mundschutz-Masken vor dem gesicht warten vor einem Krankenhaus in Toluca, Mexiko Foto: AP
Bild: AP

Die Menschen versuchen, sich mit Mundschutz-Tüchern vor der Ansteckungsgefahr zu schützen. Unter Menschen verbreitet sich das aktuelle Virus offenbar ähnlich wie bei einer 'normalen Grippe' durch Niesen und Husten, sowie durch engen Kontakt mit bereits infizierten Menschen. Anders als bei der Influenza-Grippe, die hauptsächlich für Keinkinder, Ältere oder geschwächte Personen gefährlich werden kann, sind bei der Schweinegrippe hauptsächlich junge Menschen zwischen 25 und 45 erkrankt.

Gesundheitsmitarbeiter in Arztkitteln und mit Mund-schutz im Flughafen-gebäude Mexico City Foto: AP
Bild: AP

Auf allen Busbahnhöfen und Flughäfen Mexikos sind medizinische Teams unterwegs, zum Teil in Begleitung von Polizisten und Soldaten, um potentielle Grippekranke aufzuspüren und in Quarantäne zu bringen, bevor sie das Land verlassen und das Virus weitertragen können.

Ein Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde steht im Internationalen Flughafen von Hong Kong bereit, um ankommende Passagiere zu kontrollieren Foto: AP
Bild: AP

Weltweit sind die Behörden in Alarmbereitschaft, besonders an den internationalen Flughäfen werden Reisende aus Mexiko streng kontrolliert. Trotzdem ist der Erreger schon weiter gezogen, in den USA, Neuseeland und Europa wird schon von neuen Verdachtsfällen berichtet. Die Weltgesundheitsorganissation WHO zeigte sich besorgt, dass es zu einer Pandemie, einer weltweiten Ausbreitung, kommen könne.

Küssendes Paar in Mexiko, beide tragen einen Mundschutz Foto: picture-alliance
Bild: picture-alliance/ dpa



Um sich vor einer möglichen Ansteckung zu schützen, gelten auch im Fall der Schweinegrippe ähnliche Regeln wie bei der "normalen Grippe": Häufiges Händewaschen, kein Händeschütteln oder Küssen. Im aktuellen Fall der Schweinegrippe hilft womöglich auch ein Mundschutz. Der sollte allerdings nur zusätzlich zu den ohnehin verbreiteten Tipps verwendet werden.

Das Anti-Grippe-Medikament Tamiflu Foto: AP
Bild: AP



Als Vorbeugung oder in den ersten 48 Stunden nach einer Infektion empfehlen die amerikanische und europäische Seuchenbehörde die rezeptpflichtigen Medikamene Oseltamivir (Tamiflu) und Zanamivir (Relenza). Beide Arzneien hemmen die Infektion oder schwächen den Krankheitsverlauf zumindest ab.

Ein Schweine-Kotelett in einer Auslage einer Metgerei Foto: picture-alliance
Bild: picture-alliance/ dpa

Auf das Schweineschnitzel muss allerdings keiner verzichten. Nach den bisherigen Erkenntnissen der Behörden und der WHO kann sich niemand über Schweinefleisch und daraus verarbeitete Produkte mit der Influenza anstecken.

Ein Ferkel wird gegen Grippe geimpft Foto: picture-alliance
Bild: picture-alliance/ dpa

Eine Impfung gegen die aktuelle Form der Schweinegrippe ist bislang nicht möglich. Ähnlich wie bei der "normalen Grippe" muss zunächst das aktuelle Virus isoliert und analysiert werden. Die Entwicklung eines entsprechenden Impfstoffes dauert dann noch mal einige Monate. Ein weiteres Problem ergibt sich aus der rasanten Mutation von Influenza-Viren. So muss jedes Jahr der Impfstoff gegen die jährlich wiederkehrende Grippewelle an die neuen Varianten der Erreger angepasst werden.

Veterinärmitarbeiter im weißen Schutzanzug hinter einer Absperrung mit Schildern: 'Seuchenverdacht', 'Betreten verboten' und 'Desinfektionszwang' Foto: dpa
Bild: picture-alliance/ dpa



Die schnelle Ausbreitung und das 'Überspringen' von Tier auf Mensch erinnert an die jährlich wiederkehrenden Fälle von Vogelgrippe, der weltweit seit 2003 über 250 Menschen zum Opfer gefallen sind.

Erkälteter Mann mit Taschentuch vor dem Gesicht Foto: picture-alliance
Bild: picture alliance / empics

Welche Auswirkung die 'mexikanische Grippe' auf Deutschland hat, läßt sich zur Zeit schwer abschätzen. Bei ersten Anzeichen von Grippe wie plötzliches Fieber, Husten und Probleme beim Atmen, aber auch Kopf- und Gliederschmerzen sollte sofort ein Arzt kontaktiert werden.

Autorin: Rachel Gessat
Redaktion: Wim Abbink