Schwarzmalerei | Sprachbar | DW | 18.07.2012
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Sprachbar

Schwarzmalerei

Wer schwarz fährt, schwarz malt und dann auch noch schwarz sieht, der kann warten, bis er schwarz wird, denn es könnte der schwärzeste Tag in seinem Leben werden. Das bekommt er auch schwarz auf weiß!

Wer zur Gruppe der Schwarzseher gehört, hat es wahrscheinlich nicht leicht: bei einer Party wird es bestimmt regnen, im Urlaub wird bestimmt das Auto gestohlen, zu einem wichtigen Termin kommt man bestimmt verspätet, weil gerade der Zug, in den man steigt, eine Panne hat. Die Liste dessen, was Schwarzseher oder Schwarzmaler so alles befürchten, könnte unendlich fortgeführt werden.

Warum wir schwarz immer den schwarzen Peter zuschieben ...

Das Kartenspiel Schwarzer Peter

Vorsicht vor dem schwarzen Peter!

Wenn man im übertragenen Sinne schwarz sieht, dann erwartet man nur das Schlimmste. Mit Schwarz, das eigentlich keine Farbe ist, da es – anders als weiß – keine anderen Farben beinhaltet, wird in unserer Sprache sehr viel Negatives und Böses verbunden. Gehen wir der Sache mal auf den Grund.

Das Farbadjektiv schwarz taucht in der deutschen Sprache im achten Jahrhundert auf. Es stammt vom germanischen Wort für schwarz ab: swarta. Die genaue Herkunft ist jedoch unklar. Man vermutet, dass eine Verwandtschaft zum Wort Schmutz besteht.

Witwen in Schwarz …

Vier Gothik-Anhänger laufen schwarz bekleidet einen Weg entlang

Keine Trauergäste, sondern Anhänger der "schwarzen" Gothic-Szene

Im Allgemeinen steht schwarz für den Tod, da man früher davon ausging, dass ein verstorbener Mensch nach der Beerdigung schwarz wird. Sagt jemand also: „Da kannst du warten, bis du schwarz wirst“ soll das bedeuten, dass die erwartete Sache niemals eintritt und die Person bis an ihr Lebensende darauf warten wird.

Hinzukommt, dass man in unserem Kulturkreis in schwarzer Kleidung zu einer Beerdigung geht, um so seine Trauer zu zeigen. Manchem Trauergast wird bei einem solchen Anlass schwarz vor Augen. Der Blutdruck sinkt, man sieht nichts mehr und wird ohnmächtig. Früher war schwarze Kleidung für Witwen eine gesellschaftliche Pflicht. Die nun alleinstehenden Damen trugen Trauer, hüllten sich in Schwarz und zeigten so ihre Trauer und ihren Familienstand an – zumindest für eine gewisse Zeit, manche sogar das ganze Leben lang. Heutzutage wird jedoch gesellschaftlich nicht mehr so schwarz-weiß gedacht.

… und schwarze Witwen

Eine männliche Schwarze Witwe (lat.: Latrodectus tredecimguttatus) hängt in einem Glaskasten im Biozentrum Grindel in Hamburg, vor der Spinne ein Kokon, in dem die Jungspinnen heranwachsen.

Sie haben ein kurzes Leben: die männlichen "schwarzen Witwen"

Ist von einer schwarzen Witwe die Rede, handelt es sich nicht um eine trauernde Dame, sie verlieh nur dieser Spinnengattung ihren Namen. Und das hat seinen Grund: Diese Spinne frisst nach dem Geschlechtsakt das Männchen auf und macht sich somit selbst zur Witwe. Umgangssprachlich betitelt man aber auch Frauen als schwarze Witwen, die besonders viele Männer „vernaschen“.

Apropos Männer: Wer ist denn dieser schwarze Peter, von dem alle reden, den man einem anderen zuschiebt? Eigentlich handelt es sich dabei um ein Kartenspiel, bei dem der- oder diejenige, die den Schwarzen Peter als letzte Karte in der Hand hält, eine vereinbarte Strafe erhält. Mittlerweile hat sich die Redewendung jemandem den schwarzen Peter zuschieben allerdings eingebürgert, um auszudrücken, dass man dieser Person die Schuld an etwas gibt oder sie etwas Unangenehmes machen lässt.

Die schwarze Liste

Geld in schwarzer Tasche

Wer halbseidene Geschäfte macht, verdient eine Menge Schwarzgeld

Eine andere Bedeutung von schwarz im Sprachgebrauch ist „inoffiziell“ oder „illegal“. Fährt jemand ohne Fahrkarte Zug, so fährt er schwarz. Arbeitet jemand, ohne offiziell angemeldet zu sein, dann arbeitet er schwarz. Handelt jemand auf einem Schwarzmarkt mit staatlich verbotenen Dingen, sollte er sehr vorsichtig sein, wem er davon erzählt, denn es kann durchaus sein, dass er angeschwärzt wird, die Person einen also verrät. Denn mancher Schwarzmarkt floriert so gut, dass einige ganz gesetzestreue Bürger sich da schwarz ärgern.

Bleiben wir einmal in der Wirtschaft: da werden nämlich entweder rote oder schwarze Zahlen geschrieben. Und ausnahmsweise hat schwarz hier mal eine positive Bedeutung. Die schwarzen Zahlen stehen nämlich für Gewinne, die roten dagegen für Verluste.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Ein schwarzes Schaf steht auf einer Weide zwischen einer Gruppe von weißen Schafen.

Keiner ist gerne das schwarze Schaf in der Herde

Wer schwarze Zahlen schreiben will, der kann sich ja an der Suche nach dem schwarzen Gold versuchen. Wer ein neues großes Erdölfeld entdeckt, hat nämlich finanziell erst einmal ausgesorgt. Wer sich hierbei mit jemandem zusammentun will, sollte bei der Wahl des Partners vorsichtig sein. Denn mancher Zeitgenosse gönnt dem anderen redensartlich nicht das Schwarze unter dem Fingernagel.

Der Neider macht so deutlich, dass das Gegenüber in seinen Augen nicht einmal den Schmutz unter den Fingernägeln verdient hat. Bleibt zu hoffen, dass die Pessimisten und Neider unter uns irgendwann ihre schlechten Eigenschaften ablegen und die Zeit rückblickend als schwarzes Kapitel in ihrem Leben betrachten. Reiht sich allerdings ein schwarzes Kapitel im Leben an das nächste, ist einem die Rolle des schwarzen Schafes sicher. Man ist also bildlich gesehen das auffälligste Schaf der Herde – und zwar ganz gewiss nicht in positiver Hinsicht.

Schwarz – schwärzer – am schwärzesten

Kaffeetasse Tisch

Tiefschwarzer Kaffee hält lange wach!

Eigentlich sollte man meinen, dass nichts dunkler sein kann als schwarz und es daher keine Steigerungsform des Wortes gibt. Aber auch schwarz hat unterschiedliche Schattierungen, so dass etwas schwärzer sein kann als etwas anderes. Sagt jemand etwa: Das war der schwärzeste Tag in meinem Leben, so drückt er aus, dass es der allerschlimmste Tag überhaupt war.

Um die besondere Schwärze von etwas hervorzuheben, bedient sich die deutsche Sprache jedoch auch noch einiger anderer Hilfswörter. Dann beschreiben wir nämlich etwas als tiefschwarz, pechschwarz, kohlrabenschwarz oder sogar als schwarz wie die Nacht.

Black is beautiful

Die Schauspielerin Audrey Hepburn an der Seite von Gregory Peck

Die berühmteste Trägerin des "kleinen Schwarzen": Audrey Hepburn

Und wer in Deutschland seinen Kaffee schwarz trinkt, braucht weder Milch noch Zucker. Scherzeshalber sagt man hier übrigens, dass man einen Menschen daran erkennen kann, wie er seinen Kaffee trinkt. Bei den Kaffeetrinkern, die ihn schwarz genießen, sagt man, sie trinken ihn so schwarz wie ihre Seele ist. Im Umkehrschluss behaupten die Kaffeetrinker, die ihn mit Milch und Zucker verfeinern gerne von sich, dass ihr Kaffee so sei, wie sie selbst: blond und süß. Ob man mit der Behauptung allerdings den Kern der Sache trifft, also ins Schwarze trifft, bleibt zweifelhaft.

Zu guter Letzt soll hier aber auch mal eine Lanze für die Schönheit der Unfarbe gebrochen werden. Gerade in Sachen Mode ist schwarz nämlich sehr beliebt, vor allem bei den Damen der Schöpfung. Es gilt meist als edel, elegant und schick. So kam auch das Kleine Schwarze zu seinem Ruhm. Dabei handelt es sich um ein schwarzes Kleid, das der Trägerin eine besondere Grazie verleihen soll. Man könnte die Vorliebe der Damen für schwarz aber auch damit erklären, dass es heißt: Schwarz macht schlank.

Ein kleiner Tipp

Ganz zum Schluss sei allen Schwarzsehern und Schwarzmalern noch ans Herz gelegt, einmal in den Schwarzwald zu kommen, ein leckeres Schwarzbrot zu essen oder ein Schwarzbier zu trinken. Ganz bestimmt sehen sie dann auch nicht mehr so schwarz.


Fragen zum Text

Wird eine erwartete Sache nie eintreten, kann man warten bis man …
1. schwarz malt.
2. schwarz wird.
3. schwarz sieht.

Ein Schwarzmaler ist jemand, der ...
1. ohne Erlaubnis malt.
2. nur schwarze Bilder malt.
3. alles pessimistisch sieht.

Ein Zugkontrolleur verlangt von jemanden ein Bußgeld, weil dieser …
1. schwarz gefahren ist.
2. schwarze Fingernägel hat.
3. auf dem Schwarzmarkt arbeitet.


Arbeitsauftrag
Finde im Text die "schwarze" Entsprechung dieser Aussagen:
1. Mir ist schwindelig.
2. Dieses Jahr haben wir Gewinne eingefahren.
3. Das war der dunkelste Tag in meinem Leben.
4. Pass auf, dass du nicht verpetzt wirst.
5. Du darfst nicht immer alles so pessimistisch sehen.
6. Das wird vielleicht am Sankt-Nimmerleins-Tag passieren.

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