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Schwarzgeld, komm zurück!

Rafael Heiling17. Dezember 2002

Die Bundesregierung will im Ausland geparktes Schwarzgeld zurückholen. Als Lockmittel soll die Zinssteuer dienen – mit einem niedrigen Steuersatz für alle. In Ländern wie Schweden oder Portugal ist das schon Realität.

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Mehr Euros durch weniger Steuer - hofft der MinisterBild: AP

Bisher werden Zinsen in Deutschland mit dem gleichen Satz versteuert wie das persönliche Einkommen – also mit 19,9 bis 48,5 Prozent. Vorher leiten die Kreditinstitute schon mal 30 Prozent Zinsabschlagsteuer an den Staat weiter. Dieser Abzug wird später mit der Steuerschuld verrechnet. Nun soll alles einfacher werden: Jeder zahlt auf Zinserträge 25 Prozent. Sogar die Opposition könnte sich mit einer Zinssteuer anfreunden: CDU und FDP haben die Pläne begrüßt.

Steuern für Zinsen - mal so, mal so

Mit der Pauschalbesteuerung von Zinsen folgt Deutschland dem Beispiel anderer europäischer Staaten. Manche nehmen mehr Steuern (Schweden 30, Finnland 29 Prozent), andere weniger (Portugal 20, Italien 12,5 Prozent). Österreich und Frankreich verlangen – wie in Deutschland geplant – 25 Prozent Zinssteuer. Andere Länder verfahren wie Deutschland bisher: Für die Zinsen gilt der gleiche Satz wie für die Einkommenssteuer. Der beträgt in Dänemark bis zu 59 Prozent, in Deutschland noch 51 Prozent. In Spanien sind es maximal 48 Prozent, danach folgen Luxemburg (43), Irland (42) und Großbritannien (40 Prozent, Stand 2001).

Ob eine europaweit einheitliche Zinssteuer eingeführt werden soll, ist umstritten. Luxemburg dementierte einen Zeitungsbericht, es würde ab 2004 Zinssteuern von EU-Ausländern verlangen, deren Geld in Luxemburg angelegt sei. Auch Österreich will einer Zinssteuer nicht zustimmen, wenn nicht im Gegenzug der Transitverkehr durch das Land beschränkt wird.

Das Geld soll bleiben

Abgesehen davon werde die Zinssteuer in Deutschland wohl nicht dazu führen, dass Anleger ihr Kapital aus Luxemburg abziehen. Das erklärte der Chef der dortigen Bankenvereinigung ABBL, Lucien Thiel. Deutsche Kunden bevorzugten Luxemburg nicht wegen des Bankgeheimnisses, sondern wegen der "guten Dienstleistungen".

In der Schweiz hingegen könnten am Fiskus vorbeigemogelte Gelder bald nicht mehr sicher sein. Die EU fordert von der Schweiz, Konten und Depots von Ausländern an deren Heimat-Finanzämter zu melden; ein Verfahren, das EU-weit eingeführt werden soll. Die Schweiz wolle hart bleiben, erklären Vertreter von Regierung und Banken.