1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Schlächter" der Roten Khmer gestorben

21. Juli 2006

Ta Mok, der letzte Führer der Roten Khmer, ist tot. Erst kürzlich hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den einstigen Anführer des Regimes aufgenommen. Im nächsten Jahr sollte Prozessbeginn sein.

https://p.dw.com/p/8psW
Ta Mok (Archivfoto von 1998)Bild: AP

Der Militärbefehlshaber mit dem Beinamen "Schlächter" starb am Freitag (21.7.2006) mit 80 Jahren in einem Militärhospital in Phnom Penh. Ta Mok galt als treibende Kraft hinter den Massenmorden während der Herrschaft von Pol Pot und der Roten Khmer in den 1970er-Jahren. 1999 war Ta Mok verhaftet worden und saß seitdem ohne Gerichtsverfahren in einem Militärgefängnis in Phnom Penh.

Schwerer Rückschlag für internationalen Prozess

Der Tod von Ta Mok ist ein herber Rückschlag für das Tribunal aus kambodschanischen und internationalen Richtern und Staatsanwälten, das vor drei Wochen in Phnom Penh seine Arbeit aufnahm und die Hauptverantwortlichen der Roten Khmer für den Völkermord zur Rechenschaft ziehen soll. "Mit Ta Mok sind viele wichtige Informationen gestorben", sagte der Pressesprecher des Tribunals, Sambath Reach, in Phnom Penh. Er zeigte sich jedoch überzeugt, dass das Tribunal auch ohne Ta Mok über genügend Beweise verfügen wird, um noch lebende Hauptfiguren der Roten Khmer vor Gericht zu bringen.

Ta Mok hatte in den vergangenen Monaten wiederholt über seinen Anwalt erklären lassen, er sei bereit, sich dem Tribunal zu stellen. Für seine Karriere als Roter Khmer hatte Ta Mok 1964 seine Priesterausbildung abgebrochen. Seine Fähigkeiten als Kämpfer und Kommandeur hatte er bereits im Widerstand gegen die französische Kolonialmacht in Kambodscha unter Beweis gestellt.

30 Jahre zu spät

Die Roten Khmer hatten 1975 die Macht übernommen, vier Jahre später machten vietnamesische Truppen dem Regime ein Ende. Unter der Terrorherrschaft der so genannten Steinzeitkommunisten starben schätzungsweise zwei Millionen Kambodschaner oder gut ein Viertel der Bevölkerung durch Hinrichtungen, Hunger oder menschenunwürdige Lebensumstände.

Mit dem Tod von Ta Mok wachsen die Zweifel, ob es jemals zu Anklagen vor dem Tribunal kommen wird. Zu Wochenbeginn hatte das Zentrum dem Tribunal 383.149 Seiten Zeugenaussagen von Opfern sowie Originaldokumente der Roten Khmer übergeben. Der Direktor des "Documentation Center of Cambodia" in Phnom Penh, Youk Chhang, räumt ein, es werde schwer sein, ehemaligen Rote-Khmer-Funktionären eine persönliche Verantwortung für den Massenmord nachzuweisen. Viele der ehemaligen Anführer sind inzwischen tot oder krank. Der Führer der Roten Khmer, Pol Pot, starb 1998. Andere ehemalige Rote Khmer wie Pol Pots Stellvertreter Nuon Chea leben dagegen bis heute unbehelligt in Kambodscha. (kas)